Nina Graf, Chefredaktorin cültür und Co-Geschäftsführerin We.Publish

«Cültür» – Ein neuer News­let­ter belebt den Kulturjournalismus

Am 8. November wurde der Kultur-Newsletter «cültür» lanciert. Hinter dem Projekt steht der gemeinnützige Verein ch-intercultur, der mit diesem Angebot die Lücke füllen will, die durch den Rückgang des Kulturjournalismus in den grossen Publikumsmedien entstanden ist. «cültür» ist Teil des We.Publish-Netzwerks. Wie «cültür» das schweizerische Kulturgeschehen aufbereitet, welche Rolle die Kooperation mit anderen Medien von We.Publish spielt und warum das klassische Feuilleton ein Revival verdient – wir haben mit Nina Graf, der Chefredaktorin gesprochen.

Mit dem neuen Ange­bot wollen sie die Lücke füllen, die durch den Rück­gang von Kultur­jour­na­lis­mus in den gros­sen Publi­kums­me­dien entstan­den ist. Was ist die Strategie?

Die Kultur­be­richt­erstat­tung ist in der Krise. Vieles wurde wegge­spart, zusam­men­ge­schlos­sen. Neben den Gross­ver­la­gen gibt es zwar immer noch einige Fach­ma­ga­zine, die mit gros­sem Wissen und hoch­kom­pe­ten­ten Journalist:innen Kultur­kri­tik verfas­sen, diese Inhalte kämp­fen aber um Sicht­bar­keit. Hier setzt cültür an. Unser Ziel ist es, Kultur zugäng­lich und die Debatte über sie wieder möglich zu machen. In unse­rem wöchent­li­chen News­let­ter kommen­tie­ren und ordnen wir das aktu­elle Kultur­ge­sche­hen ein und bieten Orien­tie­rung, indem wir auf ausge­wählte kultur­jour­na­lis­ti­sche Inhalte aufmerk­sam machen. Wir erhe­ben selbst­ver­ständ­lich nicht den Anspruch, das Schwei­zer Kultur­schaf­fen in seiner gesam­ten Viel­falt abzu­bil­den. Statt­des­sen konzen­trie­ren wir uns darauf, etwas anzu­bie­ten, das in der heuti­gen Zeit oft fehlt: eine gezielte Auswahl und eine sorg­fäl­tige Kura­tion. Jede Woche lenken wir den Fokus auf neue Themen und Rezensionen. 

Vier News­let­ter wurden bereits versen­det: Wer ist das Ziel­pu­bli­kum und wie ist die Reso­nanz auf die ersten Newsletter?

Mit unse­rem News­let­ter wollen wir kultur­in­ter­es­sierte Menschen errei­chen, von jung bis alt, die  sowohl tradi­tio­nelle als auch zeit­ge­nös­si­sche Kunst und Kultur erle­ben möch­ten. Cültür will auch Leser:innen einen Einstieg in die viel­fäl­tige Welt der Kultur und des Kultur­jour­na­lis­mus bieten, so sollen Perso­nen via cültür auf kultur­jour­na­lis­ti­sche Inhalte aufmerk­sam gemacht werden, die sie anders nicht entdeckt hätten. Die Reso­nanz auf die ersten mitt­ler­weile fünf News­let­ter war über­aus posi­tiv. Wir haben viel ermu­ti­gen­des Feed­back erhal­ten – von Leser:innen, die Kura­tion und Service­leis­tung im Sinne einer aktu­el­len Über­sicht über das Kultur­schaf­fen vermisst haben und jetzt bei uns wiederfinden. 

Welche Erwar­tun­gen haben Sie an die Zusam­men­ar­beit mit Part­ner­me­dien im Pool von We.Publish, und wie soll diese Koope­ra­tion konkret ablaufen?

Die Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Medien im We.Publish-Netzwerk ermög­licht eine gegen­sei­tige Verstär­kung: Unsere Inhalte sollen ein brei­te­res Publi­kum errei­chen, während wir gleich­zei­tig auf die Viel­falt und Quali­tät der Beiträge der Part­ner­me­dien hinwei­sen. Konkret wollen wir Inhalte teilen, verlin­ken und sicht­bar machen, um die Reich­weite kultur­jour­na­lis­ti­scher Arbei­ten zu erhö­hen. So entsteht ein Netz­werk, das kultu­relle Debat­ten fördert und den Stel­len­wert von Kultur­be­richt­erstat­tung gemein­sam stärkt.

Wie wird sicher­ge­stellt, dass «cültür» regio­nale, natio­nale und spar­ten­spe­zi­fi­sche Themen ausge­wo­gen berücksichtigt?

Unser Redak­ti­ons­team setzt auf eine ausge­wo­gene Mischung aus regio­na­len, natio­na­len und spar­ten­spe­zi­fi­schen Themen, um die Viel­falt des Kultur­ge­sche­hens abzu­bil­den. Dabei achten wir darauf, sowohl grosse, über­re­gio­nale Ereig­nisse als auch regio­nale Geschich­ten und Nischen­spar­ten sicht­bar zu machen. Durch regel­mäs­sige Feed­backs aus der Leser­schaft und den Austausch mit unse­ren Part­ner­me­dien stel­len wir sicher, dass wir rele­vante und viel­fäl­tige Inhalte liefern. Wir wollen auch Fens­ter für das Kultur­ge­sche­hen in die italie­nisch- und fran­zö­sisch­spra­chige, wie auch räto­ro­ma­ni­sche Schweiz sein. Deswe­gen sind wir gerade am Aufbau eines klei­nen «Korrespondent:innen-Netzwerks», das uns wöchent­lich einen eigen­stän­di­gen Beitrag liefert oder einen bereits exis­tie­ren­den Arti­kel im Kurz­an­riss auf Deutsch über­setzt. Ein Beispiel ist die Rezen­sion von Alfred Schli­en­ger über eine aktu­elle Ausstel­lung im Museo Casa Rusca in Locarno. Oder Anna Ales­sis Anriss eines Arti­kels des Tessi­ner Medi­ums naufraghi.ch.

Was ist unter der Rubrik  Feuilleton4ever zu erwarten?

Unter der Rubrik Feuilleton4ever lassen wir das alte Feuil­le­ton wieder aufle­ben. Jede Woche präsen­tie­ren wir eine klas­si­sche kultur­jour­na­lis­ti­sche Bespre­chung – sei es eine Rezen­sion, Vorschau oder Analyse. Dabei grei­fen wir verschie­dene kultu­relle Themen auf, von Thea­ter und Lite­ra­tur bis hin zu Musik und Bildende Kunst. Ziel ist es, die Tiefe und Quali­tät des Feuil­le­tons zu bewah­ren und für ein brei­te­res Publi­kum zugäng­lich zu machen.

Infor­ma­tion der Reak­tion: Susanne Sugi­moto ist Vorstands­mit­glied von ch-intercultur.

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