Erstmals untersuchte der neueste Stiftungsbarometer den sogenannten Gesuchsweg: Nimmt eine Stiftung Gesuche weiterhin per Post an, oder steht ausschliesslich ein digitaler Gesuchseingang offen? Das Kuriosum voraus: die Quote der 100% Stiftungen, die für Gesuche digital erreichbar sind, erklärt sich nicht etwa mit einem sprunghaft gestiegenen Digitalisierungsgrad Schweizer Förderstiftungen, sondern mit der Form der Befragung. Da diese ausschliesslich digital erfolgt, werden auch nur Organisationen erreicht, die digital arbeiten.
Mail ist Standard, Insellösung die Regel
Innerhalb der eingesetzten Lösungen sticht die Standardlösung der digitalen Gesuchsannahme per E‑Mail ins Auge, die bei 70% der Befragten im Einsatz ist. Hier wird das Effizienzpotenzial der Digitalisierung also nur teilweise ausgeschöpft, da die eingegangenen Gesuche händisch weiter bearbeitet werden müssen. Dort, wo eigentliche Gesuchsmanagement-Systeme im Einsatz haben, also bei den restlichen 30% der Befragten, ist dies in jedem zweiten Fall eine Eigenentwicklung.
Dies deutet auf eine für die Gesuchstellenden anspruchsvolle Ausgangslage hin: Denn wenn viele Insellösungen im Einsatz sind, so wird der Aufwand für die Gesuchsstellung naturgemäss grösser. Die Erfahrungen von StiftungSchweiz bestätigen: Generell sind innerhalb der digitalen Lösungen der Schweizer Philanthropie kaum Schnittstellen im Einsatz, welche den Datenfluss erleichten würden.
Kosten im Fokus
Interessant ist dabei: Die grösste Hürde liegt aus Sicht der Förderorganisationen bei den zu hohen Kosten dieser Systeme (30% der Befragten). Erst an zweiter Stelle folgt die «fehlende Readiness im Stiftungsrat» (20%). Entscheidend könnte dabei insbesondere das Verhältnis der Kosten zu den verfügbaren Fördermitteln sein: Verfügt eine Stiftung beispielsweise über ein jährliches Budget von fünfzigtausend Franken für Vergabungen, so wird sie nicht bereits ein, 10% davon, also fünftausend Franken, in eine digitale Gesuchslösung zu stecken, sondern die Mittel lieber in weitere Förderprojekte investieren .
Aus Umfrage wird Panel – jetzt mitmachen!
Die Spezialauswertungen des Stiftungsbarometers sind gleichzeitig der Auftakt in ein neues Kapitel des Instruments. Aus der Umfrage wird ein Panel, zu dem alle Nonprofits und Funders herzlich einladen wird. Voraussetzung ist ein (kostenloses) Profil auf stiftungschweiz.ch und eine vollständig ausgefüllte Statistiksektion.
Diese Sektion im Organisationsprofil enthält Daten zum Stiftungs- oder Vereinsvermögen, den investierten Förder- oder Projektmitteln und den aktuellen thematischen Schwerpunkten. Das erlaubt künftig eine feingliedrigere Auswertung. Durch das Panel reduziert sich der Aufwand für die teilnehmenden Organisationen zudem deutlich, da die Vorjahresdaten kopiert und angepasst werden können. Die erste Durchführung wird begleitet von einer wissenschaftlichen Gruppe mit Vertreter:innen der Universitäten Basel, Bern und Genf.
Benchmark
Eine Teilnahme soll sich lohnen: Neben der statistischen Auswertung zum Sektor ist ein individueller Benchmark Report geplant, der einer teilnehmenden Organisationen zeigt, wo sie in der
Schweizer Philanthropie stehen, wer ihre Alliierten sind oder sein könnten und wo Handlungsspielräume und Förderlücken liegen. Das Projekt wird gestartet, sobald 300 Organisationen beim Panel mitmachen
– auf die Plätze, fertig, los!