2019 war das Jahr der Frauen. Mitte Juni fand nach 1991 der zweite nationale Frauenstreik statt. Insgesamt waren mehrere Hunderttausend Menschen auf der Strasse, in Städten und Dörfern aller Landesteile. Die Forderungen waren klar: Lohn- und Chancengleichheit für Frauen sowie mehr Mitsprache in Unternehmen, Organisationen und auf politischer Ebene. Es war eine der grössten und eindrücklichsten Demonstrationen in der Schweizer Geschichte. Die Zeit ist reif. So hat die Schweizer Bevölkerung auf Worte Taten folgen lassen. Bei den nationalen Erneuerungswahlen ist der Frauenanteil im Bundesparlament von 28,5 Prozent auf über 40 Prozent angestiegen.
Und die Arbeitswelt?
Der Frauenanteil in Führungsgremien von Schweizer Unternehmen entwickelt sich gemäss Schillingreport 2019 kontinuierlich, aber langsam nach oben. In Verwaltungsräten lag der Anteil 2018 bei 25,6 Prozent, doppelt so hoch wie zehn Jahre zuvor. In den Konzernleitungen liegt er nach wie vor unter zehn Prozent.
Umgekehrtes Verhältnis
Der Stiftungsreport 2019 zeigt beim Frauenanteil der leitenden Stiftungsorgane ein Abbild anderer Gesellschaftsbereiche. Es sind 28 Prozent weibliche Stiftungsrätinnen und von 12’893 Präsidien sind nur gerade 20,4 Prozent in Frauenhand. Der Frauenanteil in den Stiftungsräten liegt im Bereich jenes des Nationalrats vor den Wahlen. Die operative Führungsebene der Stiftungen zeigt eine andere Situation. Rund 15 Prozent der Stiftungen haben im Handelsregister Geschäftsführungspositionen eingetragen, davon sind 34,6 Prozent Frauen.
Das aktuelle Jahrbuch der Hilfswerke zeigt das gleiche Bild wie der Stiftungsreport. Auf strategischer Ebene sind es insgesamt 65 Prozent Präsidenten, wobei die Grösse des Betriebsaufwandes keine Rolle spielt. Auf operativer Führungsebene allerdings spielt die Grösse des Betriebsaufwands sehr wohl eine Rolle. Der Anteil männlicher Geschäftsführer steigt mit der Grösse der Organisation. Liegt der Anteil der Geschäftsführerinnen bei Organisationen mit einem Betriebsaufwand unter einer Million Franken bei 65 Prozent, verharrt er bei grossen Organisationen mit einem Betriebsaufwand über zehn Millionen Franken bei mageren 24 Prozent. Über alle erhobenen 405 Institutionen ist das Verhältnis ausgeglichen.
Das Bewusstsein steigt. Die Entwicklung der Frauenanteile werden heute über sämtliche Führungsgremien erhoben. Das Bild, das sich dank dieser Erhebungen zeigt, ist klar. Es geht in Richtung Gleichstellung der Geschlechter, aber wir sind noch lange nicht dort. Sowohl in der Wirtschaft als auch im gemeinnützigen Sektor sind die Frauen in den prestigeträchtigen und gut bezahlten Positionen noch stark untervertreten.