Die Zukunft des Lernens

Kann ein neues Gebäude tatsächlich beeinflussen, wie und was Schüler*innen lernen? An der ZIS haben die neuesten Studien darüber, wie Jugendliche die Fähigkeiten zum kritischen Denken entwickeln, die Schulzimmergestaltung verändert.

Alle sind sich einig, dass der neue ZIS-Campus mit seinem Dach­gar­ten und den lufti­gen, gestal­tungs­ori­en­tier­ten und licht­durch­flu­te­ten Räumen eine wahre Schön­heit ist. Aber wenn man genauer hinschaut, wird schnell klar, dass es sich bei dem, was hier im grünen Adlis­wil bei Zürich gebaut wird, um nichts Gerin­ge­res als eine Bildungs­phi­lo­so­phie handelt – und sie nimmt dank Glas, Holz und nach­hal­ti­gen Mate­ria­lien Gestalt an.

Für das Lernen konzipiert

David Wood, Leiter der ZIS Middle School und Teil der Arbeits­gruppe, die das Projekt leitet, ist sich über den Zweck des neuen Gebäu­des im Klaren: “Wir schaf­fen Lern­räume, die die Pädago­gik verkör­pern, die wir in die Praxis umset­zen möch­ten”, sagt er.

In der Tat wurde jedes Detail des neuen Campus so gestal­tet, dass “unsere Defi­ni­tion von Lernen zum Leben erweckt wird”, erklärt Wood. “Das bedeu­tet, sich Kompe­ten­zen anzu­eig­nen, sei es Recht­schrei­bung, Tanzen oder der Umgang mit Soft­ware; zeit­lose und über­trag­bare Konzepte zu verste­hen; und Charak­ter zu entwickeln.

Wir konzen­trie­ren uns nicht nur darauf, war unsere Schü­le­rin­nen wissen und lernen müssen, sondern auch darauf, welche Werte und Normen sie aufrecht­erhal­ten sollen. Wir möch­ten, dass unsere jungen Leute aufge­schlos­sen, belast­bar und verspielt werden – und es auch blei­ben –, und dass sie sich zum Entde­cken und Erkun­den hinge­zo­gen fühlen. Und als Lehre­rin­nen brau­chen wir einen Raum, in dem wir auf einer konzep­tu­el­len Ebene unter­rich­ten können. Für uns ist es wich­tig, wie unsere Kinder unter­rich­tet werden, nicht nur in was und wo sie unter­rich­tet werden.”

Wir lassen ein Bildungs­mo­dell aus dem neun­zehn­ten Jahr­hun­dert hinter uns

All dies hat eine sorg­fäl­tige Neuge­stal­tung des schu­li­schen Umfelds erfor­der­lich gemacht. “Unsere Vorstel­lung einer Schule ist noch immer von einem indus­tri­el­len Modell geprägt, bei dem die Kinder in Reihen sitzen und nach vorne schauen, wo jedes Stück Wissen von einem*r Erwach­se­nen zuvor­derst im Raum vermit­telt wird”, sagt ZIS-Direk­to­rin Lisa Lyle. “Aber so funk­tio­niert Lehren und Lernen heute nicht mehr. Die Kinder kommen mit unter­schied­li­chem Wissens­stand zu uns. Sie haben unter­schied­li­che Inter­es­sen und Leiden­schaf­ten und entwi­ckeln sich in unter­schied­li­chem Tempo. Also brau­chen wir flexi­ble Räume, in denen das Lernen auf viele verschie­dene Arten statt­fin­den kann.”

Bildung für das ganze Kind

David Wood verweist auf den neuen Maker­space als ein Konzept, das dieses ganz­heit­li­che Lernen ermög­licht. Es ist ein flexi­bler, mehr­tei­li­ger Raum, der mit allem von Compu­tern über 3D-Drucker und Video­ka­me­ras bis hin zu tradi­tio­nel­len Werk­zeu­gen ausge­stat­tet ist . “Wir wissen, dass Schü­le­rin­nen gerne entwer­fen und kreieren und ihre Vorstel­lungs­kraft einset­zen – die Vorstel­lungs­kraft ist eine der am wenigs­ten genutz­ten Ressour­cen in der Bildung. Aber sie werden auch lernen, zusam­men­zu­ar­bei­ten, was selbst für Erwach­sene schwie­rig sein kann! Und sie werden mehr über sich selbst lernen, indem sie sich fragen: ‘Was ist meine Rolle in dieser Gruppe? Bin ich eine Anfüh­re­rin?’ Wir sind eine akade­misch inte­gra­tive Schule, die in Bezug auf Rasse, ethni­sche Zuge­hö­rig­keit oder LGBTQ-Gruppe äusserst viel­fäl­tig ist. Bei der Entwick­lung von Projek­ten werden sich die Schü­le­rin­nen also auch fragen: Bin ich verant­wort­lich und ehrlich, gemein­schaft­lich und integrativ?’”

Eine solche Selbst­re­fle­xion soll den Schü­le­rin­nen helfen, Belast­bar­keit und emotio­nale Kompe­ten­zen zu entwi­ckeln. Und auch hier spielt die Gestal­tung des neuen Campus eine Rolle. “Das Wohl des Schü­le­rin­nen ist von zentra­ler Bedeu­tung, denn es besteht die Ansicht, dass die Welt immer stres­si­ger und digi­ta­ler wird”, sagt David Wood. “Als Pädago­gin­nen wollen wir sicher­stel­len, dass unsere Schü­le­rin­nen Hoff­nung für die Zukunft haben und daran glau­ben, dass ihnen Möglich­kei­ten offen­ste­hen. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Bildung etwas ist, dass ihnen ‘ange­tan wird’, schafft dies Angst, was wiederum das Lernen blockiert. Deshalb ist die psycho­lo­gi­sche Sicher­heit der Schüler*innen von gros­ser Wich­tig­keit.” Um dies zu unter­stüt­zen, wurden verschie­dene Räume in die Gestal­tung des Campus inte­griert: spezi­elle Ruhe­räume, ein abge­dun­kel­ter Raum für Medi­ta­tion und Stille, grosse Fens­ter und zahl­rei­che Verbin­dun­gen zwischen den Innen­räu­men und den Grün­flä­chen im Freien.

Verbun­dene und flexi­ble Schulzimmer

Das Schul­zim­mer, die grund­le­gendste Einheit eines jeden Schul­kon­zepts, bietet unend­lich viele Möglich­kei­ten zur Umge­stal­tung. Schü­le­rin­nen und Lehre­rin­nen können sich mit digi­ta­len Smart­boards in jedem Schul­zim­mer verbin­den, sodass das Lernen geteilt werden kann. Tische und Stühle können leicht in Grup­pen oder Krei­sen neu ange­ord­net oder ganz wegge­stellt werden, während sich der Unter­richt zwischen mehre­ren Räumen hin- und her bewe­gen oder sogar draus­sen statt­fin­den kann. “Die Unter­richts­räume sind durch­läs­si­ger”, sagt Lyle, “und es gibt mehr Grenz­räume in unmit­tel­ba­rer Nähe der Schul­zim­mer für verschie­dene Arten des Lernens.”

Durch die Zusam­men­le­gung der Middle und Upper School auf einem einzi­gen Campus – auf dem viele Einrich­tun­gen geteilt werden, obwohl gewisse Räume nach wie vor nach Schu­len getrennt werden, “weil sich die Bedürf­nisse von 11-Jähri­gen stark von denen von 17-Jähri­gen unter­schei­den” – können die Schü­le­rin­nen von ande­ren Schü­le­rin­nen, die Lehre­rin­nen von ande­ren Lehre­rin­nen, und die Schü­le­rin­nen und Lehre­rin­nen vonein­an­der lernen. Das Einsatz­pro­gramm der Upper School wird auch jüngere Kinder errei­chen und ihnen helfen, ihre Perspek­ti­ven zu vertie­fen. “Wie geht man über einen Kuchen­ver­kauf hinaus?” fragt Wood. “Wie sammelt man nicht nur Geld, sondern schafft auch Bewusstsein?”

Eine Lern­kul­tur – auch für Pädagog*innen

Gleich­zei­tig werden die Lehre­rin­nen auch den unter­schied­li­chen pädago­gi­schen Stilen ihrer Kolle­gin­nen ausge­setzt sein. “Die Frei­hei­ten einer Middle-School-Lehre­rin zu erle­ben, ist für eine Upper-School-Lehre­rin eine lebhafte, freu­dige Sache”, sagt Wood. “Wenn eine Middle-School-Lehre­rin die Strenge der Upper School miter­lebt, wenn ersie den Schü­le­rin­nen hilft, sich unter Druck auf ihre Prüfun­gen vorzu­be­rei­ten, fördert dies das Einfüh­lungs­ver­mö­gen. Wir brau­chen eine gute psycho­lo­gi­sche Gesund­heit für alle, und das kommt nicht von unge­fähr. Sie muss durch­dacht sein und mit einge­plant werden.

Sobald man den neuen Campus betritt”, sagt Wood, “versteht man, dass die ZIS ein Ort des Lernens, der Fürsorge und der Heraus­for­de­rung ist. Die neuen Gebäude verkör­pern unsere Iden­ti­tät, unse­ren Auftrag und unsere Werte — und dass alles in einer wunder­schö­nen Architektur.”


The Campaign for ZIS: Buil­ding the Future of Learning

Neuer Campus

Der neue Campus der Middle und Upper School ist so gestal­tet, dass er den Schü­le­rin­nen und ihrem Lernen ausser­ge­wöhn­li­che Vorteile bietet. Als es also darum ging, das perfekte Umfeld zu gestal­ten, gab es nur einen einzi­gen Ort, an dem man anfan­gen konnte — bei den Schü­le­rin­nen selbst. Und wie könn­ten die betei­lig­ten Archi­tek­ten besser erfah­ren, wie die Schüler*innen ticken, als dass sie einige Zeit in ihrer Welt verbrachten.

“Wir haben die Archi­tek­ten einge­la­den, zu uns in die Schule zu kommen”, erklärt David Wood, Leiter der Middle School und Teil des Teams, das die Gestal­tung des neuen inte­gra­ti­ven Middle- und Upper-School-Campus der ZIS leitet. “Nicht nur für den Unter­richt – es war wich­tig, dass sie einen ganzen Tag miter­le­ben konn­ten, von vor der Ankunft der Kinder bis zu dem Zeit­punkt, nach­dem sie alle nach Hause gegan­gen sind und die letzte Akti­vi­tät zu Ende ist. Wir woll­ten, dass sie sich in einige der Heraus­for­de­run­gen, mit denen wir konfron­tiert sind, hinein­ver­set­zen und ein Gefühl für die Denk­weise bekom­men konn­ten, die wir für unsere Zukunft anre­gen wollten.

Die Erkennt­nisse der Archi­tek­ten, AMZ Archi­tek­ten aus Zürich, flos­sen in die Schaf­fung inno­va­ti­ver Räume, die alle Aspekte des schu­li­schen Alltags unter­stüt­zen – vom Lernen über ausser­schu­li­sche Akti­vi­tä­ten bis hin zum Wohl­be­fin­den der Schü­le­rin­nen (und Lehre­rin­nen) und zur profes­sio­nel­len Entwick­lung der Lehre­rin­nen (und Schülerinnen).

Die Flexi­bi­li­tät der Nutzung – der naht­lose Wech­sel zwischen Unter­richts­stun­den und ausser­schu­li­scher Akti­vi­tä­ten – zeich­net selbst die fach­spe­zi­fischs­ten Räume aus, wie z.B. dieje­ni­gen, die den STEM-Fächern gewid­met sind. Es gibt keine tradi­tio­nel­len Labor­ti­sche mit Spül­be­cken und Gashah­nen mehr. Statt­des­sen ist das Equip­ment in den MINT-Schul­zim­mern den Wänden entlang plat­ziert, während die Mitte des Raumes komplett flexi­bel ist – Tische und Stühle können ganz wegge­räumt werden, um beispiels­weise die Erstel­lung gros­ser Projekte zu ermöglichen.

“Schon jetzt kreieren unsere Schü­le­rin­nen oft Dinge und nehmen sie dann mit nach draus­sen”, sagt Wood. “Wir hatten kürz­lich eine Physik­stunde, in der die Klasse Schutz­puf­fer um Eier konstru­ie­ren musste, um Astro­nau­tin­nen in Raum­schif­fen zu simu­lie­ren. Diese wurden dann nach draus­sen gebracht und mit dem Abfeu­ern von Projek­ti­len getes­tet! Unter­richt kann drin­nen anfan­gen und sich nach draus­sen verlagern.”

Ein angren­zen­der neuer Maker­space ist mit physi­schem Werk­zeug gefüllt, beher­bergt aber auch die neues­ten Tech­no­lo­gien: 3D-Drucker, Compu­ter mit Design-Soft­ware und Router-Hubs. Auch hier ist alles flexi­bel nutz­bar – im Maker­space können die Schü­le­rin­nen codie­ren und Websei­ten desi­gnen, aber auch Kulis­sen für Thea­ter­ausffüh­run­gen bauen und Musik­vi­deos erstel­len. Und wie viele andere Berei­che des neuen Campus wird auch dieser Raum von der Middle und der Upper School gemein­sam genutzt, damit Schü­le­rin­nen aus allen Alters­grup­pen vonein­an­der lernen können.

Die Liebe zum Detail reicht vom weit­läu­fi­gen Dach, das gleich­zei­tig Garten, Even­traum, Amphi­thea­ter und Treff­punkt ist, bis hin zu klei­nen Annehm­lich­kei­ten wie Steck­do­sen in jedem Spind – “weil diese Kinder alle Geräte haben”, sagt Wood mit einem Lächeln.

Das Gebäude ist der prak­ti­sche Ausdruck des Bildungs­kon­zepts der ZIS, und seine hoch­mo­der­nen Einrich­tun­gen werden das Bildungs­an­ge­bot der ZIS auch in den kommen­den Jahren auf Welt­klas­se­n­i­veau halten. Schauen wir uns einen der auffäl­ligs­ten Räume etwas genauer an, das Media Center. “Früher hatte man das wohl ‘Biblio­thek’ genannt”, sagt Wood, “aber die heuti­gen Biblio­the­ken haben sich sowohl in ihrer Funk­tion als auch in ihrem Zweck verän­dert. Jetzt haben wir einen IT-Kiosk, zu dem die Kinder ihre Geräte brin­gen können, wenn sie Unter­stüt­zung und Hilfe brau­chen. Ein Gross­teil der Samm­lung ist online, mit Daten­ban­ken und Nach­schla­ge­wer­ken. Wir haben Texte in verschie­de­nen Spra­chen, weil die ZIS-Commu­nity zu jedem Zeit­punkt bis zu 50 Natio­na­li­tä­ten umfasst, und Englisch bei den meis­ten unse­rer Kinder nicht die Mutter­spra­che ist.”

Bei der Unter­stüt­zung dieser viel­fäl­ti­gen und inter­na­tio­na­len Gemein­schaft geht es um mehr, als nur darum, die Spra­che aller zu spre­chen. “Unsere Gemein­schaft kann kurz­le­big sein, denn manche Schüler*innen sind nur für ein oder zwei Jahre hier”, sagt Wood. “Wenn eine Fami­lie ankommt, sei sie aus Shang­hai, München oder Auck­land, wollen wir ihr helfen, sich als Teil unse­rer Gemein­schaft zu fühlen. Sport und Kunst spie­len dabei oft eine grosse Rolle.” Aus diesem Grund verfügt der Campus über stark erwei­terte Sport­an­la­gen, darun­ter eine Turn­halle, ein gros­ses Spiel­feld und mehrere Plätze, auf denen alles von Tennis bis Basket­ball gespielt werden kann.

“Wir werden ein Basket­ball­tur­nier veran­stal­ten können – so etwas hat es an der Middle School noch nie gege­ben”, sagt Wood. “Ein Turnier auf unse­rem eige­nen Campus auszu­rich­ten ist aufre­gend und wird Kame­rad­schaft und Gemein­schafts­sinn stark fördern.” Auch die Lehrer*innen und Eltern werden profi­tie­ren. “Ich führe so viele gute Gesprä­che mit Eltern am Spiel­feld­rand”, erklärt Wood. “Diese Einrich­tun­gen zu haben, wird die Bezie­hun­gen zu den Fami­lien fördern – und ihnen das Leben erleich­tern, insbe­son­dere denje­ni­gen, die mehrere Kinder an der ZIS haben, die sie nun nicht mehr an drei verschie­dene Orte brin­gen müssen.”

Die darstel­len­den Künste sind ein weite­rer wich­ti­ger Faktor für die Gemein­schafts­för­de­rung und erhal­ten eine ähnli­che Aufrüs­tung, mit zwei gros­sen Konzert­sä­len, um Publi­kum zu empfan­gen, klei­ne­ren Ensem­ble-Räumen, in denen Blech­blä­se­rin­nen, Bläse­rin­nen und Perkus­sio­nis­tin­nen getrennt üben oder klei­nere Grup­pen proben können, sowie Einzel­zim­mern für Solo-Übun­gen oder Unter­richt. “Wir haben ein florie­ren­des Musik­pro­gramm”, sagt Wood. “Die Künste – Singen und Tanzen lernen, Jazz spie­len, Teil eines Orches­ters zu sein, beispiels­weise – sind unent­behr­lich für die Verbin­dung zwischen unse­ren Schü­le­rin­nen und der brei­te­ren Gemein­schaft. Die dabei entste­hende Gemein­schaft kann eine ebenso wich­tige Lern­erfah­rung sein wie die erwor­be­nen spezi­fi­schen Fähigkeiten.

Der neue Campus wird den Schü­le­rin­nen einen naht­lo­se­ren Über­gang von der Middle School in die Upper School ermög­li­chen”, sagt Wood. “Und er wird eine Welt voller Möglich­kei­ten für die Zusam­men­ar­beit zwischen Schü­le­rin­nen, Lehrer*innen und der brei­te­ren Gemein­schaft eröff­nen. Diese Syner­gie wird in diesem Gebäude verkörpert.”

Wenn Sie den neuen Campus unter­stüt­zen möch­ten, wenden Sie sich bitte an:
Michaela Seeger, Direc­tor of Commu­nity Rela­ti­ons, mseeger@zis.ch

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