Anders Stokholm, neuer Präsident der SGG, Bild: zVg SGG

Das Verbin­dende der Schweiz finden

Der neu gewählte Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft SGG Anders Stokholm spricht über sein 1.-August-Programm, die Suche nach dem Verbindenden und den Einsatz für eine solidarische, aktive und resiliente Gesellschaft.

Wie sieht ihr persön­li­ches 1.-August-Programm aus?

Am 1. August werde ich mit meiner Frau früh­mor­gens nach Brun­nen reisen, um dort auf das Schiff zum Rütli zu stei­gen. Ab 10.30 Uhr sind wir dann auf dem Rütli und besu­chen die Ausstel­lung der Schwei­ze­ri­schen Arbeits­ge­mein­schaft für die Berg­ge­biete und des Schwei­ze­ri­schen Städ­te­ver­ban­des. Von 13.00 bis 14.30 Uhr findet dann die Feier statt, an der ich noch eine kurze Rede halten darf.

Die SGG ist Orga­ni­sa­to­rin der Feier auf dem Rütli. Ist diese Aufgabe mehr Fluch oder Segen?

Zur Feier werden seit Jahren neben Redne­rin­nen und Rednern unter­schied­li­cher Herkunft auch Orga­ni­sa­tio­nen einge­la­den, die einen wich­ti­gen gemein­nüt­zi­gen Beitrag leis­ten. Solchen Orga­ni­sa­tio­nen eine öffent­li­che Platt­form zu geben, erfüllt uns mit Stolz.

In der aktu­el­len Diskus­sion, wer die Feier auf dem Rütli orga­ni­sie­ren soll, erhält man den Eindruck, dass die Wiege der Eidge­nos­sen­schaft zu einem tren­nen­den statt verbin­den­den Element gemacht wird. Welche Rolle sehen Sie für das Rütli und wie wollen Sie das erreichen?

Immer wieder suchen wir an allen Verschie­den­ar­tig­kei­ten vorbei das Verbin­dende. Das Rütli ist der Ort, wo seit jeher das Verbin­dende gesucht wird. Vor sieben­hun­dert­drei­und­dreis­sig Jahren beim Rütli­schwur. Und vor hundert­vier­und­sech­zig Jahren, als die SGG das Rütli kaufte und dem Bund schenkte. Über­all, wo das Verbin­dende der Schweiz gesucht wird, ist darum auch etwas Rütli dabei. Auf dieser Wiese, in den Berg­ge­bie­ten, in den Städ­ten. Das Anders-Sein wird zur Viel­falt, wird zur Berei­che­rung, wird zur Stärke, wird zur Schweiz. Das hat die SGG in den vergan­ge­nen 164 Jahren hoch­zu­hal­ten gesucht und möchte dies auch in Zukunft tun.

Das Anders-Sein wird zur Viel­falt, wird zur Berei­che­rung, wird zur Stärke, wird zur Schweiz.

Anders Stok­holm, Präsi­dent der Schwei­ze­ri­schen Gemein­nüt­zi­gen Gesellschaft

Der 1. August auf dem Rütli soll eine schöne und würdige Feier auf einer geschichts­träch­ti­gen Wiese sein. Wir suchen bei der Gestal­tung der Feier eine gute Balance zu finden, um eine stim­mungs­volle Feier anbie­ten zu können, die man gerne besucht. Wir wollen aber bewusst keinen «Event» mit Rummel und Attrak­tio­nen auf dem Rütli.

Die SGG selbst hat turbu­lente Zeiten hinter sich. Sehen Sie auch posi­tive Inputs und Erkennt­nisse, die die SGG aus dieser Entwick­lung mitneh­men kann?

Es wurde eine inten­sive Diskus­sion um die Statu­ten geführt, unter ande­rem auch um das rich­tige Verhält­nis zwischen den kanto­na­len Gemein­nüt­zi­gen Gesell­schaf­ten als Kollek­tiv­mit­glie­dern und den Einzel­mit­glie­dern, sowie um die Stra­te­gie. Diese Diskus­sio­nen wurden inten­siv und kontro­vers geführt und letzt­lich an der Mitglie­der­ver­samm­lung 2024 demo­kra­tisch entschie­den. Allein dieser Prozess zeigt, dass die SGG sich weiter­ent­wi­ckeln kann unter Einbe­zug möglichst vieler unter­schied­li­cher Auffas­sun­gen. Darauf lässt sich nun aufbauen und die Kraft wieder auf die gemein­nüt­zi­gen Programme und Projekte lenken.

In einem Inter­view spra­chen Sie von den Beiträ­gen, die die SGG für den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt geleis­tet hat. In einer zuneh­mend pola­ri­sier­ten Gesell­schaft – wie kann dies der SGG auch in Zukunft gelingen?

Sie wird zum einen ihre Geschichte und bewähr­ten Programme hoch­hal­ten und wert­schät­zen, denn diese Vergan­gen­heit und Gegen­wart hat sie geprägt. Sie wird zum ande­ren laufend Gemein­nüt­zig­keit weiter­ent­wi­ckeln müssen. Diese besteht heute längst nicht mehr aus Einzel­fall­hilfe – das auch, aber nicht nur. Gerade die zentri­fu­ga­len Kräfte, die ich wahr­nehme, zeigen auf, wie wich­tig für die Gemein­nüt­zig­keit eben auch der Zusam­men­halt ist. So haben wir uns für die nächs­ten Jahre drei stra­te­gi­sche Hand­lungs­fel­der gege­ben: Sozia­ler Zusam­men­halt, aktive Zivil­ge­sell­schaft sowie leben­dige Demo­kra­tie­kul­tur – alles Ansätze, die die Kohä­sion unter­stüt­zen sollen.

Sie wird weiter­hin sehr aufmerk­sam verfol­gen, inwie­fern der Zusam­men­halt, die Zivil­ge­sell­schaft oder die Demo­kra­tie unter Druck gerät.

Anders Stok­holm

Wie wollen Sie die SGG zukünf­tig positionieren?

Die SGG ist eine gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tion unter vielen. Sie verfügt über eine finan­zi­elle Basis, die ihr einen gewis­sen, aber auch beschei­de­nen Spiel­raum gibt. Damit wollen wir zum einen bewährte Akti­vi­tä­ten weiter­füh­ren (bspw. Jobcad­die, Inter­ge­ne­ra­tion, Frei­wil­li­gen­mo­ni­tor), zum ande­ren neue Impulse geben, indem wir aktu­elle Antwor­ten suchen auf Heraus­for­de­run­gen wie das alte­rungs­be­dingte Ausein­an­der­drif­ten der Bevöl­ke­rung (bspw. Zukunfts­rat) oder der Verlust des Austau­sches zwischen unter­schied­li­chen Bevöl­ke­rungs­tei­len (bspw. Lasst uns reden).

Wie poli­tisch soll die SGG sein?

Die SGG hat sich die Unab­hän­gig­keit in die Statu­ten geschrie­ben. Inso­fern versteht sie sich als keiner Partei verpflich­tet. Da sie sich jedoch für die Gesell­schaft, also die Polis, einsetzt, wird sie immer poli­tisch sein, also eine gesell­schaft­li­che Wirkung erzeu­gen wollen und sollen.

Die SGG hat als Grün­de­rin der Pro Juven­tute oder Pro Senec­tute eine gewich­tige Rolle in der Geschichte der gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen in der Schweiz. In welchen Heraus­for­de­run­gen wird die SGG in Zukunft Verant­wor­tung übernehmen?

Sie wird weiter­hin sehr aufmerk­sam verfol­gen, inwie­fern der Zusam­men­halt, die Zivil­ge­sell­schaft oder die Demo­kra­tie unter Druck gerät. Wo sie solches wahr­nimmt, wird sie darauf Antwor­ten entwer­fen zuguns­ten einer soli­da­ri­schen, akti­ven und resi­li­en­ten Gesell­schaft. So, wie sie es in ihrer 164-jähri­gen Geschichte schon mehr­mals getan hat, meist im Klei­nen, manch­mal aber auch mit gros­sen Würfen wie jenen von Ihnen genannten.

Was moti­viert Sie an diesem Amt?

Ich bin seit mehre­ren Jahr­zehn­ten in irgend­ei­ner Weise in gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen unter­wegs. Solche Orga­ni­sa­tio­nen tragen zum gesell­schaft­li­chen Frie­den bei. Das ist heute mindes­tens so wich­tig wie früher. Diesem Auftrag fühle ich mich verpflichtet.

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