Während der Coronakrise ist Regionaljournalismus wichtiger denn je. Die Zugriffszahlen schnellen in die Höhe, das Informationsbedürfnis der Bevölkerung ist enorm. Redaktionen wie Bajour und Tsüri reagieren und vernetzen. Und sie greifen alle möglichen Fragen zu den Auswirkungen des Coronavirus auf. Sie thematisieren bspw. Arbeitsverhältnisse in den Gesundheitseinrichtungen, berichten über die Situation von psychisch Kranken über die Einhaltung der durch den Bundesrat verordneten Massnahmen oder sprechen über den Erwerbsausfall von lokalen Bierbrauern etc. über ein riesiges Themenspektrum. Es zeigt sich, Journalismus ist systemrelevant und die Medienvielfalt von höchster Bedeutung. Ausserdem nimmt der regionale Journalismus während der aktuellen Krise in Sachen Vernetzung eine besonders wichtige Rolle ein.
Der Journalismus steckt aber bekanntlicherweise in der Krise. Er muss sich gerade neu definieren. Die Digitalisierung hat die Medienwelt radikal verändert. Es braucht neue Business Modelle und innovative Ansätze bis möglicherweise eine derzeit diskutierte staatliche Online-Förderung greift. Wichtig ist: Qualitativ guter Journalismus kostet. Neu Regionalmedien setzen auf zahlende Mitglieder und Gönner.
Zwei Projekte gehen diesen Weg:
Bajour gibt es seit gut einem halben Jahr. Bajour wird durch die Stiftung für Medienvielfalt in Basel für drei Jahre mit einer Anschubfinanzierung von jährlich einer Million Franken unterstützt. Die Plattform bietet Regionaljournalismus, unabhängig, werbefrei und nahe an der Bevölkerung. Ganz nahe. Genau das was in Basel bisher fehlt. Die Region Basel online und offline vernetzen, der Basler Kulturszene eine neue journalistische Bühne bieten und alles Gute was es schon gibt mit einbeziehen, auch das Publikum. Am 12. März mit dem Ausbruch der Coronakrise hatten die Macherinnen und Macher von Bajour die Idee die Facebook Gruppe «Gärn gschee – Basel hilft» zu gründen. Von Minute eins an ging das Projekt ab wie eine Rakete. Heute sind rund 15’000 Baslerinnen und Basler auf der Plattform vernetzt. Publiziert jemand eine Bitte geht es wenige Minuten, bis Hilfe naht. Es wird aber nicht nur vernetzt es wird auch recherchiert und es werden täglich neue Artikel publiziert. Herzstück der publizistischen Arbeit ist zurzeit der tägliche editoriale Newsletter: Das Bajour-Briefing. Ein, wie man von anderen Onlinemedien weiss, erfolgreiches Instrument, um die Leserinnen und Leser auf die Plattform zu bringen oder, um auf andere Medien und Plattformen zu verweisen, die inhaltlich ergänzen. Anfang April zählte Bajour rund 450 Member und 300 Gönnerinnen und Gönner.
Bajour unterstützen hier: https://unterstuetzen.bajour.ch/
Tsüri.ch publiziert seit mehr als fünf Jahren. Das Portal wurde von einer Gruppe junger Journalisten und Journalistinnen gegründet. Zielpublikum sind 20- bis 40-Jährige in der Stadt Zürich. Tsüri.ch hat von Anfang an konsequent auf ihre regionale Community gesetzt und war damit eines der ersten Medien, das konsequent auf Civic-Media-Projekte setzte. Dabei geht es jeweils während eines Monats um wichtige lokale Themen, bei welchen die Community interaktiv einbezogen wird und gesellschaftliche Debatten geführt werden. Auch Tsüri.ch hat währende der aktuellen Krise eine Nachbarschaftshilfe Facebook Gruppe aufgebaut. «Gern gscheh — Tsüri hilft <3», wo sich rund 8000 Zürcherinnen und Zürcher vernetzen. Trotz deutlichen erhöhter Reichweite während der Coronakrise verliert Tsüri Einnahmen, Sponsoring- und Werbeeinnahmen. Das ist Paradox. Aktuell zählt Tsüri 1070 Member.
Tsüri unterstützen hier: https://mitmachen.tsri.ch/