Anle­gen in turbu­len­ten Zeiten: wie Stif­tun­gen die gröss­ten Anla­ge­feh­ler vermeiden

Im vergangenen April brachen die Aktienbörsen ein – mit kurzfristigen Buchverlusten bis zu 20 Prozent für Schweizer Anleger. Hauptgrund: US-Präsident Trumps Ankündigung drastischer Handelszölle. Diese lösten Rezessionserwartungen aus und verunsicherten. Gerade in solchen Phasen ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Der Einbruch des Akti­en­markts im April war heftig, aber er verlief vergleichs­weise glimpf­lich. Durch die Coro­na­krise wurden im Februar und März 2020 die Aktien der aller­meis­ten Sekto­ren und Länder in einen Abwärts­stru­del gezo­gen. Und im Jahr 2022 waren es zuerst die stei­gen­den Zinsen und dann der Über­fall auf die Ukraine, der die Finanz­märkte in die Knie und in die schlech­teste Jahres­per­for­mance seit der Finanz­krise 2008/2009 zwang. Der Swiss Phil­an­thropy Perfor­mance Index (SwiPhiX) zeigt diese star­ken Rück­gänge eindrücklich.

Tatsäch­lich zeigt der Index aber auch, dass es gerade in solchen Situa­tio­nen wich­tig ist, einen kühlen Kopf zu bewah­ren. Die meis­ten Rück­schläge – so auch der im April – wurden inner­halb kurzer Zeit wieder wett­ge­macht. Eine grund­le­gende Erkennt­nis beim Inves­tie­ren lautet: Wenn die gröss­ten Anla­ge­feh­ler vermie­den werden, ist bereits viel gewonnen.

Anla­ge­feh­ler Nr. 1:
emotio­nal handeln

Bei hefti­gen Abwärts­bewegungen an den Börsen neigen Anleger­innen und Anle­ger aus Angst vor dauer­haf­ten Verlus­ten zu über­stürz­ten, emo­tionalen Hand­lun­gen. Doch wie so oft im Leben, so gilt auch hier: Angst ist ein schlech­ter Ratge­ber. Häufig stellt sich die ergrif­fene Aktion hinter­her als Fehler heraus. Der Markt bricht ein und Anla­gen werden mit Verlust verkauft. Erholt sich der Markt, steigt man dann erst zu spät wieder ein und reali­siert, wenn über­haupt, nur geringe Kursgewinne.

Anla­ge­feh­ler Nr. 2:
nicht inves­tie­ren

Der grösste Fehler beim Anle­gen ist, gar nicht zu inves­tie­ren. Dies passiert sehr oft, beispiels­weise, weil es einfach nie der rich­tige Zeit­punkt zu sein scheint oder weil die Angst vor der emotio­na­len Achter­bahn bei Rück­schlä­gen zu gross ist. Wenn eine saubere Liqui­di­täts- und Reser­ve­pla­nung gemacht ist, kann für das weitere Stif­tungs­ka­pi­tal eine Anlage erwo­gen werden, denn das lang­fris­tige Rendi­te­po­ten­zial ist beträcht­lich. Der SwiPhiX zeigt eindrück­lich auf, dass ein typi­sches Stif­tungs­port­fo­lio jähr­lich im Durch­schnitt etwa 4 Prozent Rendite abwirft. Das sind 4 von 100 Fran­ken, die jedes Jahr dem Stif­tungs­zweck zuge­führt oder für den Stif­tungs­be­trieb verwen­det werden können.

Anla­ge­feh­ler Nr. 3:
mangelnde Diver­si­fi­ka­tion

Ein sehr häufi­ger Fehler beim Inves­tie­ren ist, dass «alle Eier in densel­ben Korb gelegt» werden, also beispiels­weise, dass ein gros­ser Teil des Anla­ge­be­trags in Aktien eines einzel­nen Unter­neh­mens gesteckt wird. Fällt der Akti­en­kurs, drohen herbe Verluste, und bei einer Pleite des Unter­neh­mens sogar ein Total­aus­fall. Dieser typi­sche Fehler beim Inves­tie­ren lässt sich vermei­den, indem die fest­ge­legte Anla­ge­stra­te­gie eine Reihe von Anla­ge­klas­sen berück­sich­tigt. Dazu sollte der Anla­ge­be­trag inner­halb der Anla­ge­ka­te­go­rien auf eine grös­sere Anzahl an Unter­neh­men und Emit­ten­ten verteilt werden. Diver­si­fi­ka­tion redu­ziert so das Risiko eines Total­aus­falls prak­tisch auf null, weil niemals alle Titel gleich­zei­tig in Schwie­rig­kei­ten kommen. Zudem mindert sie auch vorüber­ge­hende Kurs­ver­luste, weil sich die vielen unter­schied­li­chen Anla­gen je nach Markt­phase und je nach Einfluss­fak­to­ren anders verhal­ten. Während sonst grund­sätz­lich jede Risi­ko­re­duk­tion mit einer nied­ri­ge­ren erwar­te­ten Rendite einher­geht, gilt für die Diver­si­fi­ka­tion: Risi­ko­re­duk­tion pur – ohne Renditeeinbusse.

Anla­ge­feh­ler Nr. 4:
keine klare Anlagestrategie

Ein weite­rer klas­si­scher und ebenso vermeid­ba­rer Fehler beim Inves­tie­ren besteht darin, beim Aufbau eines Port­fo­lios mehr nach Zufalls­prin­zip (beispiels­weise aufgrund von aktu­el­len Tipps oder bereits vorhan­de­nen Titeln) als nach einer klaren Stra­te­gie zu handeln. Statt­des­sen gilt es, eine auf die indi­vi­du­el­len Ziele und die Risi­ko­fä­hig­keit ausge­rich­tete Anla­ge­stra­te­gie zu erstel­len, also eine Auftei­lung des anzu­le­gen­den Vermö­gens auf verschie­dene Anla­ge­klas­sen. Der SwiPhiX liefert auch hier eine Anlei­tung: Für die gros­sen Stif­tun­gen, die zum Index beitra­gen, sind die wich­ti­gen Klas­sen Aktien, Obli­ga­tio­nen und Immo­bi­lien. Mit diesen drei Kate­go­rien lässt sich eine ertrags­brin­gende, diver­si­fi­zierte und nach­hal­tige Anla­ge­stra­te­gie defi­nie­ren und umset­zen (vgl. dazu auch den neuen Stif­tungs­fonds von Swisscanto/ZKB). Je nach Zielen und Bedürf­nis­sen einer Stif­tung können allen­falls weitere, sog. «alter­na­tive», Anla­ge­klas­sen ergänzt werden.

Fazit

Vier einfa­che Grund­re­geln für die Verwal­tung des Stiftungsvermögens:

  1. Liqui­di­täts­be­darf und ‑reser­ven realis­tisch einschät­zen, alles weitere Vermö­gen anle­gen. Nicht inves­tie­ren ist der grösste Fehler.
  2. Dazu eine klare und passende Anla­ge­stra­te­gie wählen. Die Risi­ko­fä­hig­keit ausnutzen.
  3. Diese Anla­ge­stra­te­gie konse­quent und diver­si­fi­ziert umset­zen. Auf die Kosten achten.
  4. Bei kurz­fris­ti­gen Rück­schlä­gen ruhig blei­ben. An der Stra­te­gie festhalten.

SwiPhiX
Als Daten­quelle für den SwiPhiX dienen aktu­ell ca. 80 gemischte Vermögensverwaltungs­mandate
mit einem Gesamt­vo­lu­men von ca. CHF 4 Mrd., welche von der Zürcher Kanto­nal­bank verwal­tet werden. Für die Berech­nung der durch­schnitt­li­chen Perfor­mance werden alle Mandate gleich gewich­tet. Aus der Verket­tung der durch­schnitt­li­chen monat­li­chen Perfor­mance ergibt sich der Index­ver­lauf. Die durch­schnitt­li­che Vermö­gens­struk­tur, die dem SwiPhiX zugrunde liegt, dient als Orien­tie­rung für die Anla­ge­stra­te­gie des neu lancier­ten Stif­tungs­fonds von Swisscanto/ZKB (s. zkb.ch/stiftungen).


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