1. Was regelt das Anlagereglement?
Es definiert Ziele, Grundsätze, Organisation und Überwachung des Anlageprozesses und beinhaltet eine nachvollziehbare Anlagestrategie.
2. Warum braucht es ein Anlagereglement?
Die Bewirtschaftung von Vermögen erfordert stets eine klare Anlagestrategie. Diese sollte sorgfältig ausgearbeitet werden und in einem Anlagereglement festgehalten werden. Gleichzeitig beantwortet das Reglement, welchen Personen (z. B. Gesamtstiftungsrat, ein Ausschuss oder der Geschäftsführer) welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten hinsichtlich der Anlagepolitik und ‑strategie zukommen.
3. Wie wird die Anlagestrategie festgelegt?
Die Vermögensbewirtschaftung einer Stiftung soll sicherstellen, dass auch langfristig genügend Mittel zur Verfügung stehen, um den Stiftungszweck zu erfüllen. Dies erfordert eine Balance zwischen Anlagerisiko und Risikofähigkeit. Daher empfiehlt es sich, folgende Aspekte zu berücksichtigen:
- Stiftungsurkunde und ‑zweck stellen den Rahmen für die Anlagestrategie dar.
- Die Anlagestrategie soll genügend Rendite erwirtschaften, um damit die geplanten Projekte zu realisieren und/oder Vergaben zu tätigen. Insofern gilt es in einem ersten Schritt, den finanziellen Umfang der Förderleistungen zu beziffern.
- Zugleich sind die Kosten (z. B. für Administration, Vermögensverwaltung und Revision) sowie die Inflation zu berücksichtigen, um langfristig eine reale Werterhaltung zu ermöglichen.
- Die Höhe der so errechneten Rendite bestimmt das Anlagerisiko, welches eingegangen werden muss, um die gewünschte Rendite zu erreichen.
- Das Anlagerisiko sollte dann der Risikofähigkeit und ‑bereitschaft gegenübergestellt werden. Die Risikofähigkeit zeigt auf, in welchem Umfang die Stiftung Wertschwankungen finanziell verkraften kann. Sie wird durch den Anlagehorizont und das frei verfügbare Vermögen bestimmt. Die Risikobereitschaft veranschaulicht, wie Anleger mit Vermögensverlusten umgehen.
Falls das Risiko der Vermögensanlagen die Risikofähigkeit und oder ‑bereitschaft der Stiftung übersteigt, muss zwingend das Anlagerisiko reduziert werden. Dies wiederum führt zu einer tieferen Zielrendite und reduziert häufig den finanziellen Spielraum.
4. Anlagestrategie als Förderinstrument?
Gemeinnützige Stiftungen können nebst der direkten Förderung auch indirekt über die Finanzmärkte einen positiven Einfluss haben und dies im Anlagereglement verankern. Nachhaltige Vermögensansätze berücksichtigen nebst Risiko- und Renditezahlen auch ökologische (E, Environmental) und soziale (S, Social) Aspekte sowie Kriterien zur verantwortungsvollen Unternehmensführung (G, Governance). So ist es möglich, Investitionen in Unternehmen, bei welchen die Beurteilung nach ESG-Kriterien negativ ausfällt, auszuschliessen. Steht die Erreichung eines spezifischen Zwecks im Vordergrund, könnte unter Umständen z. B. direkt ein Darlehen an ein Sozialunternehmen getätigt werden. Die Erarbeitung und Umsetzung der Anlagestrategie kann mit eigenen Ressourcen und/oder über die Zusammenarbeit mit Dritten erfolgen. Die Auseinandersetzung des Stiftungsrats mit der festgelegten Anlagestrategie empfiehlt sich alle zwei bis drei Jahre, sofern keine konkreten Umstände frühere Schritte erforderlich machen.