Gertrud Kurz, auch bekannt als «Flüchtlingsmutter», widmete sich zu Lebzeiten der Friedensarbeit. Vor allem während des Zweiten Weltkriegs half sie zahlreichen jüdischen Flüchtlingen. Dieses Jahr wird im Rahmen des 50. Todestags die Arbeit der Flüchtlingsmutter erneut gewürdigt. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Flüchtlingskrise für unsere Gesellschaft erneut eine grosse Herausforderung darstellt.
Hilfe für Menschen am Rande der Gesellschaft
Geboren im appenzellischen Lutzenberg war Gertrud Kurz die Tochter von Textilfabrikanten. Zusammen mit ihrem Ehemann wurde sie später in Bern sesshaft. Schon früh nahm Gertrud Kurz in ihrem Haus notleidende Menschen auf und kümmerte sich um sie. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs rettete Gertrud Kurz viele jüdische Flüchtlinge, vor allem nach der Kristallnacht. Aus einer Weihnachtsfeier für Flüchtlinge in der Stadt Bern wurde kurzerhand ein Flüchtlingshilfswerk, die «Kreuzritter»-Flüchtlingshilfe. Heute heisst die Organisation cfd Christlicher Friedensdienst. Gertrud Kurz setzte sich für geflüchtete Menschen in der Schweiz auf vielseitig Art und Weise ein. Sie leistete materielle Hilfe, vermittelte Unterkünfte oder betrieb Öffentlichkeitsarbeit, die die damalige Flüchtlingspolitik massgeblich prägte. Gertrud Kurz kämpfte vor allem gegen die Schliessung der Schweizer Grenze. Dank ihrer Intervention 1942 beim Bundesrat wurde beispielsweise die Grenzsperre gelockert. Unter den Flüchtlingen und auch den Behörden war Gertrud Kurz als die «Mutter der Flüchtlinge» bekannt.
Eine Sonderbriefmarke zu Ehren von Gertrud Kurz
Die Arbeit der Flüchtlingsmutter wurde mehrmals gewürdigt. Gertrud Kurz erhielt 1956 für ihr humanitäres Engagement im Zweiten Weltkrieg das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes. 1958 durfte sie den Ehrendoktortitel der Theologischen Fakultät der Universität Zürich und 1965 den Albert-Schweitzer-Preis entgegennehmen. Ausserdem wurde sie vom Bundesrat für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Heute, 50 Jahre nach ihrem Tod, wird Gertrud Kurz mit einer Sondermarke der Schweizerischen Post geehrt. «Mit der Sondermarke soll ihr Engagement erneut Anerkennung erhalten – auch in Anbetracht dessen, dass Flüchtlingshilfe weder an Dringlichkeit noch an Aktualität verloren hat», heisst es auf der Webseite der Schweizerischen Post.
Stiftung Gertrud Kurz
Zwei Jahre nach dem Tod von Gertrud Kurz wurde eine Stiftung zur Unterstützung von Projekten, die die Teilhabe und Anerkennung von herkunftsbedingt benachteiligten Personen fördern, gegründet. Die Stiftung möchte die Vision von Gertrud Kurz nach den Grundsätzen Teilhabe, Anerkennung und Solidarität, weitertragen.