Baro­me­ter: Fach­kräf­te­man­gel im Nonprofit-Sektor

Ein zweiter Fokus des neuesten Stiftungsbarometers liegt auf dem Jobmarkt. Die parallel auch von der Carleton Universität in Ottawa, Kanada, durchgeführte Befragung zeigt, dass die Schweiz und Kanada vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Gleichzeitig macht sie markante Unterschiede im Stellenmarkt zwischen Nordamerika und der Schweiz sichtbar.

Seit seiner Einfüh­rung im Jahr 2019 liefert das Stif­tungs­ba­ro­me­ter Einbli­cke in Stim­mun­gen und Trends im Nonpro­fit-Sektor. Auf Basis der aktu­ells­ten Umfrage stel­len wir drei Spezi­al­ana­ly­sen vor, die auf bestimmte Themen fokus­sie­ren. Die zweite dieser Auswer­tun­gen bringt ein Novum: Dieselbe Auswer­tung hat im Jahr 2023 paral­lel auch an der kana­di­schen Univer­si­tät Carle­ton in Ottawa im Rahmen des «Charity Insights Canada Project» (CICP) stattgefunden. 

Fach­kräf­te­man­gel spürbar

Laeti­tia Gill, Univer­si­tät Genf

Dadurch ist ein direk­ter Vergleich zwischen Kanada und der Schweiz möglich. Deut­lich wird: Trotz der unter­schied­li­chen Grösse, Kultur und histo­ri­schen Entwick­lung der Nonpro­fit-Sekto­ren Kana­das und der Schweiz zeich­nen sich ähnli­che Heraus­for­de­run­gen ab. Laeti­tia Gill, Co-Direk­to­rin des Master in Phil­an­thro­pie an der Univer­si­tät Genf, bemerkt dazu: «Während eine erfolg­rei­che Beset­zung in Kanada primär an der Lohn­vor­stel­lung der Kandidat:innen schei­tert, spüren wir in der Schweiz auch im Nonpro­fit-Sektor den Fachkräftemangel.» 

Eindrück­lich sind auch die signi­fi­kant höhe­ren Fluk­tua­ti­ons­ra­ten kana­di­scher Nonpro­fit-Orga­ni­sa­tio­nen. Laeti­tia Gill: 

Dieser Umstand führt zu deut­lich häufi­ge­ren Vakan­zen und erklärt mögli­cher­weise auch die hohe Burn­out-Rate aufgrund konti­nu­ier­li­cher Rekrutierungszyklen.

Anders als in Kanada stel­len die Befrag­ten in der Schweiz dafür einen Mangel an Kandi­da­ten mit spezia­li­sier­ten Fähig­kei­ten. Gerade gezielte Inves­ti­tio­nen in die Ausbil­dung im Nonpro­fit-Sektor könne helfen, diese Lücke zu schlies­sen, sagt Gill, die auch am Master in Phil­an­thropy an der Univer­si­tät Genf unterrichtet.

Digi­ta­li­sie­rung erfasst den Sektor

In beiden Märk­ten gleich­be­deu­tend ist die Digi­ta­li­sie­rung: Mehr als die Hälfte aller neu besetz­ten Posi­tio­nen erwar­ten starke digi­tale Kompe­ten­zen. Laeti­tia Gill ist über­zeugt, dass dies einen globa­len Trend zur digi­ta­len Trans­for­ma­tion im drit­ten Sektor wieder­spiegle. Die wach­sende Abhän­gig­keit von Tech­no­lo­gie erfor­dere auch dort digi­tale Fitness von den Arbeits­kräf­ten, die heut­zu­tage Daten und Infor­ma­tio­nen verwal­ten und auswer­ten sowie digi­tale Gesuchs­sys­teme nutzen und weiter­ent­wi­ckeln müssen. 

Typisch schwei­ze­risch ist der stär­kere Schwer­punkt auf Forschung und Mehr­spra­chig­keit. Diese Erkennt­nisse spie­geln den Charak­ter des Schwei­zer Nonpro­fit-Sektors, der sich einer­seits durch die höhere Zahl der Sprach­gren­zen inner­halb des Landes, ande­rer­seits durch enge Koope­ra­tio­nen mit wissen­schaft­li­chen Part­nern auszeichnen. 


Aus Umfrage wird Panel – jetzt mitmachen!

Die Spezi­al­aus­wer­tun­gen des Stif­tungs­ba­ro­me­ters sind gleich­zei­tig der Auftakt in ein neues Kapi­tel des Instru­ments. Aus der Umfrage wird ein Panel, zu dem alle Nonpro­fits und Funders herz­lich einla­den wird. Voraus­set­zung ist ein (kosten­lo­ses) Profil auf stiftungschweiz.ch und eine voll­stän­dig ausge­füllte Statistiksektion. 

Diese Sektion im Orga­ni­sa­ti­ons­pro­fil enthält Daten zum Stif­tungs- oder Vereins­ver­mö­gen, den inves­tier­ten Förder- oder Projekt­mit­teln und den aktu­el­len thema­ti­schen Schwer­punk­ten. Das erlaubt künf­tig eine fein­glied­ri­gere Auswer­tung. Durch das Panel redu­ziert sich der Aufwand für die teil­neh­men­den Orga­ni­sa­tio­nen zudem deut­lich, da die Vorjah­res­da­ten kopiert und ange­passt werden können. Die erste Durch­füh­rung wird beglei­tet von einer wissen­schaft­li­chen Gruppe mit Vertreter:innen der Univer­si­tä­ten Basel, Bern und Genf.

Bench­mark

Eine Teil­nahme soll sich lohnen: Neben der statis­ti­schen Auswer­tung zum Sektor ist ein indi­vi­du­el­ler Bench­mark Report geplant, der einer teil­neh­men­den Orga­ni­sa­tio­nen zeigt, wo sie in der

Schwei­zer Phil­an­thro­pie stehen, wer ihre Alli­ier­ten sind oder sein könn­ten und wo Hand­lungs­spiel­räume und Förder­lü­cken liegen. Das Projekt wird gestar­tet, sobald 300 Orga­ni­sa­tio­nen beim Panel mitmachen

– auf die Plätze, fertig, los!

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