Am Frauenpowertalk haben Sie darüber diskutiert, wie es ist, als Frau im Sport erfolgreich zu sein: Hatten Sie in Ihrer Karriere das Gefühl, dass sie es als Frau schwieriger hatten?
Nein. im Eiskunstlauf hatte ich nie das Gefühl, anders behandelt worden zu sein. Es war sogar so, dass Frauen am Fernsehen höhere Einschaltquoten hatten. Als wir damals bei den Profis verdienen konnten hiess es sogar, dass die Frauen wichtiger seien und dass wir höhere Gagen bekommen. Ob das so war, weiss ich allerdings nicht.
Es gab keine Unterschiede bei den Preisgeldern?
Nein. Bei den Profis waren sie gleich. Individuelle Verträge hatten wir aber für Auftritte und Shows abseits der Wettkämpfe. Aushängeschilder konnten bessere Verträge aushandeln. Eine Weltmeisterin erhielt mehr als eine Zweitplatzierte.
Sie waren Weltmeisterin. Vor allem sind Sie die erste Frau der Welt, die den dreifachen Lutz sprang, einen Sprung, den damals nur die Männer sprangen? Was hat das ausgelöst?
Sehr viel. Ich war meiner Zeit voraus. Im Alter von 13 Jahren beherrschte ich schon alle dreifachen Sprünge, die es gab. Zu dieser Zeit konnten dies nur die besten drei Männer der Welt.
Gemeinsam auf dem Podium: Denise Biellmann zusammen mit der Triathletin Nicola Spirig, die soeben ihre aktive Laufbahn beendet hat.
Und weshalb dieser Fokus auf den Lutz?
Der Lutz ist der schwierigste. Deswegen hat man ihn besonders hervorgehoben.
Wie waren die Reaktionen?
Da war schon ein wenig Aufruhr. Ich war mit 13 Jahren das erste Mal an einer WM. Zwei Tage vor dem Wettkampf waren die TV-Stationen schon vor Ort. Sie sahen, wie ich den dreifachen Lutz sprang. Die Journalisten wollten, dass ich ihn nochmals springe. Andere Läuferinnen kamen aus der Garderobe, um mich beim Springen zu beobachten. Erst später habe ich realisiert, dass ich mit dem Sprung Geschichte geschrieben habe. Wenn man so jung ist, denkt man nicht viel dabei. Vielleicht hat es das Selbstbewusstsein etwas gefördert.
Ich wusste, es ist der schwierigste und dass es schön wäre, ihn zu können.
Denise Biellmann
Wie kamen Sie auf die Idee, den dreifachen Lutz zu wagen?
Schon sehr früh, wahrscheinlich als ich ungefähr zehn Jahre alt war, konnte ich alle doppelten Sprünge. Und dann hatte ich an der WM und EM die dreifachen Sprünge der Männer gesehen.
Das hat Sie herausgefordert?
Das hat mich gereizt. Es gab Frauen, die einen oder zwei dreifache Sprünge beherrschten, aber nicht alle fünf. Und nicht den Lutz. Ich wollte diesen können. Mit meiner Mutter und dem Trainer haben wir viel trainiert. Mein Trainer wollte zwar nicht, dass ich den Sprung alleine trainiere. Aber meine Mutter fand, wir sollten es versuchen – und so haben wir über Mittag, wenn mein Trainer essen ging, noch zusätzlich den Lutz trainiert. Ich wusste, es ist der schwierigste und dass es schön wäre, ihn zu können.
Neben Ihrer Mutter, wer hat Sie noch gefördert. Konnten Sie auf Stiftungen zählen?
Ich hatte ganz früh ein Stipendium der Migros. Mein Grossvater sah in der Zeitung eine Ausschreibung für eine Förderung, die eigentlich für Ballet gedacht war. Doch er überzeugte meine Mutter, dass wir fragen sollten, ob wir in Frage kämen. Meine Eltern hatten nicht so viel Geld. Eiskunstlauf ist teuer. Sie hätten nicht alles finanzieren können.
Und so haben Sie sich beworben?
Und ich habe tatsächlich für drei Jahre ein Stipendium erhalten. Später erhielt ich Unterstützung von der Sporthilfe und auch vom Schweizerischen Eislaufverband. Aber dennoch: Meine Eltern mussten viel tragen. Meine Mutter war Telegrafistin. Sie hat extra abends gearbeitet, damit sie mich tagsüber unterstützen konnte für die Schule und beim Training. Für die zusätzliche Unterstützung waren wir sehr dankbar.
Ist dies mit ein Grund für Ihr Engagement für die Laureus Stiftung?
Es ist sicher mit ein Grund. Aber nicht der einzige. Ich finde, wer so viel Glück im Leben hat wie ich selbst, der engagiert sich gerne sozial. Gerade für Sportprojekte wie von der Laureus Stiftung, die das Soziale in den Vordergrund stellen, ist dies umso wichtiger. Dieses Engagement muss man fördern. Der Sport fördert den Zusammenhalt. Er ermöglicht Glücksgefühle. Das ist ganz wichtig. Deswegen gefällt mir die Zusammenarbeit mit der Laureus Stiftung so sehr.
Keine Berührungsängste: Denise Biellmann engagiert sich beim Sport mit Kindern.
Wie nah sind Sie an den Projekten?
Ich habe schon verschiedene Projekte besucht. Ich war schon beim Laureus Girls in Sport Programm, als sie ganz verschiedene Sportarten ausprobieren konnten.
Wie reagierten die Kinder auf ihre Anwesenheit? Waren sie zurückhaltend?
Ganz normal. Es ist sehr schön, die Freude zu sehen. Ich habe auch mitgemacht. Das ist mega schön, die leuchtenden Augen der Kinder und Jugendlichen zu sehen.
Ist Ihnen ein Erlebnis besonders in Erinnerung geblieben?
Genau diese Freude. Die Kinder sprechen sehr offen mit einen. Sie teilen ihre Freude. Die Freude: Das ist der Hauptpunkt.
Soziale Sportprogramme für Kinder
Laureus fördert und soziale Sportprogramme. Einer der drei Schwerpunkte der Sportprogramme ist Mädchenförderung. Am vergangenen Sonntag fand im Rahmen eines Besuchs des Förderprogramms «FI9 Girls in Football, eine Podiumsdiskussion mit Triathletin Nicola Spirig und Eiskunstläuferin Denise Biellmann statt. Dabei haben sie über ihre Karrieren gesprochen und darüber, was sie nun nach ihrer Karriere machen und die Mädchen motiviert weiterhin am Ball zu bleiben und Sport zu treiben.