Maria Hermine Cassinelli, geborene Vogel, war eine Mäzenin, die ihre Mittel gezielt für das Gemeinwohl einsetzen wollte. Ihre Stiftung solle sich für jene Menschen und Projekte einsetzen, die auf andere Weise keine ausreichende Unterstützung erhalten. Eine wichtige Vorgabe ist, dass jede:r Empfänger:in, sei es eine Institution oder eine Einzelperson, nur einmal einen Beitrag erhalten soll. Diese Bedingung stellt sicher, dass die Mittel möglichst vielen zugutekommen. Heute, mehr als acht Jahrzehnte nach der Gründung, ist die Cassinelli-Vogel-Stiftung nach wie vor eine wichtige Förderinstitution im Kanton Zürich. Jährlich treffen auf der Geschäftsstelle ca. 300 bis 400 Fördergesuche ein. Die Stiftung vergibt jährlich rund 300’000 Franken. Es sind kleine Beiträge, in der Regel ergänzend zu anderen Unterstützer:innen. Sie sollen helfen – gerade bei den Beiträgen an Einzelpersonen im sozialen Bereich – finanzielle Notlagen und Engpässe zu überbrücken.
Kulturelle Unterstützung
Ein Beispiel für die kulturelle Förderpraxis der Stiftung ist die Unterstützung der 10. Wetziker MusikNacht vom 7. September 2024, der Jubiläumsausgabe eines bunten regionalen Kulturereignisses. Der Beitrag hilft hier, niederschwellig kulturelle Vielfalt und Teilhabe in der Region zu ermöglichen. Juliana Müller, die Geschäftsführerin der Stiftung, hebt hervor: «Es freut uns, auch kleinere kulturelle Initiativen zu unterstützen, die ausserhalb der urbanen Zentren von Zürich und Winterthur liegen. Unsere Einmalbeiträge sollen ihre Wirkung auch in der kulturellen Landschaft in den ländlichen Gebieten des Kantons Zürich entfalten.» Ein weiteres durch die Cassinelli-Vogel-Stiftung unterstütztes Projekt ist kunstWALDkunst in Bonstetten. Dabei ist der Bonstetter Wald vom 2. Juni bis 5. Oktober 2024 Ort des Geschehens. 13 Kunstschaffende setzen sich mit den Waldflächen und ‑pflanzen als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst auseinander. Der Afro Summer Jam auf der Landiwiese ist ebenfalls ein Anlass, der einen Beitrag erhalten hat. Dieser Musikanlass ging im April 2024 im Zürcher Kreis 2 über die Bühne.
Soziale Unterstützung
Im sozialen Bereich unterstützt die Stiftung Menschen in schwierigen Lebenslagen ebenfalls einmalig. Die Gesuche werden immer von öffentlichen, kirchlichen oder privaten Institutionen vorgeprüft und eingereicht. «Wir beteiligen uns beispielsweise gemeinsam mit der Winterhilfe oder der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) mit max. 1000 Franken an den Kosten für eine dringend benötigte Zahnbehandlung», erklärt Müller. «Wir ermöglichen Menschen mit knappen finanziellen Möglichkeiten, ihre Familie in ihrem Herkunftsland zu besuchen oder alleinerziehenden Müttern, einmal mit ihren Kindern eine Woche in die Ferien zu verreisen». Die Empfänger:innen seien immer sehr dankbar. Sie erhalte jeweils handgeschriebene Briefe und Zeichnungen, sagt die Geschäftsführerin.
Wissenschaftliche Unterstützung
Auch in der Wissenschaft ist die Stiftung als Förderin aktiv. Wissenschaftliche Forschungsarbeit bedarf grosser finanzieller Ressourcen. «Da braucht es viele unterschiedliche Geldquellen. Wir ergänzen, wie im Stiftungszweck vorgesehen, mit einem verhältnismässig kleinen und einmaligen Beitrag», gibt Juliana Müller zu bedenken. Das ETH Wohnforum am Departement Architektur der ETH Zürich forscht seit 1990 an der Schnittstelle von Gesellschaft und gebauter Umwelt, um nachhaltige und sozialverträgliche Wohn- und Stadtentwicklung zu fördern.
Stiftungsstandort Kanton Zürich
Der Stiftungsrat der Cassinelli-Vogel-Stiftung wird traditionellerweise vom Regierungsrat des Kanton Zürich gewählt. Die Erblasserin hatte testamentarisch das Einrichten der Stiftung verfügt. Das macht sie zu etwas Besonderem in der Zürcher Stiftungslandschaft. In ihren Entscheidungen ist die Stiftung aber unabhängig. Sie ist eine private Stiftung wie jede andere Stiftung im Kanton Zürich und unterliegt der kantonalen Stiftungsaufsicht.