Die Pulitzer-Preisträgerin Anne Applebaum ist als Journalistin, Kolumnistin und Historikerin tätig. Neben dem Pulitzer-Preis, den sie 2004 für ihr Werk «Gulag: A History», einer Gesamtdarstellung über das sowjetische Lagersystem, erhielt, wurde Applebaum und ihre Arbeit mit dem Schwerpunkt der jüngeren Geschichte Osteuropas mehrfach mit weiteren Ehrungen ausgezeichnet. Im Oktober dieses Jahres wird ihr zudem der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Ihr Ehemann, der ehemalige Kriegsberichterstatter und heutige polnische Aussenminister Radosław Sikorski, mit dem sie seit 2006 in Polen lebt, hat seine Karriere im Journalismus begonnen. Er war unter anderem als Auslandskorrespondent in Afghanistan, Angola und im ehemaligen Jugoslawien tätig. 1988 erhielt er den World Press Photo Award für ein Bild aus dem Krieg in Afghanistan, das eine bei einem sowjetischen Bombenangriff getötete Mutter mit ihren zwei Kindern zeigt. Am Anfang der 90er Jahre wechselte er in die Politik und hatte seither verschiedene Ämter inne. Seit 2023 ist er polnischer Aussenminister unter Donald Tusk – ein Amt, das er 2007 bis 2014 schon einmal innehatte.
«Bannerträger der freien Welt»
Der mit 50’000 Euro dotierte Preis wurde kürzlich zum achtzehnten Mal verliehen. Die Auswahl fiel laut Frank A. Meyer, Präsident der Hans Ringier Stiftung, auf Anne Applebaum und Radosław Sikorski, da ihnen beiden «für ihr publizistisches und politisches Schaffen der Dank aller freiheitsliebenden Bürgerinnen und Bürger» gebühre: «Das Lebenswerk dieses aussergewöhnlichen Ehepaars umfasst das westliche Denken von den USA über Israel bis Polen – den Freiheitsraum von West bis Ost.» Das Engagement der beiden würde sich zu einem eindrücklichen Lebenswerk für die offene Gesellschaft vereinigen. Die Laudatio hielt dieses Jahr Christian Lindner, deutscher Bundesminister der Finanzen. Er würdigte die beiden Preisträger, welche die politische Kultur in Europa prägen, für ihren Einsatz für eine freie und offene Gesellschaft: «Aus ihrem tiefen Verständnis sowjetischer Unterdrückung im Inneren und Imperialismus im Äusseren heraus leiten Applebaum und Sikorski Wege zur Behauptung der Freiheit ab. Sie sind Bannerträger der freien Welt.»
Preisverleihung
Die Auszeichnung fand im Rahmen des traditionellen «Dîner Républicain» statt, das alljährlich auf Einladung von Ringier-Publizist Frank A. Meyer in Ascona stattfindet. Der Preisverleihung wohnten neben anderen auch Nationalratspräsident Eric Nussbaumer, die Präsidentin des Locarno Film Festivals Maja Hoffmann, sowie Bundesratspräsidentin Viola Amherd und Mircea Geoanã, stellvertretender Generalsekretär der NATO, bei. Unter früheren Preisträger:innen finden sich Personen wie der deutsche Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas, die dänische Politikerin Margrethe Vestager, der deutsche Philosoph, Kulturwissenschaftler und Publizist Peter Sloterdijk, die slowakische Juristin, Umweltaktivistin und Politikerin Zuzana Caputová, sowie der in diesem Frühjahr verstorbene führende russische Oppositionspolitiker Alexei Nawalny, welchem der Preis letztes Jahr verliehen wurde.