Corporate Foundations befinden sich an der Schnittstelle von Unternehmertum und gemeinnützigem Engagement. In der Schweiz gibt es aktuell rund 225 Stiftungen, die eng mit einem Unternehmen verbunden sind.
Unter Corporate Foundations versteht man Stiftungen mit eigener Rechtspersönlichkeit, die von einem Unternehmen zur Ausübung philanthropischer Aktivitäten gegründet worden sind. Damit bewegen sie sich in einem eigentlichen Spannungsfeld. Denn während Unternehmen immer auf Profit ausgerichtet sind, verfolgen die Stiftungen einen gemeinnützigen Zweck. Mit der Gründung einer Stiftung schlagen die Wirtschaftsunternehmen eine Brücke zur zivilen Gesellschaft – es geht um Vertrauensbildung und die immer wichtiger werdende «Corporate Social Responsibility», die Verantwortung, die ein Unternehmen gegenüber der Gesellschaft wahrnimmt. Indem sie einen Teil ihres Gewinns in eine Stiftung auslagern, drücken die Unternehmen ihre Bereitschaft für ein langfristiges gesellschaftliches Engagement aus. Zudem fällt es Corporate Foundations meist leichter als gewinnorientierten Unternehmen, mit anderen NPOs in Kontakt zu treten.
Unterschiede in Grösse und Zweck
Aktuell gibt es in der Schweiz rund 225 Corporate Foundations. «Darunter fallen alle Formen von Stiftungen, die mit Unternehmen eng verbunden sind», meint Professor Georg von Schnurbein, Direktor des Center für Philanthropy Studies (CEPS) an der Universität Basel. «Die Stiftung kann sowohl vom Unternehmen gegründet als auch Eigentümerin des Unternehmens sein.» Die genaue Zahl zu eruieren, ist schwierig. Zum einen ist der Schweizer Stiftungssektor gross und dynamisch, jedes Jahr gibt es zahlreiche Neugründungen und Liquidationen. Zum anderen unterscheiden sich Corporate Foundations in Grösse, Zweck und Beziehung zum Mutterunternehmen zum Teil erheblich: Die inhaltliche Ausrichtung kann nahe beim Unternehmen liegen oder bewusst weit von ihm entfernt sein.
Reputation und Marketing
Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Unternehmen eine gemeinnützige Stiftung ins Leben ruft. «Im einfachsten Fall erfolgt die Gründung aus Überlegungen der Reputation und des Marketings», so von Schnurbein. Es gebe aber auch instrumentelle Überlegungen, wenn die Stiftung inhaltlich nahe am Kerngeschäft angesiedelt sei und sich Synergieeffekte für beide Seiten ergäben. Beispiele dafür sind die Syngenta Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft des Pflanzenschutzmittelherstellers Syngenta oder die Hear the World Foundation, mit der die Sonova-Gruppe als Herstellerin von Hörgeräten weltweit Kinder mit Hörverlust unterstützt. Es gibt aber auch Stiftungen, die in einem ganz anderen Bereich als das Unternehmen tätig sind. Diese finden sich häufig im Finanzsektor: Banken wie Credit Suisse oder UBS fördern mit ihren Stiftungen kulturelle, soziale und wissenschaftliche Projekte. Und in der Pharmabranche können Forschungsstiftungen durch ihre Rechtsform ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit gewährleisten.
Corporate Foundations gibt es in allen Branchen, tendenziell sind es aber eher die grossen Firmen, die eine Stiftung gründen. Manche, wie Novartis oder Nestlé, haben auch mehr als eine Stiftung gestartet. Seit den 1980er-Jahren stieg die Zahl der von Unternehmen gegründeten Stiftungen kontinuierlich an. «Die sich anbahnende Rezession könnte diesen Trend aber beenden», meint von Schnurbein.