Marco Solari, Präsident des Fimfestival Locarno und Peter Rothenbühler, Journalist und Buchautor. Foto: Susanne Sugimoto

Der 31. Schwei­zer Stif­tungs­tag: lebhafte und viel­fäl­tige Stif­tungs­land­schaft Schweiz

Fran­çois Geinoz, Präsi­dent proFonds

Der grosse Saal im Verkehrs­haus Luzern war voll. Prak­tisch jeder Sitz war besetzt. 350 Anwe­sende aus dem Nonpro­fit- und Stif­tungs­sek­tor kamen aus der ganzen Schweiz Mitte Novem­ber an die grosse ProFonds-Tagung. Von Jahr zu Jahr steigt das Inter­esse. Die Tagung hat sich zum eigent­li­chen Tref­fen der gemein­nüt­zi­gen Bran­che entwi­ckelt. In seiner Begrüs­sung wies Fran­çois Geinoz, Präsi­dent der proFonds auf die Rele­vanz des Stif­tungs­sek­tors für die Schweiz hin. Die hohe Stif­tungs­dichte sei eine grosse Chance, betonte er. Gewich­tige Stif­tun­gen wie IKRK oder WWF haben ihre Wurzeln in der Schweiz. Er forderte die anwe­sen­den Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter, Phil­an­thro­pin­nen und Phil­an­thro­pen auf, wie bis anhin «nicht nur Steine zu behauen sondern Kathe­dra­len zu bauen».

Jakob Kellen­ber­ger, ehema­li­ger Staats­se­kre­tär und Präsi­dent (bis 2012) des IKRK eröff­nete mit einer eindrück­li­chen Rede. Er legte dar, wie sich die Arbeit beim IKRK in den letz­ten Jahren entwi­ckelt hat. Die Konflikte seien länger und viel­schich­ti­ger gewor­den, die Welt insge­samt viel unvor­her­seh­ba­rer. Damit verbun­den sei heute das Sicher­heits­ma­nage­ment eine der gröss­ten Heraus­for­de­run­gen. Ein wich­ti­ger Teil der Veran­stal­tung folgte anschlies­send mit der Infor­ma­tion zu den poli­ti­schen und recht­li­chen Entwick­lun­gen im 2019. Chris­toph Degen und Sebas­tian Rieger, die Juris­ten der proFonds Geschäfts­stelle zeig­ten auf, wie sie sich in den vergan­ge­nen Mona­ten gegen Regu­lie­run­gen gewehrt haben, welche die Arbeit der Stif­tun­gen erheb­lich erschwert hätten. 

Zwei Podien trugen zum leben­di­gen Stif­tungs­tag bei: Das erste behan­delte das Thema «Umwelt- und Klima­schutz eine globale Heraus­for­de­rung». Chris­tian Stamm, Präsi­dent der Stif­tung Prak­ti­scher Umwelt­schutz Schweiz (PUSCH), Stephen Neff, CEO der Stif­tung mycli­mate und Nicole Clot, Exper­tin bei Helve­tas erläu­ter­ten ihre lang­jäh­ri­gen und erfolg­rei­chen Projekte. Diese sind alle­samt breit abge­stützt und seit vielen Jahren auch von Stif­tun­gen unter­stützt. Nichts­des­to­trotz braucht es Jahr für Jahr einen gros­sen Effort für das Fund­rai­sing. Den «Öffent­li­chen Medien unter Druck» widmete sich das zweite Podium. Die Digi­ta­li­sie­rung verän­dert die Medi­en­welt grund­le­gend. Herkömm­li­chen Medien brechen die Werbe­ein­nah­men weg. Die Marke­ting­gel­der flies­sen zu Infor­ma­ti­ons­platt­for­men wie Google und sozia­len Medien wie Face­book und Linke­dIn. Weil der Zerfall des Medi­en­mark­tes noch rela­tiv jung ist, gibt es erst wenige Stif­tun­gen, die sich der Medi­en­un­ter­stüt­zung anneh­men. Profes­sor Mark Eise­n­eg­ger erläu­terte die Ergeb­nisse des neus­ten und zehn­ten «Jahr­buch Quali­tät der Medien», ein durch Stif­tungs­gel­der geför­der­tes Projekt. Neue Initia­ti­ven, wie higgs.ch oder die «Stif­tung Wissen für alle» bemü­hen sich, dem Medi­en­zer­fall und dem damit verbun­de­nen Demo­kra­tie­ver­lust entge­gen­zu­wir­ken. Beat Glog­ger, Grün­der von higgs.ch, Stefa­nie Boss­hard, Geschäfts­lei­te­rin des Dach­ver­bands der Schwei­zer Jugend­par­la­mente und Mark Eise­n­eg­ger disku­tier­ten über die Schwie­rig­kei­ten der Mittel­be­schaf­fung für Projekte im Medienumfeld. 

v.l.n.r. Beat Glog­ger, Chris­toph Degen, Stefa­nie Boss­hard, Mark Eisenegger

Nach­dem Fran­ziska Juch, Leite­rin Fund­rai­sing der Stif­tung Kinder­dorf Pesta­lozzi aufge­zeigt hatte, wie sie hier­ar­chie­frei und mit neuen Zusam­men­ar­beits­mo­del­len den Kosten­auf­wand für die Stif­tung redu­ziert zeig­ten Marco Solari, Präsi­dent des Fimfes­ti­val Locarno und Peter Rothen­büh­ler, Jour­na­list und Buch­au­tor in einem witzi­gen verba­len «Pas de deux» auf, dass «Stif­tung und Kultur» ein Traum­paar sind. Der Dialog führte die Anwe­sen­den durch die Geschichte des Film­fes­ti­vals Locarno. Er beschrieb, wie der Anlass im Laufe der Jahre dank Stif­tungs­fi­nan­zie­rung zu einem wich­ti­gen Wirt­schafts­fak­tor für das Tessin gewor­den ist. Passend war es an einem Tessi­ner, mit einem letz­ten Höhe­punkt das Programm zu schlies­sen. Aussen­mi­nis­ter Igna­zio Cassis nahm die Chance wahr, dem Publi­kum seine aussen­po­li­ti­sche Vision AVIS 28 darzulegen.

Igna­zio Cassis, Bundes­rat und Aussenminister

proFonds ist der schwei­ze­ri­sche Dach­ver­band der gemein­nüt­zi­gen Stif­tun­gen und Vereine aller Tätig­keits- und Finan­zie­rungs­for­men. Gegrün­det wurde er 1990 und zählt heute rund 470 Mitglie­der. Der Verband vermit­telt Fach­wis­sen mittels News­let­ter und einer praxis­ori­en­tier­ten Schrif­ten­reihe. Er führt Fach­ta­gun­gen durch und unter­hält kosten­lose Arbeits­kreise. Zudem berät er zu allen stif­tungs- bzw. gemein­nüt­zig­keits­re­le­van­ten Fragen. 

Weitere Infor­ma­tio­nen auf profonds.org

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