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Als global vernetzter Innovationsstandort und bedeutendes Zentrum philanthropischen Handelns steht die Schweiz im europäischen Kontext zunehmend vor der Herausforderung, ihre digitale Souveränität zu sichern und gleichzeitig die Vorteile einer gemeinsamen Datenwirtschaft zu nutzen.

In der Aussen­po­li­ti­schen Stra­te­gie 2020–2023 des Bundes­ra­tes figu­rierte die Digi­ta­li­sie­rung erst­mals als eigen­stän­di­ger thema­ti­scher Schwer­punkt. Daraus resul­tierte die «Stra­te­gie Digi­tal­aus­sen­po­li­tik 2021–2024». Sie defi­niert die Akti­ons­fel­der der Digi­tal­aus­sen­po­li­tik des Bundes­rats. Das foraus-Diskus­si­ons­pa­pier «Reali­ty­check der Ambi­tio­nen der Schwei­zer Digi­tal­aus­sen­po­li­tik» sieht die grund­sätz­li­che Ausrich­tung der Schweiz in Bezug auf ihre Digi­tal­aus­sen­po­li­tik als kohä­rent an. So sollen die Schwei­zer Inter­es­sen auch im digi­ta­len Raum gewahrt werden. Die Rolle der Schweiz soll inner­halb der globa­len Gouvernanz im Bereich Digi­ta­li­sie­rung gestärkt werden und die Digi­ta­li­sie­rung in bestehende Enga­ge­ments einflies­sen. In der Stra­te­gie wurde eben­falls fest­ge­hal­ten, dass sich die Schweiz «für geeig­nete Rahmen­be­din­gun­gen einer globa­len Digi­ta­li­sie­rungs- und Daten­po­li­tik» einsetzt, die «Zugang und Nutzung von Daten zur gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Entwick­lung fördern».

Keine Daten­in­sel Schweiz

Am 15. Januar dieses Jahres hat die Anlauf­stelle Daten­öko­sys­tem Schweiz ihren Betrieb aufge­nom­men. Sie soll Behör­den, Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen dabei unter­stüt­zen, vertrau­ens­wür­dige Daten­räume aufzu­bauen und das Poten­zial dafür in der Schweiz besser auszu­schöp­fen. Dazu arbei­tet sie auch mit inter­na­tio­na­len Partner:innen zusam­men. So will sie sicher­stel­len, dass schwei­ze­ri­sche Daten­räume mit euro­päi­schen und globa­len Initia­ti­ven kompa­ti­bel sind. Die Schweiz steht im euro­päi­schen Kontext vor der Heraus­for­de­rung, ihre digi­tale Souve­rä­ni­tät zu wahren und gleich­zei­tig die Vorteile einer gemein­sa­men Daten­wirt­schaft zu nutzen. Die zuneh­mende Konzen­tra­tion von Daten bei weni­gen inter­na­tio­na­len Tech­no­lo­gie­kon­zer­nen, die 90 Prozent der welt­weit gesam­mel­ten Daten spei­chern, erhöht die Dring­lich­keit, die digi­tale Unab­hän­gig­keit weiter zu stär­ken. Die inter­na­tio­nale Kompa­ti­bi­li­tät ist dabei essen­zi­ell, wie auch die Swiss Data Alli­ance in ihrem White­pa­per «Der euro­päi­sche Daten­raum aus Schwei­zer Sicht» schreibt: «Eine Daten­in­sel Schweiz ist nicht nur eine Illu­sion, sondern auch in keiner Weise erstre­bens­wert. Sie birgt das Risiko, dass sowohl private Unter­neh­men als auch öffent­li­che Verwal­tun­gen und Forschungs­in­sti­tu­tio­nen den Anschluss an den Markt für daten­ba­sierte Dienst­leis­tun­gen und Inno­va­tio­nen im euro­päi­schen Raum verlieren.»

Daten­öko­sys­teme

Die EU arbei­tet seit 2020 am Aufbau sekto­ren­spe­zi­fi­scher Daten­räume. Mitt­ler­weile werden für 14 Berei­che euro­päi­sche Daten­räume entwi­ckelt. Diese sollen eine sichere Daten­in­fra­struk­tur bieten, inner­halb derer euro­päi­sche Akteur:innen Daten sammeln und teilen können. Ein Dritt­land wie die Schweiz könnte von einem Zugang zu den Daten profi­tie­ren – dafür braucht es aber tech­ni­sche Inter­ope­ra­bi­li­tät, poli­ti­sche Koope­ra­tion und Vertrauen in die schwei­ze­ri­schen Sicher­heits­stan­dards. Hier bergen digi­tale Entwick­lun­gen der Schweiz Chan­cen für phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment: Gemein­nüt­zige Akteur:innen können als neutrale Vermittler:innen und Innovationsbeschleuniger:innen dazu beitra­gen, vertrau­ens­wür­dige Daten­räume mitzu­ge­stal­ten. Sie können Projekte unter­stüt­zen, die Daten­sou­ve­rä­ni­tät, digi­tale Inklu­sion und Trans­pa­renz fördern und Platt­for­men entwi­ckeln, auf denen zivile Orga­ni­sa­tio­nen Daten sicher teilen und gemein­sam an Lösun­gen arbei­ten – etwa in der Entwicklungszusammenarbeit.

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