In der Stiftungswelt tut sich was. Mit Impact Investing und Förderformen wie Darlehen oder Wandelanleihen ist das Unternehmertum endgültig im Sektor angekommen. Die neuen Instrumente sind Bereicherung und Herausforderung zugleich. Sicher ist: Sie beleben die Anlage- wie die Förderseite einer Stiftung mit neuen Impulsen. Impact Investing stellt bestehende Maximen in Frage: Wirtschaft und Philanthropie reichen sich immer öfter die Hand. Oder, wie es das Global Impact Investing Network GIIN formuliert: «Impact Investing stellt die lange Zeit vorherrschende Meinung in Frage, dass soziale und/oder ökologische Probleme nur durch philanthropische Spenden angegangen werden sollten und dass sich Marktinvestitionen ausschliesslich auf die Erzielung finanzieller Erträge konzentrieren sollten.»
Denken in Jahrzehnten
Dabei war Impact Investing auf der Anlageseite einer Stiftung schon immer möglich, sofern neben dem Impact auch die finanzielle Rendite genügend gesichert war. Auf der Förderseite öffnen erste Schweizer Steuerbehörden nun neue Möglichkeiten. Der Kanton Zürich sieht Impact Investing auch als valables Instrument auf der Förderseite der Stiftung. Ein Rückfluss von Erträgen ist nicht mehr prinzipiell ausgeschlossen. Auch die Steuerverwaltung Liechtensteins hat diesen Sommer ihre Haltung zu unternehmerischen Fördermodellen angepasst.
Diese Entwicklung stellt die À‑Fonds-perdu-Vergaben auf den Prüfstand. Dies betrifft nicht allein den finanziellen Aspekt. Etablierte Vergabelogiken werden hinterfragt. Denn heute arbeitet die klassische Fördertätigkeit meist mit einem projektbezogenen Zeithorizont und die Wirkungsmessung bezieht sich, so vorhanden, auf die Dauer des Projekts. Unternehmerische Ansätze orientieren sich dagegen an der Langfristigkeit. Unternehmer:innen denken in Jahrzehnten. Geförderte Projekte und Organisationen sollen auf lange Sicht eigenständig bestehen und sich selbst refinanzieren. Dies schliesst das Streben nach Gewinn mit ein. Wirkung und Rendite unterstützen sich gegenseitig.
Innovative Modelle
Impact Investing eignet sich nicht für jedes Thema. Für Katastrophenhilfe, wissenschaftliche oder kulturelle Förderung fehlen naturgemäss die unternehmerischen Modelle. Doch bei den richtigen gesellschaftlichen Herausforderungen eingesetzt, können Stiftungen mit den neuen Ansätzen einen zusätzlichen Mehrwert generieren. Unsere Themenpartnerin elea leistet seit 2006 Pionierarbeit in der Bekämpfung der absoluten Armut. Sie zeigt, wie eine Stiftung erfolgreich Unternehmen vor Ort beim Aufbau, gerade in der volatilen Frühphase, unterstützen kann und die Menschen Zugang zu Ausbildung, Arbeitsplätzen und Wertschöpfungsketten sowie eine Perspektive erhalten. Stiftungen können mit Impact Investing im globalen Süden zur Bekämpfung der Armut beitragen und unternehmerische Resilienz aufbauen. Andreas Kirchschläger, CEO von elea, ist überzeugt: «Unternehmertum ist der wichtigste Katalysator für Wandel und Fortschritt – und Investitionen in innovative unternehmerische Lösungen sind eine der vielversprechendsten Antworten auf die umfangreichen Herausforderungen unserer Zeit.»
Messbare Wirkung
Mit Impact Investing wächst die Konkurrenz. Das bekommen die Stiftungen zu spüren. Denn auf dem Spielfeld des Impact-Investings engagieren sich philan-thropische Organisationen wie auch kommerzielle Akteur:innen. Wenn kommerzielle Institutionen messbare soziale und ökologische Ziele anstreben, müssen auch Stiftungen verstärkt den eigenen Mehrwert belegen. Philanthropisches Impact Investing, insbesondere von gemeinnützigen Stiftungen, spielt dabei gegenüber kommerziellen Investor:innen eine ganz besondere Rolle. Zwar streben auch Stiftungen danach, das eingesetzte Kapital wieder zu erhalten, um es erneut mit Wirkung zu reinvestieren. Philanthropische Fördermittel bleiben aber auf den Impact fokussiert. Der zeitliche Druck ist geringer und die Rendite-Erwartungen sind realistischer und im Zweifelsfall zweitrangig. Zugleich begleiten Stiftungen die mehrjährige Zusammenarbeit oft auch inhaltlich eng und unterstützen die Unternehmer:innen zusätzlich mit Coaching oder Netzwerken.