Anita Fetz stellt die Quartierentwicklung im Klybeck in Basel vor, Foto: Dominik Plüss

Basler Stif­tungs­tag: Grund­ei­gen­tum zwischen sozia­ler und finan­zi­el­ler Rendite

Der 13. Basler Stiftungstag widmete sich dem Thema «Stiftungen und Grundeigentum». Die Referent:innen zeigten in ihren Beiträgen eine inspirierende Vielfalt an Ansichten, was Stiftungen mit Immobilien machen können und sollen.

Mit «Stif­tun­gen und Grund­ei­gen­tum» wählte Stif­tungs­stadt Basel für den 13. Basler Stif­tungs­tag ein Thema, das ideal das Netz­werk und das Span­nungs­feld, die Ansprü­che und Möglich­kei­ten aufzeigt, in welchen sich der Stif­tungs­sek­tor bewegt. Das Entwick­lungs­areal im Klybeck bot die passende Kulisse. Anita Fetz, alt-Stän­de­rä­tin und Verwal­tungs­rä­tin bei Rhystadt Basel, welche die Trans­for­ma­tion des Areals voran­treibt, sprach über die Pläne. Sie stellte das Endbild vor, wie das Areal dereinst gestal­tet sein soll. Dabei kriti­sierte sie – wie andere Teil­neh­mende auch – die Behör­den der Stadt, die das Projekt verzö­gern würden. 

12’000 Fran­ken für ein Immobilien-Portfolio

Immo­bi­lien stehen oft im Span­nungs­feld zwischen den Ansprü­chen der Mieter­schaft als Wohn­ob­jekt und den Bedürf­nis­sen der Investor:innen nach Rendite. Dabei stehen Stif­tun­gen beson­ders im Fokus. Der Gemein­nüt­zig­keit verpflich­tet, sind sie teils auf die Rendi­ten aus ihren Liegen­schaf­ten ange­wie­sen, um ihren Stif­tungs­zweck zu erfül­len. Nicht Rendite getrie­ben arbei­tet die Stif­tung Edith Maryon.

Rembert Biemond stellt die Namens­ge­be­rin der Stif­tung vor: Edith Maryon war vor 100 Jahren Initia­to­rin für sozia­len Wohnungs­bau, Bild: Domi­nik Plüss

Rembert Biemond, der Stif­tungs­rats­prä­si­dent, stellte die Stif­tung als «bunten Hund» vor. Schon die Grün­dung sei für Stif­tun­gen unge­wöhn­lich. Drei Studen­ten hatten die Idee, eine Stif­tung zu grün­den, um Immo­bi­lien der Speku­la­tion zu entzie­hen. Mit 12’000 Fran­ken star­te­ten sie ihr Vorha­ben. Heute gehö­ren 166 Immo­bi­lien zum Port­fo­lio der Stif­tung. Mit der Markt­halle, dem Unter­neh­men Mitte oder dem Hotel Kraft besitzt die Stif­tung Bauten, die Basel prägen. «Wir denken auf ewig», sagt Biemond zu ihrem Ansatz, «wir verkau­fen nie.» In vier Berei­chen will die Stif­tung einen Return erzie­len: Finan­zen, Umwelt, Sozia­les und Inspiration.

Wir verkau­fen nie.

Rembert Biemond, Stif­tung Edith Maryon

Auch Barbara Buser erach­tet es als proble­ma­tisch, auf der einen Seite am Immo­bi­li­en­markt rendi­te­fo­kus­siert zu arbei­ten und auf der ande­ren Seite Gutes tun. «Es ist besser, beides zu kombi­nie­ren», sagte sie. «Phil­an­thro­pi­sche Verpflich­tung und unter­neh­me­ri­sches Denken sind kein Wider­spruch.» Die Archi­tek­tin und Grün­de­rin der Kanten­sprung Stif­tung sprach über Grund­ei­gen­tum als Basis für gemein­nüt­zige Projekte. Dabei zeigte sie auf, wie viel­fäl­tig die Finan­zie­rung ihrer Projekte ausfällt. Bei diesen verfolgt sie die Maxime, mit dem Bestand zu arbeiten. 

Rahmen­be­din­gun­gen, Rendite und die Frage der Transparenz

Über 330 Vertreter:innen des Stif­tungs­sek­tors nahmen an der dies­jäh­ri­gen Ausgabe teil. Damit war der Andrang ähnlich hoch wie im Rekord­jahr 2023. In seiner Gruss­bot­schaft betonte der Regie­rungs­prä­si­dent von Basel-Stadt Conra­din Cramer die Bedeu­tung der Stif­tun­gen für die Stadt. Er verwies auf Initia­ti­ven in ande­ren Kanto­nen, mit welchen sie als Stif­tungs­stand­ort attrak­ti­ver werden woll­ten. Dabei beur­teilte er die Rahmen­be­din­gun­gen in Basel sehr wohl als konkur­renz­fä­hig. «Wer gute Rahmen­be­din­gun­gen behal­ten will, muss sich bewe­gen», sagte er. «Wir ruhen nicht aus, wir schauen, wo wir uns noch verbes­sern müssen.» Dazu beitra­gen soll die Wieder­auf­nahme des Runden Tisches für Phil­an­thro­pie. Auch Ruth Ludwig-Hage­mann, Präsi­den­tin Stif­tungs­stadt Basel, hatte einlei­tend auf die Bedeu­tung des Stif­tungs­we­sen hinge­wie­sen und betont, dass die Leis­tun­gen des Sektors zu wenig bekannt seien. Ludwig-Hage­mann forderte die Anwe­sen­den auf, junge Menschen stär­ker in die Arbeit der Stif­tun­gen, insbe­son­dere in die Stif­tungs­räte einzu­bin­den und betonte, es sei wich­tig, dass Stif­tun­gen stär­ker kommunizieren. 

Wer gute Rahmen­be­din­gun­gen behal­ten will, muss sich bewegen.

Conra­din Cramer, Regie­rungs­prä­si­dent Basel-Stadt

Bei der Diskus­sion zum Thema «Stif­tun­gen und Grund­ei­gen­tum – zwischen Gemein­nüt­zig­keit und Rendite» zeig­ten die Podi­ums­teil­neh­mer aller­dings, dass Kommu­ni­ka­tion insbe­son­dere mit dem Anspruch der Trans­pa­renz unter­schied­lich Verstan­den werden kann. Beat von Wart­burg, Direk­tor der Chris­toph Merian Stif­tung (CMS) sagte, «wir betrei­ben Kommu­ni­ka­tion, wo wir es für nötig halten.» Dage­gen erach­tete Klaus Hubmann, Geschäfts­füh­rer Stif­tung Habi­tat, dass Trans­pa­renz vor allem gegen­über den Aufsichts­be­hör­den genüge getan werden müsse. In einer erfri­schen­den Diskus­sion zeigte sich, wie Immo­bi­lien für Stif­tun­gen unter­schied­li­che Rollen einneh­men können. 

Während Habi­tat mit ihren Immo­bi­lien gerade den Stif­tungs­zweck erfüllt, güns­ti­gen Wohn­raum zur Verfü­gung zu stel­len, urteilte Beat von Wart­burg für die CMS: «Die Vermi­schung von Vermö­gen und Stif­tungs­zweck ist verhee­rend.» Die CMS muss Geld verdie­nen, um den Stif­tungs­zweck zu erfül­len. Es sei gefähr­lich zu sagen, dass die CMS aufgrund ihrer Grösse auf Miete verzich­ten könne. Auch Stephan Maurer, Kirchen­rat und Aufsichts­rat Bau- und Vermö­gens­ver­wal­tung der Evan­ge­lisch-refor­mier­ten Kirche Basel-Stadt (BVV), muss mit den Immo­bi­lien eine markt­üb­li­che Rendite erzie­len. Insge­samt zeigte sich, dass der Stif­tungs­zweck vorgibt, wie Immo­bi­lien bewirt­schaf­tet werden können und sollen.

Beat von Wart­burg, Stephan Maurer und Klaus Hubmann mit Mode­ra­to­rin Rahel Walser (v.l.), Bild: Domi­nik Plüss

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