Mit «Stiftungen und Grundeigentum» wählte Stiftungsstadt Basel für den 13. Basler Stiftungstag ein Thema, das ideal das Netzwerk und das Spannungsfeld, die Ansprüche und Möglichkeiten aufzeigt, in welchen sich der Stiftungssektor bewegt. Das Entwicklungsareal im Klybeck bot die passende Kulisse. Anita Fetz, alt-Ständerätin und Verwaltungsrätin bei Rhystadt Basel, welche die Transformation des Areals vorantreibt, sprach über die Pläne. Sie stellte das Endbild vor, wie das Areal dereinst gestaltet sein soll. Dabei kritisierte sie – wie andere Teilnehmende auch – die Behörden der Stadt, die das Projekt verzögern würden.
12’000 Franken für ein Immobilien-Portfolio
Immobilien stehen oft im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen der Mieterschaft als Wohnobjekt und den Bedürfnissen der Investor:innen nach Rendite. Dabei stehen Stiftungen besonders im Fokus. Der Gemeinnützigkeit verpflichtet, sind sie teils auf die Renditen aus ihren Liegenschaften angewiesen, um ihren Stiftungszweck zu erfüllen. Nicht Rendite getrieben arbeitet die Stiftung Edith Maryon.
Rembert Biemond, der Stiftungsratspräsident, stellte die Stiftung als «bunten Hund» vor. Schon die Gründung sei für Stiftungen ungewöhnlich. Drei Studenten hatten die Idee, eine Stiftung zu gründen, um Immobilien der Spekulation zu entziehen. Mit 12’000 Franken starteten sie ihr Vorhaben. Heute gehören 166 Immobilien zum Portfolio der Stiftung. Mit der Markthalle, dem Unternehmen Mitte oder dem Hotel Kraft besitzt die Stiftung Bauten, die Basel prägen. «Wir denken auf ewig», sagt Biemond zu ihrem Ansatz, «wir verkaufen nie.» In vier Bereichen will die Stiftung einen Return erzielen: Finanzen, Umwelt, Soziales und Inspiration.
Wir verkaufen nie.
Rembert Biemond, Stiftung Edith Maryon
Auch Barbara Buser erachtet es als problematisch, auf der einen Seite am Immobilienmarkt renditefokussiert zu arbeiten und auf der anderen Seite Gutes tun. «Es ist besser, beides zu kombinieren», sagte sie. «Philanthropische Verpflichtung und unternehmerisches Denken sind kein Widerspruch.» Die Architektin und Gründerin der Kantensprung Stiftung sprach über Grundeigentum als Basis für gemeinnützige Projekte. Dabei zeigte sie auf, wie vielfältig die Finanzierung ihrer Projekte ausfällt. Bei diesen verfolgt sie die Maxime, mit dem Bestand zu arbeiten.
Rahmenbedingungen, Rendite und die Frage der Transparenz
Über 330 Vertreter:innen des Stiftungssektors nahmen an der diesjährigen Ausgabe teil. Damit war der Andrang ähnlich hoch wie im Rekordjahr 2023. In seiner Grussbotschaft betonte der Regierungspräsident von Basel-Stadt Conradin Cramer die Bedeutung der Stiftungen für die Stadt. Er verwies auf Initiativen in anderen Kantonen, mit welchen sie als Stiftungsstandort attraktiver werden wollten. Dabei beurteilte er die Rahmenbedingungen in Basel sehr wohl als konkurrenzfähig. «Wer gute Rahmenbedingungen behalten will, muss sich bewegen», sagte er. «Wir ruhen nicht aus, wir schauen, wo wir uns noch verbessern müssen.» Dazu beitragen soll die Wiederaufnahme des Runden Tisches für Philanthropie. Auch Ruth Ludwig-Hagemann, Präsidentin Stiftungsstadt Basel, hatte einleitend auf die Bedeutung des Stiftungswesen hingewiesen und betont, dass die Leistungen des Sektors zu wenig bekannt seien. Ludwig-Hagemann forderte die Anwesenden auf, junge Menschen stärker in die Arbeit der Stiftungen, insbesondere in die Stiftungsräte einzubinden und betonte, es sei wichtig, dass Stiftungen stärker kommunizieren.
Wer gute Rahmenbedingungen behalten will, muss sich bewegen.
Conradin Cramer, Regierungspräsident Basel-Stadt
Bei der Diskussion zum Thema «Stiftungen und Grundeigentum – zwischen Gemeinnützigkeit und Rendite» zeigten die Podiumsteilnehmer allerdings, dass Kommunikation insbesondere mit dem Anspruch der Transparenz unterschiedlich Verstanden werden kann. Beat von Wartburg, Direktor der Christoph Merian Stiftung (CMS) sagte, «wir betreiben Kommunikation, wo wir es für nötig halten.» Dagegen erachtete Klaus Hubmann, Geschäftsführer Stiftung Habitat, dass Transparenz vor allem gegenüber den Aufsichtsbehörden genüge getan werden müsse. In einer erfrischenden Diskussion zeigte sich, wie Immobilien für Stiftungen unterschiedliche Rollen einnehmen können.
Während Habitat mit ihren Immobilien gerade den Stiftungszweck erfüllt, günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, urteilte Beat von Wartburg für die CMS: «Die Vermischung von Vermögen und Stiftungszweck ist verheerend.» Die CMS muss Geld verdienen, um den Stiftungszweck zu erfüllen. Es sei gefährlich zu sagen, dass die CMS aufgrund ihrer Grösse auf Miete verzichten könne. Auch Stephan Maurer, Kirchenrat und Aufsichtsrat Bau- und Vermögensverwaltung der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt (BVV), muss mit den Immobilien eine marktübliche Rendite erzielen. Insgesamt zeigte sich, dass der Stiftungszweck vorgibt, wie Immobilien bewirtschaftet werden können und sollen.