Pralinen, Weihnachtsmänner oder Baumkugeln – an Weihnachten steht der Genuss im Vordergrund. Dem Guten über den Genuss hinaus widmen sich «Schokoladen-Stiftungen». Schokolade kann Gutes bewirken, im Anbaugebiet wie in der Schweiz.
Weihnachtszeit ist Schokoladenzeit: «Emotional gesehen ist diese Zeit geprägt von einem sehr besonderen Austausch», sagt Christoph Inauen, Co-Gründer von Choba Choba und der Choba Choba Foundation. Geschäftspartner Eric Garnier fügt an: «Besonders intensiv erleben wir in der Weihnachtszeit die Verbindung mit den peruanischen Bauernfamilien. Es sind die interkulturellen Unterschiede, wie und wann genau das jeweilige Land feiert.» Die beiden haben 2015 mit
Choba Choba die erste Schweizer Schokoladenmarke gegründet, die Kakaobauern mitgehört.
«Schokolade ist ein emotionales, schönes Produkt», sagt Christoph Inauen. «Doch oft hat es eine bittere Seite: Es ist verbunden mit der Armut, in welcher die Kakaobauern leben.» In fünf Jahren hat sich Choba Choba als Marke für nachhaltigen Schokoladengenuss erfolgreich etabliert. 26 Prozent der AG gehören heute den Produzenten in Peru. Sie können mitbestimmen und sie sind am Erfolg beteiligt. Die gesamte Choba Choba Supply Chain ist transparent. Der konsequente Community-Aufbau und der kompromisslose ökologische Ansatz haben wesentlich zur Erfolgsgeschichte beigetragen. Seit Kurzem ist die Schokolade auch bei Coop erhältlich. Die kommerziellen Aspekte sind das eine, mit dem begnügen sich die beiden Gründer nicht. Sie setzen sich über das eigentliche Geschäft hinaus für einen konsequent, nachhaltigen Kakaoanbau ein. Dazu haben sie vor einem Jahr die Stiftung Choba Choba Foundation gegründet. Dabei beschränken sie sich nicht auf die Lieferkette. Die gemeinnützige Stiftung verfolgt zwei Ziele: «Im peruanischen Amazonas, wo wir selber den Kakao anbauen, beteiligen wir uns mit Partnern an Schutzprojekten für den Regenwald», sagt Eric Garnier und fügt an: «Wir entwickeln nachhaltige und professionelle Anbaumethoden und bilden vor Ort Kakaobauern aus, damit sie nachhaltiger produzieren können.» So soll der verantwortungsvolle Umgang mit den natürlichen Ressourcen gefördert werden und weiter bezweckt die Stiftung die Bekämpfung von Armut und wirtschaftlicher Abhängigkeit der Kakaobauern. So soll es gelingen, das kulinarisch «Gute» zu einer rundum guten Sache zu entwickeln – nicht nur zur Weihnachtszeit.
Schokolade hilft der Schweizer Natur
Mit Schokolade Gutes tun hat in der Schweiz Tradition. Schokolade in Talerform. Kaum ein Produkt verbindet Schokoladengenuss mit Wohltätigkeit in der Schweiz traditioneller als der Schoggitaler. Im Jahr 2021 feiert er sein 75-Jahre-Jubiläum. «So selbstverständlich die Aktion heute etabliert ist, so
genial und innovativ war die Idee von Pro Natura und dem Schweizer Heimatschutz im Jahr 1946», sagt Loredana Ventre,
Geschäftsleiterin Schoggitaler. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Schokolade noch immer ein rationiertes Produkt. Doch Bundesrat Walter Stampfli und die ihm unterstellten Bereiche,
Rationierungswesen und Kriegsernährung, liessen sich von der Idee überzeugen. 25 Tonnen stellten sie zur Verfügung. Die beiden Nichtregierungsorganisationen wollten Geld sammeln, um den Silsersee zu retten. Der See im Oberengadin hätte gestaut werden sollen. Wasserkraftbauten hätten die Landschaft entstellt. Pro Natura und der Schweizer Heimatschutz schufen die Trägerorganisation und lancierten die Aktion: 20’000 Schülerinnen und Schüler verkauften 823’420 Taler. Loredana Ventre sagt: «Es war die erste nach der Kriegszeit ohne Rationierungsmärkli erhältliche Schokolade.» Mit dem gesammelten Geld konnten die Gemeinden für die entgangenen Wasserzinseinnahmen entschädigt werden. Die Seenlandschaft war gerettet.
Mit dem Schoggitaler war ein unverkennbares Markenzeichen für Natur- und Heimatschutz erfunden worden. In dieser Tradition sammeln Schulkinder in der Schweiz seither mit dem Schokoladengeldstück für Landschaftsschutzprojekte in der Schweiz. Im laufenden Jahr wurde für das Tessiner Bavonatal gesammelt, eine der schönsten Landschaften im Alpenraum. «Allerdings nimmt der Verkauf seit den 80er-Jahren ab» sagt Loredana Ventre. Die Kinder sind zwar noch immer genauso aktiv dabei. Doch es melden sich immer weniger Klassen an. «Dabei profitieren die Klassen neben dem pädagogischen Effekt, sich für den Naturschutz in der Schweiz zu engagieren, auch von zehn Prozent des Verkaufserlöses für die Klassenkasse», so die Geschäftsführerin. Im kommenden Jahr kann sich der Schoggitaler anlässlich des 75-Jahre-Jubiläums präsentieren und seine Bekanntheit fördern. Wie gefeiert werden soll, dazu verrät Loredana Ventre allerdings noch nichts.
Schokoladenstandort sichern
Im laufenden Jahr feiert die Marke Lindt Jubiläum. Seit 175 Jahren steht der Name für Schweizer Schokolade. «Hoher Qualitätsstandard gehört für uns ebenso zum Schokoladengenuss wie eine nachhaltige Produktion», sagt die Sprecherin der «Lindt Chocolate Competence Foundation.» Zwei 2013 gegründete gemeinnützige Stiftungen untermauern diesen Anspruch. Den Vorteil einer Stiftung sieht sie darin, dass sich diese mit voller Aufmerksamkeit, unabhängig vom Tagesgeschäft, auf den Stiftungszweck fokussieren kann. Sie dient auf optimale Art und Weise dem Gemeinwohl. Die zwei Stiftungen arbeiten völlig unabhängig voneinander. Die Lindt Chocolate Competence Foundation widmet sich dem Standort Schweiz. «Das Image des Schokoladestandorts Schweiz wird durch qualitativ hochstehende Produkte getragen», sagt die Sprecherin. Die Stiftung fördert Produktinnovationen und die laufende Verbesserung der Herstellungstechnologie. Und sie unterstützt die branchenspezifische Aus- und Weiterbildung. Das Engagement soll helfen, den Schokoladenstandort Schweiz langfristig zu sichern. Herzstück bildet das Lindt Home of Chocolate in Kilchberg ZH. Das Museum bietet der Bevölkerung Wissenswertes zum Thema Schokolade. Fachhochschulen und Drittunternehmen können als Firmenevent eine «Pilot Plant», eine Versuchsanlage nutzen. Die Verbesserung der Kakao-Landwirtschaft vor Ort ist die Mission der Lindt Cocoa Foundation. Sie fördert innovative Projekte und beschäftigt sich mit Anbau, Produktion und Verarbeitung der verwendeten Rohstoffe. «Damit fördern wir mit der Unterstützung von Forschungsprojekten die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft in den Herkunftsländern», sagt die Sprecherin. «Die Projekte zielen auf die Motivation und die Fähigkeiten der Bauern, um ihre landwirtschaftlichen Praktiken zu verbessern, und sie sollen helfen, ein günstiges wirtschaftliches Umfeld zu fördern.»
Erfahren Sie mehr über die Choba Choba Foundation, die Lindt Chocolate Competence Foundation und die Lindt Cocoa Foundation auf stiftungschweiz.ch