Illustration: Peter Kruppa

90 Fran­ken

Mikrokredite sind mehr als nur kleine Darlehen – sie sind ein Schlüssel zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Mit Beträgen ab 90 Franken eröffnen sie Frauen Möglichkeiten für Unternehmertum und soziale Integration.

Mikro­kre­dite sind Kleinst­dar­le­hen, die einen Bruch­teil dessen ausma­chen, was Banken tradi­tio­nel­ler­weise verge­ben. Sie ermög­li­chen es Menschen, die sonst keine Chance auf einen Zugang zu finan­zi­el­len Mitteln hätten, ihre wirt­schaft­li­chen Ambi­tio­nen umzu­set­zen. Gerade in Entwick­lungs­län­dern sind Mikro­kre­dite ein wich­ti­ges Werk­zeug, um das Unter­neh­mer­tum zu fördern und die Armut zu bekämp­fen. «Die Vergabe von Mikro­kre­di­ten hat sich in unse­ren Projek­ten in den letz­ten Jahren sehr bewährt», sagt Michael Kessel­ring, Co-Geschäfts­füh­rer der Stif­tung Menschen für Menschen. Die Nutzniesser:innen hätten ohne Mikro­kre­dite keine Chance, sich aus dem Elend zu befreien, erläu­tert er weiter, denn ohne Kapi­tal würden sie trotz gros­ser Anstren­gun­gen weiter­hin in Armut verhar­ren. Die Stif­tung kennt zwei Arten von Mikro­kre­di­ten: städ­ti­sche und länd­li­che. Auf dem Land, so Kessel­ring, werden die Kredite zumeist für land­wirt­schaft­li­che Hilfen verge­ben – Kleinbäuer:innen profi­tie­ren glei­cher­mas­sen. Im städ­ti­schen Umfeld werden die Mikro­kre­dite vor allem zur Grün­dung eige­ner Kleinst­un­ter­neh­men vergeben.

Eine Chance für Frauen

In den Städ­ten sind die Mikro­kre­dite meist mehr als nur Finanz­hil­fen. Sie ermög­li­chen den Weg in die wirt­schaft­li­che Unab­hän­gig­keit. Bei Menschen für Menschen werden die Darle­hen vor allem an Frauen verge­ben, häufig an allein­er­zie­hende Mütter. Kessel­ring erklärt: «Die Stif­tung iden­ti­fi­ziert in einem ersten Schritt Menschen, bei denen es einen drin­gen­den Bedarf gibt und die auch schon eine erste Idee haben, wie sie sich aus eige­ner Kraft aus der Armut befreien wollen.» In spezi­ell gegrün­de­ten Selbst­hil­fe­grup­pen (SHGs) oder Spar­grup­pen (SACCOs) erhal­ten die Frauen praxis­nahe Schu­lun­gen in einfa­cher Buch­hal­tung und Betriebs­wirt­schaft. Auch werden die Busi­ness-Ideen weiter verfei­nert. «Gleich­zei­tig werden die Frauen ange­hal­ten, wöchent­lich während dreier Monate, einen Betrag von rund 25 Rappen zu sparen und in eine gemein­same Kasse einzu­zah­len», erklärt Michael Kessel­ring. So würden sie lernen, das Geld zu verwal­ten, und gleich­zei­tig stell­ten sie ihre Moti­va­tion unter Beweis. Wenn die Grup­pen über mehrere Monate hinweg einen Grund­be­trag ange­spart haben, bezahlt Menschen für Menschen der Selbst­hil­fe­gruppe eine Start­fi­nan­zie­rung von 90 Fran­ken pro Mitglied in die Grup­pen­kasse. Dieser Betrag wird von der Stif­tung nicht zurückgefordert. 

Der Mecha­nis­mus

Bereits nach weni­gen Mona­ten haben die Kredit­neh­me­rin­nen in der Regel genug verdient, um den Betrag zurück­zu­zah­len. «Die Rück­zahl­quote der Kredite liegt bei prak­tisch 100 Prozent», betont der Co-Geschäfts­füh­rer und sagt weiter, dies liege an den präzi­sen Vorbe­rei­tun­gen und der Beglei­tung der Busi­ness-Ideen. Die Kredite werden für den Aufbau eines klei­nen Geschäf­tes genutzt. Sie inves­tie­ren den ersten Kredit in der Regel in den Kauf von Rohstof­fen, Mate­ria­lien oder Tieren. «Einige betrei­ben Gemü­se­han­del, andere eröff­nen einen Kiosk. Wieder andere inves­tie­ren in eine Nähma­schine und werden Schnei­de­rin oder sie kaufen eine Frit­teuse und betrei­ben einen Imbiss.» Auf die Rück­zah­lung kommen in etwa fünf Prozent Zinsen – das vari­iert je nach Gruppe, sie legen den Prozent­satz selber fest. So wächst das Grup­pen­ka­pi­tal stetig an und es können höhere Kredite ausbe­zahlt und zusätz­li­che Frauen aufge­nom­men werden. Dieser Kreis­lauf ermög­licht es ihnen, ihre Geschäfts­ideen zu reali­sie­ren und aus eige­ner Kraft zu erhalten. 

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