Eva Schmassmann führt die Koordinationsstelle der Plattform Agenda 2030. Sie hat die Plattform mitinitiiert und die ersten zwei Jahre als Präsidentin die strategische Ausrichtung geprägt, bevor sie auf die Koordinationsstelle wechselte. 2015 war sie als Vertreterin der Schweizer Zivilgesellschaft als Mitglied der offiziellen Delegation der Schweiz in New York bei der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung dabei.
1. Wo steht die Schweiz in der Umsetzung der Agenda 2030?
Die Schweiz ist im Vergleich zu
anderen Ländern bei vielen SDGs
weit fortgeschritten: Wir profitieren von einem hohen Bildungsstandard und einer guten Gesundheitsversorgung. Doch auch in unserem Land gibt es Menschen, die aufgrund einer Behinderung oder ihres Aufenthaltsstatus nur ungenügenden Zugang zur Bildung oder zur medizinischen Versorgung haben. Als reiches Land stehen wir besonders beim Ressourcenverbrauch schlecht da. Unsere Fussabdrücke im Ausland sind enorm und unser Beitrag pro Person an der Klimaerhitzung entsprechend gross. Weil wir mehr als die Hälfte unserer Konsumgüter importieren, belasten wir damit Menschen in anderen Ländern mit Umweltverschmutzung und Treibhausgasausstoss.
2. Was können Schweizer NGO zur Erreichung der SDGs beitragen?
Die 17 SDGs erlauben eine breite Palette von Engagement – zu tun gibt es leider genug. Mir ist wichtig, dass sich das Engagement nicht ausschliesslich auf ein Thema – beispielsweise Gleichstellung, Gesundheit oder Biodiversitätsschutz – fokussiert, denn Synergien sind wichtig. Die SDGs sind auf vielfältige Art und Weise miteinander verknüpft. Auch wir Akteurinnen und Akteure für Nachhaltigkeit müssen uns vernetzen. Denn für sich alleine kann niemand
die Agenda 2030 realisieren.
3. Bei welchen Zielen sehen Sie die Schweiz in einer besonderen Verantwortung?
Die Schweiz als eines der reichsten Länder muss im Inland dafür sorgen, dass niemand zurückgelassen wird – «leave no one behind» ist ein zentrales Versprechen der Agenda 2030. Wenn wir uns dies nicht leisten wollen, sind wir ein schlechtes Beispiel für ärmere Länder. Ausserdem müssen wir dafür sorgen, dass andere Länder eine bessere Ausgangslage zur Umsetzung der Agenda 2030 erhalten. Dazu müssen wir insbesondere unsere Handels- und Steuerpolitik auf Nachhaltigkeit ausrichten.