Eines ist klar: Mit Einlagen in gemeinnützige Stiftungen lassen sich durchaus Steuern sparen – gleich wie mit Spenden an gemeinnützige Organisationen oder mit Parteispenden. Dem Fiskus entgehen somit jährlich Hunderte Millionen Franken an Steuereinnahmen. Gelder, die in gemeinnützige Stiftungen fliessen, sind jedoch nicht einfach weg, die Rechnung muss weitergedacht werden.
Steuereinbussen werden schnell wettgemacht
2019 hat SwissFoundations in einer Studie zusammen mit Steuerexperten von PwC Schweiz erstmals wissenschaftlich untersucht, in welchem Verhältnis die dem Staat entgangenen Steuereinnahmen zum gesellschaftlichen finanziellen Nutzen von Förderstiftungen stehen. Die Studie zeigt, wie die Autoren schreiben, «dass der Allgemeinheit durch gemeinnützige Stiftungen weitaus mehr Mittel zufliessen, als dies bei einer fortlaufenden Besteuerung der entsprechenden Mittel der Fall wäre». Die Studie liefert «erstmalig in Europa einen überzeugenden finanzpolitischen Nachweis, dass sich gemeinnützige Stiftungen für die Schweizer Gesellschaft lohnen». Und dies schon recht bald: Die Steuereinbussen werden je nach Kanton oft schon nach wenigen Monaten durch die von der Stiftung ausgeschütteten Gelder wettgemacht. Bei einer Förderstiftung steht das philanthropische Engagement im Zentrum, nicht die Steuerbefreiung. Die Ergebnisse der Studie zeigten aber auch, «dass steuerliche Gesichtspunkte bei Stiftungsgründungen durchaus eine Rolle spielen». Dabei ist wichtig festzuhalten, wie die Autoren schreiben: «Selbst wenn sämtliche Steueroptimierungsmöglichkeiten ausgenutzt würden – was in der Praxis kaum vorkommt –, fliessen der Allgemeinheit immer noch weitaus mehr Mittel zu, als ihr bei Gründung einer gemeinnützigen Stiftung verloren gingen.»
«Dank der Steuerbefreiung können wir die Objekte zu zahlbaren Preisen der Öffentlichkeit zugänglich machen.»
Christine Matthey, Geschäftsleiterin der Stiftung Ferien im Baudenkmal
Zivilgesellschaftlicher Effekt von Förderstiftungen
Eine zentrale, schlussendlich politische Frage wirft die Studie ebenfalls auf: «Will eine Gesellschaft akzeptieren, dass der Staat seinen Bürgern die Möglichkeit einräumt, privat zu entscheiden, welchen Aspekt des Gemeinwohls sie fördern möchten?» Für was Steuern eingesetzt werden, ist in der Schweiz Teil des demokratischen Prozesses. Bei Förderstiftungen liegt die Wahl, für was das Geld eingesetzt wird, bei den Stifter:innen. Das hat aber einen positiven Effekt: Stiftungen sind flexibler als der Staat, Stiftungen können Risiken eingehen und es werden Innovationen angestossen, für welche der öffentlichen Hand das Geld fehlt. «Im Vergleich mit den Budgets der öffentlichen Hand erscheinen die Summen, die den Stiftungen zur Verfügung stehen, wie ein Tropfen auf den heissen Stein. Dieser Tropfen macht in der Praxis allerdings oft einen erheblichen Unterschied.»
Steuerbefreiung für Stiftungen
Nicht nur die Stifter:innen profitieren von Steuererleichterungen, in der Schweiz sind auch gemeinnützige Stiftungen von den Steuern befreit. Dies erleichtert einerseits das Finanzmanagement und andererseits stehen am Ende des Tages den Stiftungen mehr Gelder zur Verfügung. Es gibt aber auch Stiftungen, welche es ohne Steuerbefreiung in dieser Form wahrscheinlich gar nicht geben würde. Eine davon ist die Stiftung Ferien im Baudenkmal, verortet an der Schnittstelle von Tourismus und Denkmalpflege. Christine Matthey, Geschäftsleiterin der Stiftung Ferien im Baudenkmal, erklärt: «Unsere primäre gemeinnützige Dimension ist es, Baukultur zu retten, dadurch pflegen wir das Kulturerbe der Schweiz.» Aber es kommen weitere Dimensionen dazu: «Wir fördern Ferien vor der Tür, engagieren uns für Slow-Tourismus. Und ein Aufenthalt im Baudenkmal ermöglicht einen Bezug zur lokalen und regionalen Geschichte.» Viele der Baudenkmäler stehen in entlegenen, ländlichen Regionen, die oft von Abwanderung bedroht sind. Für diese Orte schafft Ferien im Baudenkmal auch eine Grundlage für regionale Wertschöpfung.
«Im Vergleich mit den Budgets der öffentlichen Hand erscheinen die Summen wie ein Tropfen auf den heissen Stein.»
Studie SwissFoundations: Stiftungen – Ein gutes Geschäft für die Gesellschaft
Auswirkungen der Steuerbefreiung
Die Arbeit der Stiftung wird hauptsächlich durch Spenden von Förderstiftungen und Privatpersonen finanziert, dazu kommen die Mieterträge der renovierten Objekte. «Dass es uns ohne die Steuerbefreiung nicht geben würde, ist schon recht plakativ gedacht, aber wahrscheinlich gar nicht so weit weg von der Realität», sagt Christine Matthey. Aber nicht nur die rein finanzielle Belastung der Steuern spielt eine Rolle: «Die Stiftung hat letzthin ein baukulturell wertvolles Haus geschenkt gekriegt. Müssten wir darauf die Schenkungssteuer entrichten, wäre nicht nur unser Budget belastet, sondern auch unsere Arbeit im Fundraising enorm erschwert. Die Leute wollen eine neue Türe finanzieren, die Sanierung des Daches unterstützen – und nicht für Steuerbeträge spenden.» Die Steuerbefreiung hat auch einen direkten Nutzen für die Gesellschaft, denn die Ferienwohnungen werden zu erschwinglichen Preisen vermietet: «Wir sind stolz darauf, dass wir Häuser anbieten können, die pro Person etwa so viel kosten wie ein Aufenthalt in der Jugendherberge, auch Familien sollen sich Ferien bei uns leisten können», sagt die Geschäftsleiterin. Die Stiftung besitzt elf der bewirtschafteten Liegenschaften selbst. «Die Stiftung hat durch den Besitz der Liegenschaften ein hohes Vermögen – wenn wir darauf Steuern bezahlen müssten, würde unser Angebot viel teurer und schnell zu einem Luxusprodukt. Dank der Steuerbefreiung können wir die Objekte zu bezahlbaren Preisen der Öffentlichkeit zugänglich machen.» Die Steuerbefreiung betrifft aber nicht alle Steuern, die Stiftung bezahlt Mehrwertsteuern und auch lokale Kurtaxen. «Wir haben für fast jedes unserer Häuser ein anderes Verfahren, wie wir die Kurtaxen entrichten müssen, was einen enorm hohen administrativen Aufwand erfordert», sagt Christine Matthey und führt weiter aus: «Müssten wir für all unsere Liegenschaften auch Steuern bezahlen, müssten wir allein für die Administration wahrscheinlich einen Treuhänder anstellen und auch unsere Overhead-Kosten würden sich erhöhen.»