François Geinoz, Geschäftsführer der Limmat Stiftung, Bild: zVg Limmat Stiftung

50 Jahre Limmat Stif­tung: Entwick­lung durch Ausbildung

Die Limmat Stiftung wird 50 Jahre alt. Sie ist die älteste und erste Dachstiftung der Schweiz. In den vergangenen 50 Jahren hat die Dachstiftung rund 1000 Projekte in 81 Ländern unterstützt. François Geinoz, der Geschäftsführer der Limmat Stiftung, hat uns Fragen zum Jubiläum beantwortet.

Die Limmat Stif­tung wird 50 Jahre alt. Es ist die älteste und erste Dach­stif­tung der Schweiz. Was war damals der Anlass, eine Dach­stif­tung zu initiieren?

Der Haupt­in­itia­tor der Limmat Stif­tung, Toni Zwei­fel, hatte es in den sieb­zi­ger Jahren so formu­liert: «Es kommt oft vor, dass Privat­per­so­nen zwar bereit wären, ein gemein­nüt­zi­ges Werk ins Leben zu rufen und zu finan­zie­ren, diese Absicht aber mangels einer geeig­ne­ten Infra­struk­tur nicht zu reali­sie­ren vermö­gen.» So wurde eine «Infra­struk­tur für gemein­nüt­zige Initia­ti­ven verschie­de­ner Geld­ge­ber» auf die Beine gestellt und «weit­ge­hend auto­nome Stif­tun­gen inner­halb der Limmat Stif­tung» errich­tet. Meiner Meinung nach ist es sehr span­nend, wie schon damals die Kern­ele­mente einer moder­nen Dach­stif­tung vorhan­den waren.

Was sind die Vorteile dieses Modells?

Für Stif­te­rin­nen und Stif­ter ist es empfeh­lens­wert, die Zusam­men­ar­beit mit einer Dach­stif­tung in Erwä­gung zu ziehen, bevor sie eine selbst­stän­dige Stif­tung errich­ten. Bei einer Dach­stif­tung profi­tie­ren Zustif­te­rin­nen und Zustif­ter von der vorhan­de­nen Infra­struk­tur sowie von ihrer Erfah­rung im Bereich der Stif­tungs­ver­wal­tung, Projekt­ver­wirk­li­chung und der Vermö­gens­ver­wal­tung. Unter dem Dach einer bestehen­den Stif­tung sind viele Syner­gien möglich, zum Beispiel mit bestehen­den Projekt­part­nern, mit ande­ren Zustif­tun­gen und allen­falls mit weite­ren Finanzierungsquellen.

Die Limmat Stif­tung möchte somit nicht nur für die Geld­ge­ber­seite opti­male Lösun­gen anbie­ten, sondern auch für die bedürf­ti­gen Menschen.

Fran­çois Geinoz

Bei der Limmat Stif­tung haben wir für den allge­mei­nen Stif­tungs­auf­wand (Verwal­tung, Kommu­ni­ka­tion, Büros, IT etc.) ein Vermö­gen von rund 20 Millio­nen, sodass die Zustif­tun­gen nur jene Kosten tragen müssen, die sie selbst verursachen.

Gemäss dem Jahres­be­richt verei­nigte die Limmat Stif­tung 2021 15 Zustif­tun­gen und 34 zweck­ge­bun­dene Fonds? Was unter­schei­det die beiden Formen?

Zustif­tun­gen weisen ausser einer eige­nen Rechts­per­sön­lich­keit alle Merk­male einer selb­stän­di­gen Stif­tung auf: Vermö­gen, Bilanz, Zweck, Projekte, Regle­ment und ein eige­ner Zustif­tungs­rat. Zweck­ge­bun­dene Fonds sind eine schlan­kere und weni­ger stif­tungs­ähn­li­che Lösung. Grund­sätz­lich sind dort die Mittel auch an einen eige­nen Zweck mittels eines Passiv­kon­tos gebun­den. Ausser­dem haben die Geld­ge­be­rin­nen und Geld­ge­ber ein Mitspra­che­recht. Für grös­sere Vermö­gen und länger­fris­tige Vorha­ben sind Zustif­tun­gen die bessere Lösung.

Welche Vision hat die Limmat Stiftung?

Unsere Vision ist eine Welt, in der alle Menschen Bildung erhal­ten, die sie befä­higt, ihre Gemein­schaf­ten verant­wor­tungs­voll und zum Wohle aller zu gestal­ten oder kurz: «Entwick­lung durch Ausbil­dung». Die Limmat Stif­tung möchte somit nicht nur für die Geld­ge­ber­seite opti­male Lösun­gen anbie­ten, sondern auch für die bedürf­ti­gen Menschen. Ebenso die Messung des Social Impacts spielt für uns ein zentrale Rolle, damit die Mittel wirk­sam und effi­zi­ent einge­setzt werden. Daher stammt auch die Idee für unser Logo: Die Brücke zwischen Geld­ge­bern und Projekten.

Die Limmat Stif­tung hat in den vergan­ge­nen 50 Jahren über 1000 Projekte in 81 Ländern unter­stützt. Wie viele aktive Projekte laufen aktuell? 

Aktu­ell sind es ca. 50 Projekte in 15 Ländern, jeweils mit loka­len Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen. Viele Projekte beglei­ten wir auch näher mit unse­ren Projekt­ma­na­gern. Die Wahl der Projekte hängt einer­seits stark vom Wunsch der Geld­ge­ber ab. Ande­rer­seits spie­len auch unsere Quali­täts­kri­te­rien eine grosse Rolle.

Bilder aus den Projek­ten der Limmat Stiftung

Welches sind die thema­ti­schen Schwerpunkte? 

Seit 50 Jahren sind einige Themen für uns zentral und stel­len bis heute wich­tige Prio­ri­tä­ten dar: Kinder, Frauen sowie die Ausbil­dung von Ausbild­nern. In der Tat bilden Frauen die Mehr­heit unse­rer Begüns­tig­ten. Aktu­ell setzen wir einen Fokus auf die Berufs­aus­bil­dung und konzen­trie­ren uns dabei beson­ders auf die Umset­zung eini­ger Elemente aus dem schwei­ze­ri­schen dualen Bildungs­sys­tem in Entwicklungsländern.

Wie gross ist die Summe, mit welcher die Limmat Stif­tung Projekte fördert?

Wir unter­stüt­zen Projekte für jähr­lich 6 Millio­nen Fran­ken. Die Beiträge für Einzel­pro­jekte können stark vari­ie­ren, je nach Projekt­typ sowie Möglich­kei­ten der Gelge­be­rin­nen und Geld­ge­ber. Wich­tig für uns ist bei den Projek­ten der lokale Finan­zie­rungs­an­teil, damit, wenn unsere Unter­stüt­zung been­det ist, das Projekt nach­hal­tig weiter­ge­führt werden kann.

Was hat sich in den letz­ten zehn Jahren verändert?

Allge­mein ist eine Profes­sio­na­li­sie­rung sowohl im Stif­tungs­sek­tor als auch bei den Projekt­part­nern zu beob­ach­ten. Eine weitere Entwick­lung: Bis vor 25 Jahren war die Limmat Stif­tung die einzige Dach­stif­tung in der Schweiz. Jetzt sind es mehr als 20 Dach­stif­tun­gen mit einem Fonds­ka­pi­tal von ca. 1 Milli­arde Fran­ken. Glück­li­cher­weise sind wir gut vernetzt, können uns austau­schen und vonein­an­der lernen. In Koope­ra­tion mit dem Stif­tungs­ver­band proFonds orga­ni­siert die Limmat Stif­tung jähr­lich für alle Dach­stif­tun­gen einen Arbeits­tag. Weitere Infor­ma­tio­nen erhal­ten Sie auch auf www.dachstiftungen.ch.

Neu sind Sie auf allen wich­ti­gen Social-Media-Kanäle vertre­ten. Gibt es noch weitere Projekte hinsicht­lich der Digitalisierung?

Unsere Präsenz auf Social Media war ein schö­ner und wich­ti­ger Schritt. Der Auftritt ermög­licht uns eine akti­vere Infor­ma­ti­ons­ver­brei­tung sowie inten­si­vere Vernet­zung mit unse­ren Follo­wern. In weni­gen Tagen wird auch unsere neue Website online sein. Auf diese Neue­rung freuen wir uns sehr.

Was genau faszi­niert Sie als Geschäfts­lei­ter beson­ders an Ihrem Job?

Selbst, wenn jede ehrli­che Arbeit sinn­voll sein kann und soll, ist es beson­ders schön, wenn der eigene Einsatz einen direk­ten Nutzen zeigt. Es begeis­tert mich, wenn ich für Perso­nen mit finan­zi­el­len Möglich­kei­ten eine Lösung entwi­ckeln kann, damit sie Gutes tun. Es erfüllt mich beson­ders, wenn hilfs­be­dürf­tige Menschen dank unse­rer Projekte im Leben voran­kom­men. Zudem schätze ich das einma­lige Team mit meinen enga­gier­ten Kolle­gin­nen und Kolle­gen an der Geschäfts­stelle sehr.

Wie werden Sie das Jubi­läum feiern?

Am 1. Septem­ber 2022 feiern wir in Zürich eine grosse Jubi­lä­ums­ver­an­stal­tung mit zahl­rei­chen Freun­den und Verbün­de­ten der Stif­tung. Mehrere Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter der Dona­to­ren­seite werden ihre Erfah­run­gen mit unse­rer Dach­stif­tung schil­dern. Ebenso kommen drei extra ange­reiste Projekt­ver­ant­wort­li­che zu Wort. Hier­für haben wir Projekte aus Indien, Kolum­bien und Kenia ausge­wählt. Zudem fördern wir – auch mit Spen­den­auf­ruf – im Bereich der Berufs­aus­bil­dung drei Jubi­lä­ums­pro­jekte in drei verschie­de­nen Konti­nen­ten. Auf diesem Weg können auch bedürf­tige Menschen an unse­rem Jubi­läum teil­ha­ben, was uns beson­ders wich­tig ist.

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