Sowohl im Stiftungsfundraising wie auch in der Spendenakquise sind digitale Kanäle heute ein Muss. Dennoch tun sich viele Nonprofits schwer mit dem Umstieg: Die neuen Ansätze unterscheiden sich von traditionellem Fundraising, erfordern ein solides Grundwissen und eine ganze Reihe von Grundsatzentscheidungen.
Denn Fundraising ist mehr als nur Spendensammeln. Fachleute sagen, die Schlüsselaufgabe erfordere eine durchdachte Planung und solide strategische Grundlagen. Dies sei zentral für die langfristige Stabilität von Organisationen und müsse entsprechend mit Ressourcen unterlegt werden. Das ist zweifelsohne korrekt. Ist also der typische Startpunkt ein durchdachtes Konzept und die Besetzung einer Fundraising-Stelle? Dort, wo die Ressourcen dazu vorhanden sind, ja. Die Realität in vielen kleineren Nonprofits sieht ganz anders aus. Ein strategischer Ansatz und die Schaffung personeller Ressourcen ist hier allzu oft nicht mehr als ein frommer Wunsch.
In diesem Beitrag stellen wir die drei zentralen Schritte zum Start ins digitale Fundraising vor, und zwar bewusst aus einer anwendungsorientierten Perspektive. Wir zeigen, worauf es ankommt, auf was man sich einlässt – und welche Fehler sich vermeiden lassen. Voraus: Einen vertieften Einblick eröffnet StiftungSchweiz im ganztägigen Bootcamp am 21. Mai 2025, das vor Ort in Basel oder per Livestream besucht werden kann, und zusammen mit wemakeit durchgeführt wird (siehe Kasten ganz unten).
Schritt 1: Sichtbar, transparent und glaubwürdig
Die Berührungsängste mit der digitalen Welt sind oft unbegründet. Wer klug vorgeht, schafft mit wenig Aufwand eine gute Ausgangslage und profitiert von kosteneffizienten Instrumenten und einer grösseren Reichweite. Das beginnt bei der eigenen Sichtbarkeit und einer professionellen digitalen Visitenkarte.
Mit heutigen Tools ist es weder aufwändig noch teuer, eine eigene Website zu erstellen. Unterschätzt wird hingegen meistens, welchen Aufwand die Pflege und Aktualisierung eines umfangreichen Internetauftritts mit sich bringt.
Wer zusätzlich in den sozialen Medien aktiv sein will (was grundsätzlich eine gute Idee ist), sollte sich bewusst sein, dass jeder neue Kanal auch zusätzliche Ressourcen bindet. «Faites vos jeux», heisst es deshalb auch beim Digital Fundraising – anders als im Casino tritt hier die Glückskomponente mit kluger Planung aber in den Hintergrund.
Christoph Rombach ist bei StiftungSchweiz für die Spendenplattform zuständig. Das gewünschte Zielpublikum steht für Ihn im Zentrum: «Im wachsenden Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Spenden sind die Auswahl der Kommunikationskanäle und eine präzise wie emotionale Ansprache zentral, um das gewünschte Zielpublikum zu aktivieren.»
Der Grundsatz lautet: Weniger ist mehr. Nach diesem Prinzip sind auch die Profilseiten auf stiftungschweiz.ch aufgebaut. Sie kommen ohne Umschweife auf den Punkt: Was bezweckt ein Nonprofit, welche Instrumente hat es dazu entwickelt und wie dokumentiert es sein konkretes Angebot durch aktuelle und vergangene Projekte und Programme? Nicht unwichtig ist dabei auch die Förderchronik: Denn ein Förderbeitrag, den ein Nonprofit in der Vergangenheit erhalten hat, kann auch das Fundraising in der Zukunft erleichtern. Der Jahresbericht rundet diese Informationen schliesslich ab und verdient einen prominenten Platz. Kurz: Eine gut gepflegte Profilseite in einem Verzeichnis wie stiftungschweiz.ch kann in einigen Fällen auch eine eigene Website ersetzen.
Eine gleichermassen präzise wie emotionale Ansprache ist zentral.
Christoph Rombach, Lead Spendenplattform, StiftungSchweiz
Die Glaubwürdigkeit eines Auftritts kommt dabei von der Vollständigkeit, Aktualität und Integrität der angebotenen Informationen. So sollten die aktuellen Schwerpunkte und Initiativen prominent abgebildet sein und die Aktivitäten müssen sich auch im Jahresbericht spiegeln. Besonders glaubwürdig ist die Präsentation, wenn die vom Nonprofit behauptete Wirkung auch durch Stimmen der Destinatäre bestätigt wird.
Auch die neuen StiftungSchweiz Badges schaffen zusätzlich Übersicht und Orientierung und unterstützen damit eine engagierte, transparente, kooperative und vernetzte Philanthropie. Denn in der digitalen Welt wirken Akteur:innen und Organisationen zunehmend anonym. Yara Ouertani ist bei StiftungSchweiz für die Datenqualität zuständig. Aus ihrer Erfahrung sei klar: «Transparenz zahlt sich aus; sie schafft Vertrauen und macht Nonprofits attraktiv für Förderorganisationen und private Spendende.»
Transparenz zahlt sich aus; sie schafft Vertrauen und macht Nonprofits attraktiv für Förderorganisationen und private Spendende.
Yara Ouertani, Datenqualität und Recherche, StiftungSchweiz
Schritt 2: Vom Follower zum Funder
Ist die Basis gelegt, so baut das digitale Fundraising in einem ersten Schritt die Brücke zur Spenderin oder dem Spender. Ein gut sichtbarer Spendenbutton ist heute Standard und unverzichtbar. Kontoangaben und IBAN-Nummern haben aber weiterhin Ihre Berechtigung und bleiben bei spesenbewussten Zielgruppen wichtig. Hier sind nun verschiedene Lösungen auf dem Schweizer Markt verfügbar. Sie unterscheiden sich dabei in der Integrationstiefe in der eigenen Website, dem damit verbundenen technischen Aufwand und – last but not least – auch im Preis.
Die mit Abstand preiswerteste Lösung bildet der Spendenbutton auf StiftungSchweiz, der mit wenig Aufwand und ohne technisches Vorwissen implementiert werden kann. Er ist – mitsamt eines spesenfreien Spendenempfangs bis zu CHF 2000 – im Starter-Paket inbegriffen. Christoph Rombach ist überzeugt: «Ob Twint, Postfinance oder ApplePay – ein Spendenformular muss heute der Vielfalt seiner Nutzer und ihrer Zahlungsgewohnheiten gerecht werden.»
Mit etwas mehr Aufwand verbunden ist die Einrichtung eines Spendenformulars, das im Look & Feel der eigenen Website gestaltet werden kann. Es führt die Spender:in oder den Spender noch enger durch den Prozess. Zudem hat das Nonprofit die Möglichkeit, hier auch Spenden an spezifische Aktivitäten zu ermöglichen. So kann es für eine spezielle Initiative zweckgebundene Spenden sammeln.
Natürlich ist ein Spendenbutton oder ‑formular noch keine Garantie für regelmässigen Spendeneingang – sie schaffen lediglich die Voraussetzung dazu. Erst wenn ein kommunikativer Anlass geschaffen wird, beginnt sich das Rad zu drehen. Das heisst auch: Ohne Kommunikation kein Fundraising. Oder: Wer nichts zu erzählen hat, steht mit leeren Händen da. Ein gutes Storytelling, in welchem Engagement zur erfüllenden Aufgaben und das Mission Statement zur raison d’être wird, verändert die Sicht auf eine Organisation. Der Verweis auf konkrete Projekte, sichtbare Fortschritte und erreichte Ziele animieren zum Mithelfen, die Empörung über Missstände weicht dem Wunsch, Teil der angebotenen Lösung zu sein.
Ist ein solches Engagement gegeben, so hat StiftungSchweiz seit Kurzem mit dem Kampagnengenerator ein Hilfsmittel eingeführt, mit dem sich ein Anlass im Handumdrehen in eine Spendenaktion verwandeln lässt. Dabei ist es auch möglich, die eigene Community aktiv einzubeziehen und als Multiplikator:innen einzusetzen. Sie unterstützen durch eigene Postings den Spendenaufruf und schaffen damit die nötige Reichweite und Glaubwürdigkeit.
Schritt 3: Vom Aufruf zur Kampagne
Céline Fallet ist Geschäftsführerin von wemakeit. Was zeichnet in Ihren Augen eine erfolgreiche Kampagne aus? «Für den Erfolg zentral sind ein gut durchdachter Kommunikationsplan und eine starke Community, die es ermöglichen, eine breite Masse von Unterstützern zu mobilisieren und zu aktivieren. Dazu muss eine überzeugende Geschichte erzählt werden, die das Interesse und die Begeisterung der potenziellen Unterstützer weckt.»
Soweit so gut. Der entscheidende Schritt steht aber noch bevor. Denn für ein kraftvolles Fundraising ist der Aufbau stabiler Spendenbeziehungen ein zentraler Faktor. Der Fokus verschiebt sich damit vom Auslösen einer Spende zur Pflege der Spenderin oder des Spenders.
Eine starke Community ist für den Erfolg einer Kampagne zentral.
Céline Fallet, Geschäftsführerin wemakeit
Entscheidend für diese Verstetigung sind ein kontinuierlicher Dialog und eine sorgfältige Vertrauensbildung. Dadurch gewinnen und erhalten Organisationen Unterstützer und schaffen eine zuverlässige Einnahmequelle, die es ihnen ermöglicht, ihre langfristigen Ziele zu verfolgen. Die Pflege von Spenderbeziehungen erfordert eine personalisierte Ansprache und regelmässige Updates über den Fortschritt und die Wirkung der finanzierten Projekte. Ein tiefes Verständnis der Bedürfnisse und Präferenzen der Spender hilft dabei, massgeschneiderte Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
Hier spielt auch das Community Building eine wesentliche Rolle, indem es eine Plattform für den Austausch zwischen Spendern und der Organisation schafft. Veranstaltungen und exklusive Einblicke in die Arbeit der Organisation können das Engagement weiter vertiefen und ein Gefühl der Zugehörigkeit fördern. Effektive Spenderpflege bedeutet auch, Dankbarkeit zu zeigen und die Beiträge der Spender sichtbar zu würdigen, was die Loyalität stärkt und eine nachhaltige Finanzierungsgrundlage unterstützt.
Website Clinic: Von der Analyse zur Optimierung
Wie sich die drei Schritte zum digitalen Fundraising effektiv umsetzen lassen, zeigt ein praxisnaher Blick auf spezifische Cases im zweiten Teil des Bootcamps Digital Fundraising und Crowdfunding. Die Teilnehmer:innen vertiefen die theoretischen Inputs vom Morgen im interaktiven Austausch. In Gruppen arbeiten sie gemeinsam an realen Fallbeispielen aus dem digitalen Fundraising. Dabei entwickeln sie Lösungen, die sich direkt auf ihre eigene Fundraising-Praxis anwenden lassen.
In der abschliessenden Website Clinic stehen schliesslich ausgewählte Online-Auftritte der teilnehmenden Organisationen auf dem Prüfstand. Die kurzen Website‑, Social-Media- und SEO-Analysen zeigen den teilnehmenden Organisationen auf, welche Vorteile die einzelnen Online-Auftritte bereits aufweisen und wie versteckte Potenziale entfaltet werden können. Bei der Website-Analyse stehen vor allem Aspekte wie die User Experience, die Donor Journey, die Wirksamkeit von Storytelling und verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten im Vordergrund. Die Social-Media-Aktivitäten einzelner Organisationen werden beispielsweise auf die Zielgruppenansprache, die gewünschte Bildsprache, die Tonalität und die Frequenz der Posts geprüft. Schliesslich werden auch die SEO-relevanten Inhalte einzelner Online-Auftritte kritisch durchleuchtet, beispielsweise anhand der Analyse von (nicht)vorhandenen Metadaten, Tags und URLs.
Laut Christoph Rombach, der auch den interaktiven Teil des Bootcamps begleitet, nehmen die Teilnehmenden viel mit von der Website Clinic: «Sie schätzen den Aussenblick auf ihren Online-Auftritt – und schreiben bei diesen konkreten Inputs besonders eifrig mit (lacht).» Im praxisnahen Austausch lernen Teilnehmende, ihre digitale Präsenz zu optimieren und somit nicht nur gut auf Suchmaschinen zu ranken, sondern potenzielle Unterstützer direkt zu erreichen.
Bootcamp Digital Fundraising
Digitales Fundraising eröffnet neue Wege, um eine Fundraising-Strategie zu erweitern und zu diversifizieren. Es ermöglicht Ihnen, ein breiteres Publikum zu erreichen, schnell auf aktuelle Ereignisse zu reagieren und die Effizienz von Kampagnen durch Datenanalyse und gezielte Ansprache zu steigern.
In diesem gemeinsam mit den Crowdfunding-Expert:innen von wemakeit ausgerichteten Bootcamp lernen die Teilnehmer:innen, ihre digitale Präsenz zu optimieren, Follower effektiv in Unterstützer zu verwandeln und durch ansprechendes Storytelling und Community Building erfolgreiche Kampagnen zu gestalten.
Nächste Durchführung: 21.05.2025, 9–15h, vor Ort in Basel oder via Livestream
Preis: 490 (vor Ort) oder CHF 290 (Livestream)
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