Bedeu­tung der Infla­tion für verschie­dene Anlageklassen

Seit über einem Jahr stei­gen die Konsu­men­ten­preise konti­nu­ier­lich und sie haben mitt­ler­weile Höchst­stände erreicht. Die unge­wöhn­lich hohe Infla­tion ist das Resul­tat einer Viel­zahl unter­schied­li­cher Faktoren. 

Engpässe bei den globa­len Liefer­ket­ten, coro­nabe­dingte Lock­downs und eine ausser­ge­wöhn­lich expan­sive Geld- und Fiskal­po­li­tik sind nur einige Gründe, weshalb sich die Teue­rung derart beschleu­nigt hat. Hinzu kommt, dass im Zuge des Ukrai­ne­kriegs die Ener­gie­preise stark ange­stie­gen sind. Viele Anle­ger fragen sich zu Recht, wie sie sich gegen den zuneh­men­den Preis­druck absi­chern können. Zur Orien­tie­rung in dieser Frage betrach­ten wir die promi­nen­tes­ten Anla­ge­klas­sen Aktien, Obli­ga­tio­nen, Gold und Immobilien.

Aktien

Histo­risch entwi­ckel­ten sich Aktien beson­ders gut in einem Umfeld mit mode­ra­ter und stabi­ler Infla­tion, da die konjunk­tu­rel­len Unsi­cher­hei­ten klein sind und die Unter­neh­mens­ge­winne entspre­chend gut prognos­ti­ziert werden können. Steigt jedoch das Preis­ni­veau abrupt an, kann es zu massi­ven Verwer­fun­gen auf den Akti­en­märk­ten kommen. Plötz­li­che Preis­an­stiege stel­len einer­seits ein Risiko für die opera­ti­ven Margen dar, weil die gestie­ge­nen Produk­ti­ons­kos­ten nur mit Verzö­ge­rung an die Kunden weiter­ge­ge­ben werden können. Ande­rer­seits zwin­gen höhere Infla­ti­ons­ra­ten die Noten­ban­ken zu einer restrik­ti­ve­ren Geld­po­li­tik mit höhe­ren Zinsen, was die Akti­en­be­wer­tun­gen aufgrund der stei­gen­den Abdis­kon­tie­rungs­fak­to­ren zukünf­ti­ger Ausschüt­tun­gen schrump­fen lässt. Ausser­dem trüben die Mass­nah­men zur Infla­ti­ons­be­kämp­fung die Wachs­tums­aus­sich­ten ein und erhö­hen damit den Druck auf die Aktien zusätzlich.

Inner­halb der Anla­ge­klasse Aktien lohnt es sich aller­dings zu unter­schei­den, da nicht alle Akti­en­sek­to­ren glei­cher­mas­sen von der Infla­tion beein­flusst werden. Dies verdeut­licht eine Analyse der Akti­en­markt­ren­di­ten der letz­ten 50 Jahre: In einem Umfeld stei­gen­der, nied­ri­ger Infla­tion erziel­ten Firmen aus dem IT-Sektor die höchs­ten Rendi­ten, während die defen­si­ven Sekto­ren Basis­kon­sum­gü­ter, Gesund­heits­we­sen und Versor­ger am schlech­tes­ten abschnit­ten. Bei stei­gen­der, hoher Infla­tion schnit­ten die Sekto­ren Rohstoffe und Ener­gie am besten, Finanz­werte hinge­gen am schlech­tes­ten ab. Rohstoff bezo­gene Sekto­ren domi­nier­ten auch, als die Teue­rung mehr als sechs Prozent betrug, während es konsum­be­zo­gene Sekto­ren und den IT-Sektor zu vermei­den galt.

Obli­ga­tio­nen

Obli­ga­tio­nen mit fixem Coupon und vorde­fi­nier­ter Rück­zah­lung bei Verfall (Nenn­wert) sind stark abhän­gig von Infla­ti­ons­ver­än­de­run­gen. Die fest­ge­leg­ten Coupon­zah­lun­gen spie­geln die Infla­ti­ons­er­war­tun­gen zum Emis­si­ons­zeit­punkt wider und werden auch bei verän­der­ten Markt­ge­ge­ben­hei­ten nicht nach­träg­lich ange­passt. Beschleu­nigt sich die Infla­tion, dann sind die diskon­tier­ten zukünf­ti­gen Coupons und die Rück­zah­lung heute weni­ger Wert, was vorüber­ge­hend zu Kurs­ver­lus­ten der Obli­ga­tion führt. Dieser Verlust ist umso grös­ser, je länger die Rest­lauf­zeit der Obli­ga­tion ist. Infla­ti­ons­ge­schützte Anlei­hen, soge­nannte TIPS, bieten hinge­gen einen nach­hal­ti­gen Schutz vor stei­gen­der Infla­tion. Der Nenn­wert von TIPS ist an die reali­sierte Infla­tion gekop­pelt und garan­tiert somit eine reale Rendite, die unab­hän­gig von der Teue­rung ist. Leider gibt es solche TIPS nicht in Schwei­zer Franken.

Gold

Gold geniesst seit jeher den Ruf als guter Schutz des Vermö­gens vor Geld­ent­wer­tung. Begrün­det wird diese Eigen­schaft damit, dass sein natür­li­ches Vorkom­men begrenzt ist, es eine stabile Nach­frage hat, weil es für viele Prozesse in der Indus­trie benö­tigt wird und es durch geld­po­li­ti­sche Mass­nah­men nicht entwer­tet werden kann. Doch Gold ist seinem Ruf nicht immer gerecht gewor­den. Eine Anlage zur Infla­ti­ons­ab­si­che­rung müsste eigent­lich im Gleich­schritt mit den Verbrau­cher­prei­sen stei­gen. In Phasen hoher Infla­tion, die von einer sehr restrik­ti­ven Geld­po­li­tik beglei­tet wurde, hat Gold jedoch meist eine nega­tive Rendite für die Anle­ger erwirtschaftet.

Für die Bewer­tung von Gold wich­ti­ger als die oben­ge­nann­ten Eigen­schaf­ten ist die Entwick­lung der Real­zin­sen, also der Zinsen abzüg­lich der Infla­tion. Weil Gold keine Einkom­mens­ren­dite in Form von Zins­zah­lun­gen abwirft, muss man bei einer Inves­ti­tion in Gold die poten­zi­el­len Kurs­ge­winne gegen die dafür aufge­ge­be­nen Zins­er­träge von Bargeld abwä­gen. Je höher die realen Zins­er­träge sind, desto unat­trak­ti­ver wird Gold. 

Immo­bi­len

Einen direk­te­ren Infla­ti­ons­schutz bieten Immo­bi­lien. In der Schweiz sind kommer­zi­elle Miet­ver­träge in der Regel mit der Infla­tion verlinkt. Wohnungs­mie­ten sind haupt­säch­lich an einen rela­tiv trägen Refe­renz­zins­satz und nur zu einem gerin­ge­ren Teil an die Konsu­men­ten­preise gebun­den. Infla­tion und Zinsen können somit auf die Mieten umge­wälzt werden, aller­dings nur mit Verzö­ge­rung. In den Bewer­tungs­mo­del­len schla­gen die höhe­ren Diskont­sätze jedoch unmit­tel­bar zu Buche, weshalb die Immo­bi­li­en­fonds und ‑gesell­schaf­ten dieses Jahr ähnlich hohe Verluste verzeich­nen muss­ten wie Aktien. Länger­fris­tig soll­ten Immo­bi­lien aber einen guten Infla­ti­ons­schutz bieten.

In vola­ti­len Zeiten ist es wich­tig, mehrere Optio­nen offen­zu­hal­ten, um recht­zei­tig reagie­ren zu können. Insbe­son­dere für die Verwal­tung von Stif­tungs­ver­mö­gen ist eine stetige, proak­tive Anpas­sung der takti­schen Vermö­gens­al­lo­ka­tion im Rahmen der eige­nen Risi­ko­fä­hig­keit und ‑bereit­schaft ausschlag­ge­bend, um die Zweck­erfül­lung gemäss den Statu­ten
sicher­stel­len zu können. 

StiftungSchweiz engagiert sich für eine Philanthropie, die mit möglichst wenig Aufwand viel bewirkt, für alle sichtbar und erlebbar ist und Freude bereitet.

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