Symbolbild: Bernd Dittrich, unsplash

Biodi­ver­si­tät: Aufruf zur Zusammenarbeit

Die Biodiversitätsinitiative ist am vergangenen Sonntag mit 63 Prozent deutlich gescheitert. Swissfoundations, Somaha Foundation und StiftungSchweiz lancieren nun einen Aufruf im dritten Sektor. Ziel ist es, die Akteur:innen besser zu vernetzen und umsetzungsreife Projekte sichtbar zu machen.

Im Jahr 2019 lancier­ten verschie­dene Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen und der Schwei­zer Heimat­schutz die soge­nannte Biodi­ver­si­täts­in­itia­tive. Am vergan­ge­nen Wochen­ende stimmte der Souve­rän über das Anlie­gen ab. Mit 63 Prozent Nein-Stim­men ist die Initia­tive deut­lich geschei­tert. Nur zwei Stadt­kan­tone nahmen die Vorlage an. Basel und Genf. 

Zu wenig Geld für die staat­li­chen Massnahmen

Im Juni hat das BAFU den inter­es­sier­ten Krei­sen einen Plan mit 16 Mass­nah­men und einem Budget von rund zehn Millio­nen Fran­ken vorge­le­get. Der Plan wurde von den Umwelt­ver­bän­den als Rück­schritt gegen­über dem bereits unge­nü­gen­den ersten Akti­ons­plan kriti­siert, und der Schwei­zer Städ­te­ver­band SSV hielt in seiner Stel­lung­nahme fest: «Die vorge­se­he­nen finan­zi­el­len Mittel in der Höhe von zehn Millio­nen Fran­ken über sechs Jahre für die Mass­nah­men unter der Feder­füh­rung des BAFU stehen in keinem Verhält­nis zu den anste­hen­den Heraus­for­de­run­gen des Biodi­ver­si­täts­ver­lus­tes in der Schweiz. Hier ist zu unter­strei­chen, dass die jähr­li­chen Kosten des «Nicht-Handelns» stetig zuneh­men: Gemäss Schät­zun­gen werden sie sich im Jahr 2050 auf 2 bis 2,5 Prozent des Brut­to­in­land­pro­dukts belaufen.» 

Drit­ter Sektor gefragt

Dort, wo der Staat keine Mittel zur Verfü­gung stellt, sprin­gen oft Stif­tun­gen oder private Donator:innen ein. Stif­tun­gen sind zeit­lich flexi­bler und sie haben die Möglich­keit, Inno­va­tio­nen anzu­stos­sen und thema­ti­sche Schwer­punkte zu setzen. Philea schreibt in einem Bericht vom 18. Okto­ber 2023, dass in einer von ihnen durch­ge­führ­ten Umfrage für die Themen Klima­krise und Biodi­ver­si­tät am meis­ten Mittel für dring­li­che Inves­ti­tio­nen fehlen. Es handelt sich hier also um eine klas­si­sche Förder­lü­cke. Die Befrag­ten bemän­gel­ten zudem das fehlende Bewusst­sein für effek­tive und gemein­same Lösun­gen. Genau das nehmen nun Swiss­Foun­da­ti­ons, Somaha Foun­da­tion und StiftungSchweiz auf und sie stel­len gemein­sam einen «Touch point» zur Verfü­gung (vgl. unten).

Letzt­end­lich sollen zusätz­li­che Mittel für die Biodi­ver­si­täts­för­de­rung mobi­li­siert werden.

Eva Maria Jaag, Somaha Foundation

Weshalb ist das wichtig?

Am Beispiel des BioDiv­Me­ters hat sich gezeigt, wie sich neun Förder­stif­tun­gen für die Thema­tik über zwei Jahre (2022–2023) einge­setzt haben. «Der BioDiv­Me­ter gibt Auskunft über die Mittel­ver­wen­dung der biodi­ver­si­täts­för­dern­den Stif­tun­gen mit Wirkungs­ort Schweiz», sagt Eva Maria Jaag von der Somaha Foun­da­tion. «Er verfolgt damit das Ziel, die viel­sei­tige Förder­tä­tig­keit von Stif­tun­gen zuguns­ten der Biodi­ver­si­tät sicht­ba­rer zu machen.» Der BioDiv Meter vernetzt biodi­ver­si­täts­för­dernde Stif­tun­gen. Projekt­ver­ant­wort­li­che erhal­ten so zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen über mögli­che Förder­part­ner. Auch die Öffent­lich­keit erhält einen Einblick in die Biodi­ver­si­täts­för­de­rung. «Letzt­end­lich sollen zusätz­li­che Mittel für die Biodi­ver­si­täts­för­de­rung mobi­li­siert werden», sagt Jaag. Ein Anlie­gen, das Swiss­Foun­da­ti­ons teilt. «Wir als Verband der Schwei­zer Förder­stif­tun­gen möch­ten die Sicht­bar­keit solcher Förder­ak­ti­vi­tä­ten erhö­hen und zeigen, welchen Beitrag Förder­stif­tun­gen leis­ten», sagt Katja Schö­nen­ber­ger, Geschäfts­füh­re­rin Swiss­Foun­da­ti­ons. 

Wir als Verband der Schwei­zer Förder­stif­tun­gen möch­ten die Sicht­bar­keit solcher Förder­ak­ti­vi­tä­ten erhö­hen und zeigen, welchen Beitrag Förder­stif­tun­gen leisten.

Katja Schö­nen­ber­ger, SwissFoundations

Wirkungs­feld erhöhen

Jedoch geht es dem Verband nicht nur um Visi­bi­li­tät. Das Wirkungs­feld der Stif­tun­gen soll erhöht werden. Dabei setzt Katja Schö­nen­ber­ger auf die Möglich­kei­ten der Platt­form StiftungSchweiz. «Als Online-Platt­form kann StiftungSchweiz dabei helfen, Fördernde und Projekt­part­ner digi­tal zu vernet­zen. Wer arbei­tet an welchem Biodi­ver­si­täts­pro­jekt? Welche Stif­tung nimmt Gesu­che zu Biodi­ver­si­täts­pro­jek­ten entge­gen? Solche Infor­ma­tio­nen können online gebün­delt zur Verfü­gung gestellt werden», sagt sie. Für die Betei­lig­ten bedeu­tet dies Effi­zi­enz­ge­winne; die Akteur:innen sparen so Recher­che­zeit. Dank der Platt­form wird auch unge­nutz­tes Förder­po­ten­tial sicht­bar. Das unter­streicht auch Stefan Schöbi, Geschäfts­füh­rer von StiftungSchweiz. Die Platt­form könne Aufmerk­sam­keit schaf­fen für Themen, die noch nicht genü­gend Beach­tung finden – sowohl seitens Fördernder:innen, Projekt­part­ner, oder Funders und Nonpro­fits. Stefan Schöbi sagt: «Wir sind eine Matching-Platt­form, die beide Seiten der Phil­an­thro­pie glei­cher­mas­sen unterstützt.» 

Beson­ders produk­tiv wird es, wenn der Blick der Nonpro­fit und Funder gemein­sam nach vorne gewagt wird.

Stefan Schöbi, StiftungSchweiz

Zusam­men­ar­beit auf Augenhöhe

Matching ist auch das entschei­dende Stich­wort, um die Projekte voran­zu­trei­ben. Natur­ge­mäss seien es zwar die Nonpro­fits, die den ersten Schritt machen würden. «Aber auch ein moder­ner Funder sucht aktiv und konti­nu­ier­lich nach Förder­lü­cken», sagt Schöbi. «Beson­ders produk­tiv wird es, wenn der Blick der Nonpro­fit und Funder gemein­sam nach vorne gewagt wird.» Um dieses Matching einfach zu ermög­li­chen bietet StiftungSchweiz mit ihrem Netz­werk-Modul eine nieder­schwel­lige Möglich­keit zum Kontakt und Austausch. «Das ermög­licht Zusam­men­ar­beit auf Augen­höhe», sagt er. 

Umwelt­the­men bewegen

In jedem Fall bewegt das Thema Umwelt die Stif­tungs­welt. Katja Schö­nen­ber­ger sagt: «Nebst dem akti­ven Arbeits­kreis Umwelt & Nach­hal­tig­keit, fanden sich auch Umwelt- und Klimathe­men im Programm des dies­jäh­ri­gen Schwei­zer Stif­tungs­sym­po­si­ums wieder.» Und am dies­jäh­ri­gen Zürcher Stif­tungs­ge­spräch, das Swiss­Foun­da­ti­ons gemein­sam mit dem Kanton am 1. Okto­ber veran­stal­ten wird, heisst das Thema: «Von Arten­viel­falt bis Zero Waste –Das Zusam­men­wir­ken von Kanton und gemein­nüt­zi­gen Stif­tun­gen für mehr Nach­hal­tig­keit». Zudem wurde im dies­jäh­ri­gen Swiss­Foun­da­ti­ons Bench­mark Report das Thema Nach­hal­tig­keit auf Anla­ge­seite erfragt und analy­siert. Schö­nen­ber­ger sagt: «Auch dort zeigt sich ein posi­ti­ver Trend unter unse­ren Mitglie­dern: Mehr Stif­tun­gen als im letz­ten Jahr (89 Prozent vs. 85 Prozent im Vorjahr) geben an, Nach­hal­tig­keits­kri­te­rien in irgend­ei­ner Form und für mindes­tens einen Teil ihres Vermö­gens zu berücksichtigen.

Nonpro­fits sensi­bi­li­sie­ren bereit sehr praktisch

Wissen­schaft­lich ist der drama­ti­sche Biodi­ver­si­täts­ver­lust längst belegt. Bereits die Hälfte aller Tier- und Pflan­zen­ar­ten in der Schweiz seien bedroht, schrei­ben Bird­Life und Pusch im gemein­sa­men Projekt Biodi­ver­si­tät. Jetzt! Die beiden Nonpro­fits wollen mit ihrer Initia­tive, im Zeit­raum von 2024 bis 2028, die Biodi­ver­si­tät im Sied­lungs­raum stär­ker ins Bewusst­sein der Öffent­lich­keit rücken. Durch eine Kombi­na­tion aus Öffent­lich­keits­ar­beit, digi­ta­len Bera­tungs­an­ge­bo­ten und einer Mitmach-Platt­form sollen Kompe­ten­zen geför­dert und Menschen zur akti­ven Förde­rung der Biodi­ver­si­tät moti­viert werden.


Initia­tive zur Biodiversität

Swiss­Foun­da­ti­ons lanciert in Zusam­men­ar­beit mit der Somaha Stif­tung einen gemein­sa­men Aufruf. Der Aufruf reagiert auf das Abstim­mungs­re­sul­tat in der Schweiz und animiert dazu, dem wich­ti­gen Thema zentrale Impulse zu geben. Zu diesem Zweck stellt StiftungSchweiz die digi­ta­len Kolla­bo­ra­ti­ons­in­stru­mente zur Verfü­gung, um die Akteur:innen – seien es Nonpro­fits oder Funders – rasch mitein­an­der in Dialog zu brin­gen und mehr Über­sicht über konkrete umset­zungs­reife Initia­ti­ven zu schaffen.

Das offene digi­tale Netz­werk bietet allen Akteur:innen Unter­stüt­zung für die Koor­di­na­tion und den Austausch. Nonpro­fits, welche sich im Thema enga­gie­ren, und Funders, welche im Schwer­punkt Biodi­ver­si­tät aktu­ell Förder­gel­der ausrich­ten oder dies für die Zukunft prüfen, sind herz­lich einge­la­den, dem Netz­werk beizu­tre­ten (bitte vorgän­gig ein kosten­lo­ses Login auf stiftungschweiz.ch anlegen).

Orga­ni­sa­ti­ons­liste: das Netz­werk wird ergänzt um eine Liste mit Orga­ni­sa­tio­nen, die umset­zungs­reife Biodi­ver­si­täts-Projekte parat haben, die den (allge­mein sinn­vol­len) Krite­rien der Somaha Stif­tung entspre­chen. Alle Mitglie­der des Netz­werks erhal­ten auch Bear­bei­tungs ‑und Kommen­tar-Zugang zur Liste. Weitere Nutzer:innen der Platt­form stiftungschweiz.ch werden die erar­bei­tete Liste später zur Ansicht öffnen können.

StiftungSchweiz engagiert sich für eine Philanthropie, die mit möglichst wenig Aufwand viel bewirkt, für alle sichtbar und erlebbar ist und Freude bereitet.

Folgen Sie StiftungSchweiz auf

-
-