Interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) ist in der Gesundheitsversorgung weltweit zu einem Schlagwort geworden. IPZ setzt zur Sicherstellung grösstmöglicher Qualität von Gesundheitsleistungen auf die enge Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsfachpersonen, Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen sowie weiteren Beteiligten. Zu letzteren gehören auch formell Freiwillige, die sich in Organisationen des Gesundheitswesens engagieren.
Doch wie gelingt es aus Sicht der verschiedenen beteiligten Akteure Freiwillige erfolgreich in Organisationen und konkret IPZ einzubinden? Dieser Frage sind das CEPS und das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie der ZHAW im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (Förderprogramm «Interprofessionalität im Gesundheitswesen») nachgegangen.
Der keineswegs kleine Unterschied
Eines tritt im Rahmen des Forschungsprojekts deutlich zu Tage: Freiwillige werden von allen beteiligten Akteursgruppen als wichtige Ergänzung gesehen, die durch ihre Anwesenheit die Qualität der Gesamtleistung im Gesundheitswesen erhöhen. Durch die Übernahme von Leistungen, die über den Grundauftrag hinausgehen – etwa das Organisieren von Freizeitangeboten oder Unterstützungsleistungen im Alltag – tragen sie wesentlich zum Wohlbefinden von Patienten bei. Aufgrund ihres anders gelagerten Zugangs zu Patientinnen spielen Freiwillige darüber hinaus oft eine wichtige Vermittlerrolle zwischen diesen und dem Fachpersonal, wodurch die Bedürfnisse ersterer klarer wahrgenommen werden. Gleichzeitig sorgen Freiwillige für Entlastung beim Fachpersonal, das dadurch mehr Zeit für das Erbringen von Grundleistungen hat. Dies führt nicht nur dazu, dass Patientinnen und Patienten die Qualität der Versorgung positiver erleben, sondern hat im Allgemeinen auch zur Folge, dass die Arbeitszufriedenheit beim Fachpersonal steigt.
Die richtige Balance finden
Allerdings treten diese positiven Effekte nicht von alleine auf. Für alle Seiten gilt es einige grundsätzliche Punkte zu beachten, damit der Einsatz von Freiwilligen erfolgreich verläuft. Ganz zentral ist eine klare Rollenverteilung. Dies hilft Freiwilligen dabei, sich in ihrer Arbeit zu orientieren, stellt sicher, dass bezahlte Mitarbeitende sich nicht in ihrer Rolle bedroht fühlen und verhindert, dass Freiwillige das Wohlbefinden von Patienten durch die Übernahme von Aufgaben, für die sie nicht qualifiziert sind, potentiell beeinträchtigen. Gleichzeitig gilt aber auch: Freiwillige lassen sich nicht gerne in ein Korsett zwingen. Organisationen müssen daher eine geeignete Balance zwischen Verpflichtungen und Freiheit für Freiwillige finden. Die Schaffung einer internen Koordinationsstelle erscheint dabei essentiell, um diesen Spagat erfolgreich hinzubekommen. Interessanterweise, scheinen hingegen die Qualifikation der Freiwilligen und deren Kompetenzen hinsichtlich eines gelingenden Einsatzes weniger relevant.
Handlungsempfehlungen
Ein wichtiger Bestandteil des Forschungsprojekts war die Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen an die öffentliche Hand und Organisationen im Gesundheitswesen sowie von Leitfäden für Freiwillige. Nachfolgend finden sich einige Empfehlungen an Organisationen zum gelingenden Einbezug von Freiwilligen:
- Es besteht eine feste Koordinations-Stelle für Freiwillige, die eine Schnittstellenfunktion zwischen den Freiwilligen und den Einsatzbereichen wahrnimmt.
- Freiwillige werden vor Antritt geschult oder von erfahrenen Freiwilligen anfangs «on the job» begleitet, um ihnen relevantes Wissen, geforderte Kompetenzen und Sicherheit zu vermitteln.
- Freiwillige erledigen keine Arbeiten der bezahlten Fachpersonen. Die Rollen- und Aufgabenverteilungen zwischen Fachpersonen und Freiwilligen wird regelmässig überprüft.
- Eine spezifische Einsatzplanung und Einsatzvereinbarung bieten Freiwilligen in ihrem Engagement die notwendige Flexibilität, fördern aber gleichzeitig regelmässige Einsatzzeiten, welche das Vertrauen zwischen KlientInnen/Angehörigen, Fachpersonen und Freiwilligen positiv beeinflussen.
Die weiteren Empfehlungen sowie der gesamte Bericht können hier kostenlos eingesehen werden