Fotos: Désirée Good

Der Gesell­schaft verpflichtet

Florence Schnydrig Moser, Leiterin Private Banking der Zürcher Kantonalbank, erklärt, weshalb die Bank mit der Gründung einer Philanthropie-Stiftung ihr Engagement gegenüber der Gesellschaft verstärkt, dabei ihr Produktportfolio logisch erweitert und warum ihr Einsitz im Stiftungsrat der Hasler Stiftung eine Herzenssache ist.

Sie waren für Finanz­un­ter­neh­men inter­na­tio­nal tätig. Was reizt Sie an der Aufgabe für die Kanto­nal­bank mit einem Leistungsauftrag?

Es sind zwei Dinge: Der exzel­lente Ruf der Bank und ihr einzig­ar­ti­ger Purpose, der beweist, dass ein Unter­neh­men im Dienst der Gesell­schaft und Umwelt erfolg­reich aufge­baut und weiter­ent­wi­ckelt werden kann. Dieser ganz­heit­li­che Ansatz, mit dem wir die Bedürf­nisse unse­rer Kundin­nen und Kunden in einem grös­se­ren Kontext betrach­ten, hat mich sofort über­zeugt. Zudem bietet meine Rolle viel Abwechs­lung und beinhal­tet ein brei­tes Spek­trum an Kunden­seg­men­ten, von vermö­gen­den Privat­kun­den über grosse Private-Banking-Bezie­hun­gen, Family Offices und externe Vermö­gens­ver­wal­ter bis hin zur inter­na­tio­na­len Private-Banking-Kundschaft. 

Und den Stiftungsbereich …

Über den Stif­tungs­sek­tor kann echter, nach­hal­ti­ger Impact für die Gesell­schaft entste­hen. Dies entspricht auch einem wach­sen­den Bedürf­nis unse­rer Kundin­nen und Kunden. Deshalb ist es für mich ein beson­de­res Anlie­gen, den Bereich auch in Zukunft weiter­zu­ent­wi­ckeln, und es freut mich, dafür die Verant­wor­tung zu übernehmen. 

Die ZKB hat einen Leis­tungs­auf­trag. Ist dieser noch zeitgemäss? 

Ein Blick in unsere über 150-jährige Geschichte zeigt, dass sich der Leis­tungs­auf­trag über die Jahre hinweg verän­dert hat. Ursprüng­lich als Versor­gungs­auf­trag defi­niert, wurde er später um soziale und ökolo­gi­sche Kompo­nen­ten ergänzt. Inso­fern hat sich die Zürcher Kanto­nal­bank stets entlang der Bedürf­nisse ihrer Kundin­nen und Kunden sowie gesell­schaft­li­cher Belange ausge­rich­tet. Die ZKB ist somit mehr als eine Bank. Diese ganz­heit­li­che Verant­wor­tung ist aktu­el­ler denn je. 

Wie ist das zu verstehen?

Unser Eigen­tü­mer ist der Kanton und damit gehö­ren wir den Zürche­rin­nen und Zürchern. Vom Erfolg der ZKB profi­tie­ren alle: Wir schüt­ten jedes Jahr einen bedeu­ten­den Anteil des Rein­ge­winns an den Kanton und an seine Gemein­den aus – in den vergan­ge­nen zehn Jahren waren es gesamt­haft über vier Milli­ar­den Fran­ken. Damit werden vor allem Projekte für die Bevöl­ke­rung reali­siert, wie Spiel­plätze oder Vita-Parcours. Zudem wollen wir inner­halb unse­res Leis­tungs­auf­trags jähr­li­che Leis­tun­gen in der Höhe von 100 bis 120 Millio­nen Fran­ken erbrin­gen, die nicht rein gewinn­ori­en­tiert sind – 2023 wurde dieses Ziel mit über 161 Millio­nen Fran­ken übertroffen.

Welche Leis­tun­gen sind das? 

Dazu gehö­ren über 400 Spon­so­rings und Verga­bun­gen aus den Berei­chen Kultur, Sport und Umwelt. Zudem prägen wir die Zürcher Bildungs- und Inno­va­ti­ons­land­schaft bedeu­tend mit und gehö­ren zu den gröss­ten Start-up-Finan­zie­rern der Schweiz. All das zeigt, wie stark sich die Bank für den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt, die Lebens­qua­li­tät und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Kantons engagiert.

Wie sieht die Perspek­tive der Mitar­bei­ten­den aus? 

Auch als Arbeit­ge­be­rin wollen wir mehr als eine Bank sein. Wir stel­len fest, dass bei unse­ren Mitar­bei­ten­den der Leis­tungs­auf­trag eine beson­ders wich­tige Rolle spielt. Die jüngere Gene­ra­tion stellt sogar sehr bewusst die Frage nach dem Purpose. Inso­fern hilft der Leis­tungs­auf­trag auch bei der Rekru­tie­rung. Die konstant sehr hohe Zufrie­den­heit der Mitar­bei­ten­den zeigt, dass die Werte der Bank auch nach innen gelebt werden und dort ihre posi­tive Wirkung entfalten. 

Hat sich die Rolle der Banken in den vergan­ge­nen Jahren verändert? 

Die gesell­schaft­li­che Verant­wor­tung von Unter­neh­men ist im Allge­mei­nen wich­ti­ger gewor­den und damit im Beson­de­ren auch der Bedarf an Trans­pa­renz und Wirkungs­ori­en­tie­rung. Das spie­gelt sich unter ande­rem im Report­ing, wie in der Veröf­fent­li­chung von Nach­hal­tig­keits­be­rich­ten oder dem konti­nu­ier­li­chen Dialog mit Stake­hol­dern in Wirt­schaft, Gesell­schaft und Politik. 

«Die ZKB ist mehr als eine Bank. Die gesamt­heit­li­che Verant­wor­tung ist aktu­el­ler denn je.»

Florence Schny­d­rig Moser, Leite­rin Private Banking der Zürcher Kantonalbank

An der dies­jäh­ri­gen Bilanz­me­di­en­kon­fe­renz haben Sie die Grün­dung der ZKB Phil­an­thro­pie Stif­tung bekannt gege­ben. Was sind die Überlegungen?

Zual­ler­erst wollen wir unse­ren Kundin­nen und Kunden eine Möglich­keit zur effi­zi­en­ten Verwirk­li­chung ihrer phil­an­thro­pi­schen Ideen bieten, da das Grün­den und Führen einer selbst­stän­di­gen Stif­tung sehr aufwen­dig ist. Zusätz­lich ermög­licht sie uns, einen Teil unse­res gesell­schaft­li­chen Enga­ge­ments noch wirk­sa­mer zu gestal­ten. Das Stif­tungs­ka­pi­tal von 25 Millio­nen Fran­ken soll vor allem für Orga­ni­sa­tio­nen und Projekte mit Wirkung im Wirt­schafts­raum Zürich einge­setzt werden. Hier­bei stehen die Themen­fel­der Gesund­heit und Sport, Natur und Ökolo­gie, Sozia­les, Kunst und Kultur sowie Bildung, Wissen­schaft und Forschung im Vordergrund. 

Inwie­fern spie­len bei einer solchen Initia­tive Kunden­be­dürf­nisse eine Rolle?

Die Bedürf­nisse und Werte unse­rer Kundin­nen und Kunden in Bezug auf ihr Vermö­gen sind sehr indi­vi­du­ell. Wir stel­len jedoch fest, dass immer mehr Privat­per­so­nen mit ihrem Geld etwas Gutes bewir­ken wollen: Die Moti­va­tion für ihr phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment ist dabei so viel­fäl­tig, wie es unsere Gesell­schaft auch ist. Ab einer Million Fran­ken kann eine Unter­stif­tung effi­zi­ent mit einem indi­vi­du­el­len, gemein­nüt­zi­gen Zweck gegrün­det werden, bei der die Dach­stif­tung die Geschäfts­füh­rung sowie Stif­tungs­räte und ‑rätin­nen stellt. Kundin­nen und Kunden, die eine eigene Stif­tung – sinn­voll ab zehn Millio­nen Fran­ken – grün­den möch­ten, werden von unse­rem spezia­li­sier­ten Team beraten.

Wann kann die erste Unter­stif­tung eröff­net werden? 

Der opera­tive Start der ZKB Phil­an­thro­pie Stif­tung ist für Früh­herbst 2024 vorge­se­hen. Als moderne und digi­tale Stif­tung arbei­ten wir eng mit unse­rer Part­ne­rin StiftungSchweiz zusam­men, um eine digi­tale Anfrage und Bear­bei­tung zu ermög­li­chen. Gesu­che können somit noch effi­zi­en­ter bear­bei­tet und Entscheide der Stif­tung noch schnel­ler erwirkt und kommu­ni­ziert werden. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Dr. Joëlle Pianzola eine ausge­wie­sene Exper­tin gewin­nen konn­ten, die ab Ende August 2024 die ZKB Phil­an­thro­pie Stif­tung als Geschäfts­füh­re­rin leiten wird. 

Seit wann bietet die Zürcher Kanto­nal­bank Dienst­leis­tun­gen im Stiftungsbereich?

Bereits seit 2018 haben wir ein spezia­li­sier­tes Team im Private Banking, welches Stif­tun­gen und Non-Profit-Orga­ni­sa­tio­nen umfas­send berät und begleitet. 

Seit April sind Sie Präsi­den­tin des Verwal­tungs­ra­tes von StiftungSchweiz. Was erwar­ten Sie vom Start-up? 

Eben­falls 2018 hat sich die Zürcher Kanto­nal­bank an StiftungSchweiz betei­ligt. Wir möch­ten mit unse­rem Enga­ge­ment dazu beitra­gen, dass dank StiftungSchweiz der Sektor künf­tig noch sicht­ba­rer wird und wir digi­tale Lösun­gen entwi­ckeln, die es allen Stake­hol­dern erlau­ben, sich effi­zi­ent und effek­tiv phil­an­thro­pisch zu engagieren. 

Ist das phil­an­thro­pi­sche Enga­ge­ment die Weiter­füh­rung einer nach­hal­ti­gen Anlagestrategie?

Auf dem Weg in eine nach­hal­ti­gere Zukunft setzen wir als Bank auf zwei Hebel: Einer­seits fördern wir neue Nach­hal­tig­keits- und Klima­in­no­va­tio­nen, beispiels­weise durch unsere Start-up-Finan­zie­rung und Private-Equity-Lösun­gen. Ande­rer­seits beglei­ten wir Firmen- und Privat­kun­din­nen und ‑kunden mit unse­ren nach­hal­ti­gen Ange­bo­ten im Anlage- und Finan­zie­rungs­ge­schäft. Unser phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment ist inso­fern eine logi­sche Weiter­füh­rung des nach­hal­ti­gen Ange­bots der Zürcher Kanto­nal­bank. Für unsere Kundin­nen und Kunden ist es vor allem eine Möglich­keit zur effi­zi­en­ten Verwirk­li­chung ihrer eige­nen phil­an­thro­pi­schen Ideen.

Wie werden die Spon­so­ring­ak­ti­vi­tä­ten für Kultur, Bildung und Sport mit den neuen Enga­ge­ments der Stif­tung zusammenspielen?

Die über 400 Enga­ge­ments der Bank werden unab­hän­gig von der Förder­tä­tig­keit der Stif­tung einge­gan­gen. Dementspre­chend wird die Zürcher Kanto­nal­bank, nebst ihrem Stif­tungs­an­ge­bot, auch weiter­hin eine wich­tige Spon­so­ring-Part­ne­rin bleiben. 

Gibt es keine Verschie­bung hin zur Nachhaltigkeit? 

Im Rahmen unse­rer Bera­tungs­ge­sprä­che für Anla­gen erfas­sen wir sowohl die finan­zi­el­len Ziele als auch die Nach­hal­tig­keits­prä­fe­ren­zen der Kundin­nen und Kunden syste­ma­tisch. In unse­ren Lösun­gen berück­sich­ti­gen wir unter­schied­li­che Nach­hal­tig­keits­aspekte, stre­ben damit aber keine direkte gesell­schaft­li­che Wirkung im Sinne eines Impact-Inves­t­ings an. Wir stel­len jedoch ein zuneh­men­des Inter­esse unse­rer Kundin­nen und Kunden an Nach­hal­tig­keits­the­men fest. Grund­sätz­lich steht der Vermö­gens­er­halt oder die Gewinn­ma­xi­mie­rung nicht im Wider­spruch mit einem werte­ba­sier­ten Anlageansatz. 

Zur Weih­nachts­zeit führen Sie für Ihre Kundin­nen und Kunden jeweils eine grosse Spen­den­ak­tion durch. Wie funk­tio­niert diese? 

Die Idee für die Spen­den­ak­tion zu Weih­nach­ten entstand im Früh­ling 2020. Anstelle von klas­si­schen Weih­nachts­ge­schen­ken soll­ten unsere Kundin­nen und Kunden ein Präsent erhal­ten, das sinn­haft ist und die Werte unse­rer Bank verkör­pert. Gemein­sam mit StiftungSchweiz haben wir darauf­hin die Aktion «Spen­den und Schen­ken» entwi­ckelt: Ausge­wählte Kundin­nen und Kunden erhal­ten zu Weih­nach­ten einen Gutschein, mit dem sie eine wohl­tä­tige Stif­tung oder einen gemein­nüt­zi­gen Verein unter­stüt­zen können – finan­ziert durch die Zürcher Kanto­nal­bank. Die Aktion war ein gros­ser Erfolg, weshalb wir sie beibe­hal­ten und weiter­ent­wi­ckelt haben. Letz­tes Jahr konn­ten unsere Mitar­bei­ten­den Orga­ni­sa­tio­nen vorschla­gen und darüber abstim­men, welche berück­sich­tigt werden sollen.

Eine parti­zi­pa­tive Aktion …

Genau. Wir sind von Vorschlä­gen der Mitar­bei­ten­den über­häuft worden und hatten die Qual der Wahl. Letz­tes Weih­nach­ten konn­ten unsere Kundin­nen und Kunden aus 21 Stif­tun­gen wählen. Natür­lich werden wir die Aktion auch dieses Jahr wieder mit Freude durchführen. 

Der Kanton Zürich hat sich dazu entschie­den, den Stif­tungs­stand­ort zu stär­ken und die Rahmen­be­din­gun­gen zu verbes­sern. Sehen Sie weite­ren Handlungsbedarf? 

Der Kanton Zürich hat Anfang Februar 2024 mit Klar­stel­lun­gen zur Gemein­nüt­zig­keit einen wich­ti­gen und rich­ti­gen Schritt zur Stei­ge­rung der Attrak­ti­vi­tät des Kantons als Stif­tungs­stand­ort gemacht. Wir können davon ausge­hen, dass mit der ange­mes­se­nen Entschä­di­gung von Stif­tungs­rä­ten die Profes­sio­na­li­sie­rung des Sektors voran­schrei­tet. Gefreut hat mich vor allem, dass mit der ange­pass­ten Steu­er­pra­xis unter­neh­me­ri­sche Förder­me­tho­den wie Darle­hen oder Betei­li­gun­gen einfa­cher möglich sind. Ausser­dem wird nun die Ausland­tä­tig­keit von Stif­tun­gen mit dem glei­chen Mass­stab gemes­sen wie die Inland­tä­tig­keit. Zwin­gen­den weite­ren Hand­lungs­be­darf sehe ich derzeit nicht. Es muss sich zeigen, wie die neuen Vorga­ben in der Praxis umge­setzt werden.

Wie konkur­renz­fä­hig ist der Stif­tungs­stand­ort Zürich international?

Mit den hervor­ra­gen­den Univer­si­tä­ten und Hoch­schu­len ist der Kanton ein wich­ti­ger Forschungs­stand­ort. Dies ist für viele Stif­tun­gen zentral. Aber auch die poli­ti­sche Stabi­li­tät oder die hohe Lebens­qua­li­tät sind wich­tige Fakto­ren. Mit den unter­neh­me­ri­schen Förder­me­tho­den, die nun auch für gemein­nüt­zige Stif­tun­gen möglich sind, gewinnt Zürich inter­na­tio­nal an Attrak­ti­vi­tät. Ich gehe davon aus, dass grosse Stif­tun­gen vermehrt einen Sitz im Kanton in Erwä­gung ziehen. 

Sie persön­lich enga­gie­ren sich als Stif­tungs­rä­tin bei der Hasler Stif­tung – eine Herzenssache? 

Abso­lut. Es ist mir ein gros­ses persön­li­ches Anlie­gen, dass die Schweiz bei Wissen­schaft und Tech­no­lo­gie auch in Zukunft eine führende Stel­lung inne­hat und dass sich mehr Frauen in diesem Bereich enga­gie­ren. Mit der Förde­rung von Infor­ma­ti­ons- und Kommu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien leis­tet die Hasler Stif­tung einen wich­ti­gen Beitrag dazu. Unter ande­rem spre­chen wir Stipen­dien und unter­stüt­zen Start-ups sowie Profes­su­ren. Die Stif­tung führt eine Förder- und eine Finanz­kom­mis­sion. Die Förder­kom­mis­sion wählt die Themen aus; die Finanz­kom­mis­sion, in der ich Mitglied bin, kümmert sich um die Finan­zen respek­tive um das Stif­tungs­ver­mö­gen. Es ist sehr berei­chernd, gemein­sam mit den inspi­rie­ren­den Persön­lich­kei­ten in den Gremien das Enga­ge­ment voran­zu­trei­ben sowie meinen Zugang zur Stif­tungs­welt zu vertie­fen. Die Hasler Stif­tung gibt es schon lange. Sie kann auf einen brei­ten Erfah­rungs­schatz aufbauen und mit einem zukunfts­ge­rich­te­ten, rele­van­ten Zweck – und ausge­stat­tet mit genü­gend Kapi­tal – noch lange viel bewirken.

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