Die Sophie und Karl Binding Stiftung schreibt, das clevere Konzept von «Natur findet Stadt» habe innert Kürze grosse Wirkung entfaltet. Bereits 15 Aargauer Gemeinden und über 250 Private gestalteten heute ihre Flächen für mehr Natur und Lebensqualität um.
Partizipativer Ansatz bezieht alle mit ein
Die Gemeinden übernehmen Vorbildfunktion mit partizipativ erarbeiteten Aufwertungen von öffentlichen Flächen. Das heisst konkret, die Einwohner*innen sind bereits für Biodiversität sensibilisiert. Das Grundprinzip von «Natur findet Stadt» sei deshalb so erfolgreich, weil es jeweils in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektpartner *innen ein Schneeballsystem im positiven Sinne anstosse. So gewinnt es laufend weitere Akteur*innen für die Biodiversität. Gartenbaubetriebe und private Gartenbesitzer*innen schliessen sich animiert durch attraktive Kommunikationsmassnahmen an. Beraten werden sie von Fachleuten. Auf diese Weise arbeiten bei der Umsetzung Expert*innen und Praktiker*innen Hand in Hand. «Sensen-Mähkurse, Standaktionen oder Arbeitseinsätze für Schulen und Interessierte laden ein zur Entdeckung und Förderung der Natur vor der Haustüre», schreit die Stiftung.
45’000 Quadratmeter mehr für die Naturvielfalt
Gestartet hat das Projekt 2013 die Stadtökologie Baden in Zusammenarbeit mit der Kampagnenforum GmbH. Im öffentlichen Raum konnten so insgesamt rund 65 zusätzliche Flächen für die Biodiversität hinzugewonnen werden. Darüber hinaus haben über 250 Privatpersonen in ihren Gärten und auf Balkonen Ideen aus dem Projekt umgesetzt. Und es werden laufend mehr. Die neuen Naturflächen, insgesamt 45’000 Quadratmeter, umfassen vielfältige Lebensräume und Nutzungen. Dabei handelt es sich bspw. um Flächen um Baumscheiben, aufgewertete Strassenbegleitflächen, Genossenschaftsgärten und öffentliche Stadtparks. Auch entsiegelte Parkplätze kommen vor. Schon heute zeigt sich der Erfolg: Auf kleinem Raum lassen sich über 120 Arten beobachten. Dies haben Biodiversitätsaufnahmen belegt.
Private und öffentliche Hand gemeinsam stark
Als wesentlicher Faktor für den Erfolg von «Natur findet Stadt» sei die Konzeption als Verbundprojekt, in dem öffentliche Hand und Private gemeinsam agieren. Zusammen mit dem Naturama Aargau werden folgende am Projekt beteiligten Institutionen ausgezeichnet: Die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau, die Städte Baden als Initiantin sowie Zofingen, Aarau und Mellingen, die Gemeinden Wohlen, Küttigen, Rothrist, Biberstein, Obersiggenthal, Muri und Niederlenz, der Jurapark Aargau sowie die Kampagnenforum GmbH. Die Abteilung Landschaft und Gewässer nahm diese Idee im Rahmen des Ideen- und Projektpools auf und übertrug in der Folge die Weiterentwicklung zum heute so erfolgreichen Projekt an das Naturama Aargau. Auch die lokalen Natur- und Vogelschutzvereine, verschiedene Gärtnereien, die Firma «Wildbiene und Partner» sowie private Garten- und Arealbesitzer/innen sind am Erfolg von «Natur findet Stadt» beteiligt.
Das beste von 74 schweizweit eingereichten Projekten
Gesucht waren innovative Projekte im Siedlungsraum mit Vorbildcharakter. Bis zur Eingabefrist Ende Januar 2021 wurden 74 Projekte aus der ganzen Schweiz eingereicht. In einem mehrstufigen Prozess wählte die Jury unter dem Vorsitz des Weltbiodiversitätsrats-Mitglieds Professor Markus Fischer das Preisträgerprojekt aus. Die eingegebenen Projekte werden als Katalog guter Beispiele für Biodiversitätsförderung im Siedlungsgebiet auf einer gemeinsamen Datenbank der Binding Stiftung mit «Mission B» veröffentlicht (Zugang via preis-biodiversitaet.ch).