Mit dem neuen Angebot wollen sie die Lücke füllen, die durch den Rückgang von Kulturjournalismus in den grossen Publikumsmedien entstanden ist. Was ist die Strategie?
Die Kulturberichterstattung ist in der Krise. Vieles wurde weggespart, zusammengeschlossen. Neben den Grossverlagen gibt es zwar immer noch einige Fachmagazine, die mit grossem Wissen und hochkompetenten Journalist:innen Kulturkritik verfassen, diese Inhalte kämpfen aber um Sichtbarkeit. Hier setzt cültür an. Unser Ziel ist es, Kultur zugänglich und die Debatte über sie wieder möglich zu machen. In unserem wöchentlichen Newsletter kommentieren und ordnen wir das aktuelle Kulturgeschehen ein und bieten Orientierung, indem wir auf ausgewählte kulturjournalistische Inhalte aufmerksam machen. Wir erheben selbstverständlich nicht den Anspruch, das Schweizer Kulturschaffen in seiner gesamten Vielfalt abzubilden. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, etwas anzubieten, das in der heutigen Zeit oft fehlt: eine gezielte Auswahl und eine sorgfältige Kuration. Jede Woche lenken wir den Fokus auf neue Themen und Rezensionen.
Vier Newsletter wurden bereits versendet: Wer ist das Zielpublikum und wie ist die Resonanz auf die ersten Newsletter?
Mit unserem Newsletter wollen wir kulturinteressierte Menschen erreichen, von jung bis alt, die sowohl traditionelle als auch zeitgenössische Kunst und Kultur erleben möchten. Cültür will auch Leser:innen einen Einstieg in die vielfältige Welt der Kultur und des Kulturjournalismus bieten, so sollen Personen via cültür auf kulturjournalistische Inhalte aufmerksam gemacht werden, die sie anders nicht entdeckt hätten. Die Resonanz auf die ersten mittlerweile fünf Newsletter war überaus positiv. Wir haben viel ermutigendes Feedback erhalten – von Leser:innen, die Kuration und Serviceleistung im Sinne einer aktuellen Übersicht über das Kulturschaffen vermisst haben und jetzt bei uns wiederfinden.
Welche Erwartungen haben Sie an die Zusammenarbeit mit Partnermedien im Pool von We.Publish, und wie soll diese Kooperation konkret ablaufen?
Die Zusammenarbeit mit anderen Medien im We.Publish-Netzwerk ermöglicht eine gegenseitige Verstärkung: Unsere Inhalte sollen ein breiteres Publikum erreichen, während wir gleichzeitig auf die Vielfalt und Qualität der Beiträge der Partnermedien hinweisen. Konkret wollen wir Inhalte teilen, verlinken und sichtbar machen, um die Reichweite kulturjournalistischer Arbeiten zu erhöhen. So entsteht ein Netzwerk, das kulturelle Debatten fördert und den Stellenwert von Kulturberichterstattung gemeinsam stärkt.
Wie wird sichergestellt, dass «cültür» regionale, nationale und spartenspezifische Themen ausgewogen berücksichtigt?
Unser Redaktionsteam setzt auf eine ausgewogene Mischung aus regionalen, nationalen und spartenspezifischen Themen, um die Vielfalt des Kulturgeschehens abzubilden. Dabei achten wir darauf, sowohl grosse, überregionale Ereignisse als auch regionale Geschichten und Nischensparten sichtbar zu machen. Durch regelmässige Feedbacks aus der Leserschaft und den Austausch mit unseren Partnermedien stellen wir sicher, dass wir relevante und vielfältige Inhalte liefern. Wir wollen auch Fenster für das Kulturgeschehen in die italienisch- und französischsprachige, wie auch rätoromanische Schweiz sein. Deswegen sind wir gerade am Aufbau eines kleinen «Korrespondent:innen-Netzwerks», das uns wöchentlich einen eigenständigen Beitrag liefert oder einen bereits existierenden Artikel im Kurzanriss auf Deutsch übersetzt. Ein Beispiel ist die Rezension von Alfred Schlienger über eine aktuelle Ausstellung im Museo Casa Rusca in Locarno. Oder Anna Alessis Anriss eines Artikels des Tessiner Mediums naufraghi.ch.
Was ist unter der Rubrik Feuilleton4ever zu erwarten?
Unter der Rubrik Feuilleton4ever lassen wir das alte Feuilleton wieder aufleben. Jede Woche präsentieren wir eine klassische kulturjournalistische Besprechung – sei es eine Rezension, Vorschau oder Analyse. Dabei greifen wir verschiedene kulturelle Themen auf, von Theater und Literatur bis hin zu Musik und Bildende Kunst. Ziel ist es, die Tiefe und Qualität des Feuilletons zu bewahren und für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen.
Information der Reaktion: Susanne Sugimoto ist Vorstandsmitglied von ch-intercultur.