The Philanthropist: Spenden können wir jeden Tag: Weshalb braucht es einen Giving Tuesday?
Marc-André Pradervand: Der Giving Tuesday will die Menschen animieren, etwas zu geben, ein Zeichen zu setzen für eine Herzensangelegenheit und gemeinsam aktiv zu werden. Es ist der Tag der Grosszügigkeit, der Tag des Schenkens, Spendens – des Gebens.
Was unterscheidet Giving Tuesday von Aktionen wie «Jeder Rappen zählt» oder dem Telethon in der Westschweiz?
Beim Giving Tuesday steht keine einzelne Organisation oder ein einziger Zweck im Mittelpunkt – ausser dem Geben selbst. Jede und jeder soll sich für die Sache engagieren, die ihm oder ihr am Herzen liegt. Geben macht glücklich.
Das klingt ein wenig wie die Idee von Weihnachten?
Im Gegensatz zum «Geschenkestress» geht es am Giving Tuesday darum, etwas zu teilen und in der Multiplikation mit anderen zu erleben, was man bewirken kann. Der Tag folgt auf den Black Friday – und ist als eine Art Gegenbewegung entstanden.
Gerade Unternehmen sollten ihre Chance entdecken.
Marc-André Pradervand
Die Bewegung kommt aus den USA.
Genau. In den USA gibt es den Tag seit 2012. In der Schweiz führen wir den Giving Tuesday seit 2016 durch. Heute ist es eine weltweite Bewegung in rund 75 Ländern. Es findet ein regelmässiger Austausch zwischen den Länderbewegungen statt. Die ganze Organisation ist sehr innovativ und digital. Aber die Aktionen selbst sind dann sehr nahe bei den Menschen.
Sie sollen Geld spenden?
Es geht auch um Geld, aber nicht nur. Jeder soll das geben, was er will.
Zum Beispiel?
Das kann Zeit sein. Oder in den USA gibt es beispielsweise einen Blutspendedienst, der den Tag nutzt, um zum Blutspenden aufzurufen. Man kann sich aber auch zusammenschliessen, gemeinsam für eine Idee sammeln, bspw. Kinder, die zusammen Getränke verkaufen für einen guten Zweck.
Wie können sich Stiftungen engagieren?
Ich fände es zum Beispiel spannend, wenn sich verschiedene Organisationen, die sich für dasselbe Ziel engagieren, zusammenschliessen und gemeinsam auftreten. Das gemeinsame Ziel stünde dann im Zentrum und nicht die einzelne Organisation. Förderstiftungen könnten mitmachen und den gesammelten Betrag beispielsweise verdoppeln.
Das gemeinsame Ziel stünde dann im Zentrum und nicht die einzelne Organisation.
Marc-André Pradervand
Denken Sie ausschliesslich an Stiftungen?
Im Gegenteil. Gerade auch Unternehmen sollten ihre Chance entdecken. Im vergangenen Jahr hat sich beispielsweise Jelmoli am Giving Tuesday beteiligt. Für jeden Einkauf ab 50 Franken hat das Warenhaus fünf Franken an die Theodora Stiftung gespendet. In diesem Jahr beteiligt sich StiftungSchweiz als Plattformpartner. Firmen können auch eine Aktion mit ihren Mitarbeitenden machen. Es gibt viele Möglichkeiten. Wir stehen auch als Kooperationspartner bereit.
Was bedeutet das?
Es geht nicht um Sponsoring. Aber wir freuen uns über Ideen, von denen wir erzählen können. Aktuelle Projekte für den Giving Tuesday können Organisationen oder Privatpersonen auf der Seite Giving-Tuesday.ch hochladen und andere damit inspirieren. Betrieben wird die Seite von Swissfundraising.
Mehr zu Giving Tuesday am Freitag, 12. November im Spendenmagazin.